Deggendorf
Stadtteilversammlung: TWD, Hochwasserschutz und Radweg als Themen

70 Zuhörer im Saal und 60 online

26.02.2023 | Stand 26.02.2023, 19:00 Uhr

Aufmerksam lauschten die Zuhörer im Zwickl-Saal den Ausführungen des Oberbürgermeisters. −Fotos: sas-medien

Ein Thema bewegt die Seebacher besonders: Das Produktions-Aus von TWD Fibres. „Damit geht eine Ära zu Ende“, verkündete OB Christian Moser in der Stadtteilversammlung, in der er über die Stadtpolitik und die Pläne für 2023 berichtete und etliche Anfragen beantwortete.

70 Zuhörer begrüßte Christian Moser im Gasthaus Zwickl, darunter auch viele Stadträte, gut 60 folgten der Versammlung online und auf Instagram. An den Anfang seines Berichts stellte Moser einige Zahlen: Von den 38000 Einwohnern der Stadt stellt Seebach 1255 mit Hauptwohnsitz, 42 Personen haben einen Nebenwohnsitz in Seebach. Acht Eheschließungen (Vorjahr: 3) und neun Geburten (14) waren 2022 zu verzeichnen, außerdem elf Sterbefälle (14). 55 Zuzüge (86) und 68 Wegzüge (66).

Vor 950 Jahren wurde die Ortschaft erstmals in einer Urkunde von Papst Alexander II. erwähnt, der Bischof Altmann von Passau die Güter übertrug, um einen „Vorposten“ des Bistums Passau donauaufwärts zu entwickeln. „Einen Einblick in diese Geschichte gibt Stadtarchivar Dr. Florian Schneider in einem Vortrag am 10. März (19 Uhr) im Gasthaus Zwickl.

Ein wichtiger Teil der Seebacher Geschichte ist im Dezember 2022 mit dem Produktions-Aus bei TWD Fibres zu Ende gegangen. 1959 hatte Heinrich Kunert die Textilwerke Deggendorf gegründet, der Standort Seebach wurde vier Jahre später geschaffen. „Kurz vor Weihnachten haben knapp 400 Beschäftigte die Kündigung erhalten“, so Moser. Jetzt müsse man gemeinsam nach vorne schauen. Als Glücksfall bezeichnete er, dass mit der Firma Karl ein örtlicher Investor um eine Weiterentwicklung des Areals bemüht sei. Für einen Teil der Anlagen konnte mit der Schock GmbH mit Sitz in Regen bereits ein neuer Mieter gefunden werden. Um den Lieferverkehr abwickeln zu können, sollen schon bald Bauarbeiten für eine Linksabbiegespur auf der Schwarzacher Straße sowie für eine Anliegerstraße im Anschluss an den öffentlichen Feld- und Waldweg Konseehof beginnen. Für die weitere Entwicklung des Areals werde ein Rückbau der bestehenden Anlagen erforderlich – „die ortsbildprägende Ansicht wird also verschwinden“.

Zum Thema Hochwasserschutz informierte Moser, dass sich die Schöpfwerke in Niederalteich bereits im Bau befinden. Der Endzustand werde erst erreicht, wenn der Hochwasserschutz an der Mühlhamer Schleife fertiggestellt sei. „Die gute Nachricht: Bei einem Hochwasser wie 2013 wäre Seebach schon heute sicher.“

Der Freistaat hat dem Staatlichen Bauamt Passau Mittel für den Ausbau von Radwegen entlang der Staatsstraße zur Verfügung gestellt. Im Herbst wurde ein 500 Meter langer Geh- und Radweg zwischen der Kläranlage Seebach und der Zufahrt zum Luberweiher parallel der Bahnlinie gebaut. „Diese Maßnahme wurde von Familie Kroiss vorgeschlagen, so haben wir einen Lückenschluss auf dem Donauradweg zwischen Deggendorf und Hengersberg geschaffen“, so Moser. Der drei Meter breite Weg könne auch von den Landwirten genutzt werden. Pünktlich zur Fahrradsaison – spätestens im Mai – soll die Geh- und Radwegunterführung zwischen Halbmeile und Oberdorf fertig sein. „Vorletzte Woche haben wir im Süden mit der Fertigstellung der Stützwände begonnen, im Anschluss folgt die Anbindung an die Ortsstraße Halbmeile. Die Stadt investiert 140000 Euro.“

Die bestehenden Straßen werden Zug um Zug saniert, dieses Jahr ist die Gemeindeverbindungsstraße zwischen Bucha und Vordertausch an der Reihe. Im September hatte der Stadtrat den Bebauungsplan „Eichberg Oberes Feld“ als Satzung beschlossen. Das Baugebiet umfasst vier Parzellen und wird über eine Energiezentrale versorgt.

Der OB dankte den Feuerwehren Seebach und Eichberg für ihre Leistungen. Heuer werde die FF Eichberg ein Notstromaggregat erhalten, das zum Betrieb von Pumpen geeignet ist, dafür seien 5200 Euro in den Haushalt eingestellt worden. Die Wehren seien ein wichtiger Bestandteil für die Katastrophenvorsorge. Notfallpläne für einen länger andauernden Stromausfall seien erstellt worden, in jedem Stadtteil würden „Leuchttürme“ eingerichtet, wo die Akkus lebenserhaltender Maschinen geladen werden könnten und die Bevölkerung Informationen oder auch einen Aufenthalt zum Aufwärmen finden könne. „Für Seebach wird dieser Leuchtturm in der Waldsportanlage zu finden sein“, so Moser. Am 2. Februar sei es im Stadtteil bereits zu einem größeren Stromausfall gekommen, der die Weiler Pumpenberg, Krößbach, Helming, Eichberg, Kleineichberg und Graben betraf. Durch den Schnee war ein Baum in die Freileitung gestürzt.

Neben den Feuerwehren galt Mosers Dank allen Vereinen. „Die ganze Stadt ist stolz auf ihren Landesligisten, den TSV Seebach, der auf Platz 1 in der Tabelle steht.“ Viele Ehrenamtliche hatten sich eingebracht, um die Aufnahme ukrainischer Familien zu ermöglichen. „Viele haben hier eine neue Heimat gefunden.“

Moser ging auch auf die Fortschritte bei der Digitalisierung und die Beteiligung am Modellprojekt „Smart Cities Smart Regions“ ein. Als Beispiel dafür nannte er die Besucherfrequenzmessung, die es ermöglich, die Zahl der Besucher in der Stadt zu erfassen. „Das hilft uns dabei, Märkte und Angebote besser zu planen, aber auch Maßnahmen wie die Sperrung der Pfleggasse und der Bräugasse in den Abend- und Nachtstunden zu evaluieren.“ Zudem werde der Breitbandausbau vorangetrieben. Seebach werde von LEONET ausgebaut.

Dann hatten die Bürger das Wort. Dabei wurde der Wunsch laut, die an der Kläranlage geplante Sitzbank lieber im Dreieck hinter dem Bahnübergang zu errichten. Der Anregung werde man gerne nachkommen, so Moser. Schlaglöcher in der Dorfzufahrt Oberdorf sollen Ende März verfüllt werden, die Versetzung der Geschwindigkeitsbeschränkung im Baustellenbereich auf der Staatsstraße sei bereits vollzogen: Das Verkehrsschild steht nun nicht mehr so nahe an der Bushaltestelle und wird leichter gesehen. Der Fußweg im Neubaugebiet „Oberes Feld“ wird mit einer wassergebundenen Schicht versehen, so dass er auch für Kinderwagen und Rollstuhlfahrer leicht befahrbar ist, versicherte Moser. Eine weitere Anfrage betraf die Fußgängerdrückerampel vorm Gasthaus Zwickl. Dort soll künftig eine gestrichelte Linie angebracht werden, um das Abbiegen sicherer zu machen. Den Wunsch nach einer eigenen Turnhalle in Seebach musste er zurückstellen: „Ich würde gerne eine bauen, aber finanziell ist das nicht drin.“ Sollte sich eine Möglichkeit ähnlich wie in Natternberg finden, wo der Sportverein den Bau finanziert und die Stadt sich beteiligt habe, sei er offen. Den Vorschlag, den Spielplatz am Kindergarten mit einigen neuen Geräten aufzuwerten, nahm Moser gerne entgegen.

− sas