Deggendorf
Abschiebungen: Polizeieinsatz im Deggendorfer Transitzentrum

14.05.2018 | Stand 18.09.2023, 2:47 Uhr

Im Transitzentrum in Deggendorf haben Polizeibeamte in der Nacht auf Montag mehrere Personen, die abgeschoben werden sollen, in Gewahrsam genommen. −Foto: Binder

Ein Polizei-Großeinsatz hat sich in der Nacht auf Montag im Transitzentrum in Deggendorf ereignet. Mehrere Asylbewerber aus Sierra Leone und Aserbaidschan, die in andere EU-Länder abgeschoben werden sollen, wurden dabei in Gewahrsam genommen. Wie die Polizei mitteilt, wurde eine Familie aus Aserbaidschan ohne Zwischenfälle abgeschoben. Gegen drei Asylbewerber aus Sierra Leone wurden Abschiebehaftbefehle beantragt. Ein Mann ist zur Behandlung im Bezirkskrankenhaus.

Nach PNP-Informationen begann der Polizeieinsatz gegen 3.30 Uhr in der Nacht und dauerte etwa zwei Stunden. Zahlreiche Einsatzfahrzeuge und Hundeführer waren vor Ort.

Die Asylbewerber aus Aserbaidschan – eine Familie mit Kindern im Alter von 16 und 14 Jahren – sollten in die Slowakei überstellt werden. Die Asylbewerber aus Sierra Leone, eine 21-jährige Frau mit einem vierjährigen Kind und vier Männer, sollten nach Italien überstellt werden. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hatte festgestellt, dass die Personen aus Sierra Leone und die Familie aus Aserbaidschan über Italien beziehungsweise die Slowakei in die EU eingereist waren. Es handele sich um Abschiebungsmaßnahmen im Rahmen des sogenannten Dublin III-Abkommens, erklärte Pressesprecher Lankes. Das Abkommen regelt, dass Flüchtlinge nur in dem Land Asyl beantragen können, in dem sie zuerst angekommen sind.

19-Jähriger verletzt sich selbst

Laut Angaben der Polizei verlief die Gewahrsamnahme und Überstellung der Familie aus Aserbaidschan ohne Zwischenfälle. Ein 19-jähriger Asylbewerber aus Sierra Leone verletzte sich bei seiner Gewahrsamnahme selbst, er wurde zur Behandlung in ein Krankenhaus gebracht. Im Rahmen der Einlieferung in das Krankenhaus, die in Begleitung von Polizeikräften erfolgte, leistete er massiven Widerstand gegen die Polizeibeamten. Aufgrund seiner sich selbst beigebrachten Verletzungen wurde er in einem Krankenhaus behandelt und anschließend in ein Bezirkskrankenhaus eingeliefert.

Drei Abschiebehaftbefehle gegen Asylbewerber aus Sierra Leone

Die 21-jährige Asylbewerberin aus Sierra Leone leistete bei ihrer Gewahrsamnahme Widerstand, sie musste von den Einsatzkräften gefesselt werden. Die Frau wurde ärztlich untersucht, eine Verletzung konnte nicht festgestellt werden. Gegen den 19-jährigen Asylbewerber und die 21-jährige Asylbewerberin aus Sierra Leone werden von der Zentralen Ausländerbehörde Niederbayern beim Amtsgericht Deggendorf Abschiebehaftbefehle beantragt.

Im Anschluss an die Gewahrsamnahmen führte die Polizei in Zusammenarbeit mit Mitarbeitern der Regierung von Niederbayern eine Begehung der Unterkunft durch. Hierbei wurde einer der abzuschiebenden Asylbewerber in einem anderen Zimmer der Unterkunft festgestellt und in Gewahrsam genommen. Da sich dieser am Flughafen seiner Rückführung widersetzte, wurde von der Zentralen Ausländerbehörde beim Amtsgericht Erding ein Abschiebehaftbefehl beantragt.

Zwei weitere Asylbewerber aus Sierra Leone konnten nicht angetroffen werden. Polizeikräfte wurden bei dem Einsatz nicht verletzt.

− pnp