Deggendorf
Polizeieinsatz im Transitzentrum Deggendorf wegen Abschiebungen

18.05.2018 | Stand 18.09.2023, 2:48 Uhr

Weil neun Asylbewerber abgeschoben werden sollten, hat es am frühen Donnerstagmorgen einen Polizeieinsatz am Deggendorfer Transitzentrum gegeben. Schon am Montag musste die Polizei zu der Asylbewerberunterkunft anrücken (im Bild). − Foto: Binder

Im Deggendorfer Transitzentrum ist es am Donnerstag zum zweiten Großeinsatz der Polizei in dieser Woche gekommen. Wieder sollten Asylbewerber in andere EU-Länder zurückgeschickt werden. Eine vierköpfige Familie aus Aserbaidschan mit Kindern im Alter von 10 und 7 Jahren sei nach Italien überstellt worden, teilte der Sprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern, Johann Lankes, mit. Zwei Asylbewerber wurden in Gewahrsam genommen.

Bei den abzuschiebenden Asylbewerbern handelt es sich um fünf Männer aus Sierra Leone und eine Familie aus Aserbaidschan mit zwei Kindern im Alter von zehn und sieben Jahren. Vier der Männer aus Sierra Leone sowie die Familie aus Aserbaidschan sollten im Rahmen des Dublin III-Abkommens nach Italien abgeschoben werden. Dort waren sie in die EU eingereist. Ein Mann aus Sierra Leone sollte nach Spanien gebracht werden. Die Überstellungen hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge per Bescheid angeordnet.

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Beamte der Polizeipräsidien Niederbayern und Oberbayern Nord sowie Kräfte der Bayerischen Bereitschaftspolizei betraten das Transitzentrum um 3.30 Uhr. Vier der Asylbewerber aus Sierra Leone hat die Polizei nicht angetroffen. Ein Mann aus Sierra Leone, der nach Italien abgeschoben werden sollte, konnte zunächst auch nicht angetroffen werden. Später haben die Beamten ihn jedoch gefunden und in Gewahrsam genommen. Eine Abschiebung war jedoch nicht mehr möglich. Die Zentrale Ausländerbehörde Niederbayern hat beim Amtsgericht Deggendorf einen Abschiebehaftbefehl gegen den Sierra Leoner beantragt. Die Überstellung der Familie aus Aserbaidschan verlief laut Polizei ohne Zwischenfälle.

Weil ein Bewohner des Transitzentrum die Polizei bei ihrem Einsatz gestört hat, wurde er vor Ort in Gewahrsam genommen. Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wurde er wieder entlassen. Eine schwangere Asylbewerberin, die nicht abgeschoben werden sollte, benötigte einen Rettungswagen. Sie wurde in ein Krankenhaus gebracht.

− ism/pnp