Landesliga Mitte
Verteidiger aus Leidenschaft: 1,94-Meter-Hüne Alexander Sperl (21) ist der Fixpunkt in der Deggendorfer Defensive

19.10.2023 | Stand 20.10.2023, 11:48 Uhr
Franz Nagl

Fels in der Brandung: Am Deggendorfer Innenverteidiger Alexander Sperl haben sich schon so manche Stürmer die Zähne ausgebissen. − Foto: Franz Nagl

Glückliche Umstände und ein ausgeschlafener Sportchef waren dafür verantwortlich, dass der Landesligist Spvgg GW Deggendorf mit Alexander Sperl (21) zu Saisonbeginn einen neuen Innenverteidiger an sich binden konnte. Er sollte sich als wahrer Glücksfall für den Tabellensiebten herauskristallisieren.

Schon im ersten Saisonspiel gegen die Spvgg Osterhofen fiel der groß gewachsene Spieler auf, stach sogar hervor. Nicht wenige auf den Rängen fragten sich damals, wer denn der Spieler mit der Nummer 4 auf dem Rücken ist. Längst ist der Abwehrchef eine Hausnummer im regionalen Fußballsport. Die Heimatzeitung hat ihn erreicht, und der Junge aus dem Bayerischen Wald steht Rede und Antwort.

Sperl wechselte im Juniorenbereich von seinem Heimatverein TSV Regen nach Deggendorf. Nach einem Abstecher zur Spvgg Greuther Fürth zog es ihn wieder zurück zu den „Grün-Weißen“, bevor er dann über den ASV Cham den Schritt zum Jahn nach Regensburg wagte. Dort spielte er in der U19-Bayernliga, bevor er im Herrenbereich in die zweite Mannschaft des Jahn in der Bayernliga Süd aufstieg. Dort kam er verletzungsbedingt nur auf wenige Einsätze.

Nun, mit 21 Jahren, geht’s wieder nach Deggendorf. Warum es ihn wieder in die Heimat zog? „Bei mir hat sich studienbedingt kurzfristig eine neue Tür aufgemacht. Die wollte ich gerne nutzen. Das ist aber mit höherklassigem Fußball nicht vereinbar, da ich unter der Woche nicht trainieren kann“, verrät Sperl, der wegen eines dualen Studiums blockweise zwischen Herrsching und Regensburg pendelt und den Deggendorfern nur zu den Ligaspielen zur Verfügung steht. Deggendorfs Sportkoordinator Andreas Schäfer akzeptierte Sperls Voraussetzung für einen Wechsel und schnappte sich das Abwehrjuwel. „Ich wollte Alex im Winter schon holen, da hat er sich aber anders entschieden“, verrät Schäfer, der aber sehr glücklich ist, dass der gebürtige Regener den Weg zurückgefunden hat. „Es ist unser Weg, Talente zu fördern und möglichst in ein Bundesliga-Leistungszentrum zu bringen. Trotzdem ist die Tür immer offen für eine Rückkehr. So ist es auch bei Alex gewesen“, erklärt Schäfer.

Auch ohne Training ist Sperl der sprichwörtliche Fels in der Brandung der Deggendorfer Abwehr. Mit Robustheit hinten den Laden dicht halten zählt zu seinen Spezialitäten, darüber hinaus gefällt Sperl auch durch eine kluge Spieleröffnung- und Führung. Für sein noch junges Alter überzeugt der 21-Jährige mit einer ausgeprägten Übersicht und Abgeklärtheit, wie man es eher in den höheren Spielklassen bei an die 30-jährigen beobachten kann. Zudem sorgt er bei Ecken im gegnerischen Strafraum stets für Unruhe. So erzielte der 1,94-Meter-Mann auch seinen bislang einzigen Treffer. Per Kopf traf er zum 1:0 gegen den TSV Seebach (Endstand 2:1).

Aber reicht dem jungen Fußballer die Landesliga? „Mein Ziel ist es so hoch wie möglich zu spielen. Zunächst hat aber das Studium Vorrang und nach den drei Jahren und einem erfolgreichen Abschluss will ich nochmal voll angreifen“, verrät Sperl seine Zukunftspläne. Seine Leistungen haben auch Begehrlichkeiten bei anderen Vereinen geweckt. „Dazu will ich nichts sagen“, schmunzelt der waschechte Waldler. „Es freut mich natürlich, dass meine Leistungen auch von anderen Vereinen bemerkt werden. Ich konzentriere mich auf die restliche Saison mit Deggendorf. Ich fühle mich wohl, kenne auch noch viele Spieler und Verantwortliche von früher“, erklärt der 21-Jährige der auch weiß, wie hart diese Spielzeit noch werden wird. „Jetzt stehen zwei ganz wichtige Spiele an“, weiß Sperl im Hinblick auf die Partien beim TSV Bogen (Freitag, 19 Uhr) und nächste Woche bei der Spvgg Osterhofen. „Insgesamt können wir ganz zufrieden sein. Die Stimmung ist zwar nach den letzten Niederlagen etwas getrübt aber wir wissen, um was es geht. Das Ziel ist ganz klar der Klassenerhalt. Wir wissen, wo wir herkommen. Jeder weiß, wie manche Vereine finanziell unterwegs sind. Wir bleiben bodenständig unterwegs“, sagt Sperl.

Für Offensivspektakel ist die Schmöller-Truppe nicht bekannt. Mit 14 Treffern erzielte man nach Schlusslicht Tegernheim (10) die wenigsten Tore. Umso besser ist es für die Kreisstädter, dass mit Roman Artemuk ein Angreifer wieder mit von der Partie ist. „Die Partie in Bogen ist sehr wichtig. Überhaupt sind die nächsten drei Spiele gegen Mannschaften auf Augenhöhe wichtig. Da gilt es alles in die Waagschale zu werfen, um Zählbares zu holen“, sagt Spielertrainer Dominik Schmöller. Beruflich verhindert ist Marlon Nicklas. Der Polizist hat „aufgrund der aktuellen Lage verschärfte Einsatzpläne“. In Bogen wird es wieder auf eine gute Abwehr ankommen, die Tore verhindert. Alexander Sperl und seine Hintermänner werden alles daransetzen, dass am Ende auf Bogener Seite die Null auf der Anzeigetafel des Stadions steht.