Passau
Hochwasserschutz: In acht Stunden muss alles dicht sein

Eine Simulation des Wasserwirtschaftsamts zeigt, wie alle mobilen Elemente rechtzeitig aufgestellt werden könnten

17.10.2023 | Stand 25.10.2023, 10:50 Uhr

Die Lücken in der Hochwasserschutzmauer in der Lindau müssen im Ernstfall schnell gefüllt werden. Auch in der Magalettigasse und an der Oberen Donaulände würden dafür mobile Elemente zum Einsatz kommen, irgendwann vielleicht auch in der Gottfried-Schäffer-Straße. Doch es muss zügig gehen. Acht Stunden Zeit bleiben von einer möglichen ersten Inn-Hochwasserwarnung, bis die Flut da ist. − Foto: Archiv Fischer

Von Johannes Munzinger

Es ist ein großes Gewusel – mit Zeitdruck. Lastwagen fahren im Akkord vom Standort des THW in der Regensburger Straße, laden Dämmbalken in der Magalettigasse, an der Oberen Donaulände und in der Gottfried-Schäffer-Straße ab, und beginnen wieder von vorne. In der Lindau sind Gabelstapler unterwegs und tun dasselbe, nur holen sie ihre Ladung aus der Schulbergstraße. Währenddessen sind Zweier- und Viererteams des Bauhofs und der Feuerwehr im Einsatz, um das Material zügig zu verbauen. Es muss schnell gehen. Acht Stunden darf es dauern, bis rund 2000 Quadratmeter mit mobilen Hochwasserschutzelementen bestückt sind. Wenn alles generalstabsmäßig abläuft, reicht das. Dann kommt die Flut.

Sollte morgen ein großes Hochwasser kommen, würde das nicht passieren. Noch handelt es sich nur um eine am Computer erstellte Simulation. Aber so könnte der Ablauf aussehen, wenn die Hochwasserschutzmaßnahmen in der Magalettigasse, an der Oberen Donaulände und – eventuell – auch in der Gottfried-Schäffer-Straße umgesetzt sind. Hannes Berger und Alexander Hummel vom Wasserwirtschaftsamt Deggendorf (WWA) haben am Dienstag dem Ordnungsausschuss erklärt, wie die Hochwasserlogistik funktionieren könnte.

Eines betonte Ordnungsamtsleiterin Karin Schmeller noch vor Beginn der Präsentation: „Diese Präsentation zeigt jetzt den Stand 2020“, erklärte Schmeller. Das Stadtratsplenum hatte sich gewünscht, über die Hochwasserlogistik informiert zu werden, also zeigte nun das WWA, was schon da ist. „Das ist nicht eins zu eins das, was kommen wird.“ Zumal die Hochwasserschutz-Planungen in der Gottfried-Schäffer-Straße derzeit ruhen.

Hummel oblag die Erklärung des genauen Ablaufs und wie die Planungen erstellt wurden. Maximal acht Stunden dürfe der Aufbau nur dauern, so lange dauert es von der ersten Warnung, bis ein Inn-Hochwasser da ist.

Ein Lager in der Regensburger Straße nahe dem THW würde sich anbieten, in der Lindau hingegen sollen die mobilen Elemente in einer neuen Halle gelagert werden. An beiden Standorten würden die Elemente nach einem LIFO-System gelagert: Last In First Out, oder in Hummels Übersetzung: „Was zuerst gebraucht wird, wird zuletzt eingelagert“.

Die Simulation, die eine externe Firma durchgeführt hat, hatte vor allem ein Ziel: herauszufinden, wie die benötigten Fahrzeuge und Arbeitskräfte am effektivsten eingesetzt werden könnten. Es würden also nicht immer überall gleichzeitig die Schutzelemente aufgebaut, sondern teilweise zeitversetzt, je nach Priorität. Das Resultat: „Wir bräuchten 77 Einsatzkräfte, sieben Transportfahrzeuge und acht Hebefahrzeuge.“ Federführend wäre dabei der Bauhof mit kräftiger Unterstützung der Feuerwehren.

Stadtbrandrat und Stadtrat Andreas Dittlmann erklärte dazu, dass mittlerweile alles schon durchgeplant sei. Ein wichtiges Kriterium dabei: „Die, die nicht hinter einer Hochwasserschutzmauer leben, dürfen nicht benachteiligt sein.“ Deshalb sollte der Aufbau auch mit möglichst wenig Personal auskommen.

Noch wird es aber lange dauern, bis diese Simulation Wirklichkeit werden könnte. In der Lindau soll der Hochwasserschutz 2024 funktionstüchtig sein, sagte Hummel. Der an der Oberen Donaulände muss noch diverse Planverfahren durchlaufen, vor 2026 werde wohl kaum mit dem Bau begonnen, der weitere drei Jahre dauern dürfte. Und wie es in der Gottfried-Schäffer-Straße weitergeht, steht in den Sternen.