450 Fans bei Django Asül in der Stadthalle
„Offenes Visier“ mit viel Deggendorfer Lokalkolorit

21.02.2024 | Stand 21.02.2024, 19:00 Uhr
Josefine Eichwald

Django Asüls vorletzte Aufführung des „Offenen Visiers“, mit dem er seit 2020 beim 25. Bühnenjubiläum durchgestartet ist – eine Pointen-Parade für den guten Zweck. − Foto: Eichwald

Das zehnminütige „Deggendorf-Special“ als Entrée in den Benefizabend des Rotary Clubs in der Deggendorfer Stadthalle mit Django Asül war superb. Neben der Beschreibung des „altehrwürdigen Schauspielhauses“, das als Vorbild für die Hamburger Elbphilharmonie gedient haben mag, schoss der Kabarettist aus Hengersberg auch verbale Pfeile im Hinblick auf die Gastgeber ab.

Die Rotarier machten solche Veranstaltungen für den guten Zweck, während die ähnlich gesinnten „Lioner“ (Lionsclub) mit der Metzgerinnung in Verbindung stehen, kalauerte er.

Er selbst habe sich für den Abend, bei dem er ohne Gage auftrat, als Honorar einen Gutschein für eine Altstadtführung gewünscht. So könne er besser nachvollziehen, warum Deggendorf ein Urlaubsziel für die Deggenauer ist. „1320 war Deggendorf schon Stadt, der erste Bürgermeister hieß Görlitz, den sie nach einer Stadt im Osten benannt haben, normal heißt der Huber“, konstatierte er unter Beifall.

Zu Asüls „Kabarett-Tricks“ gehört es, mit scheinbaren und unpassenden Nebensätzen ein nachhaltiges Lächeln auf die Gesichter der Zuhörer – 450 waren es am Dienstagabend – zu zaubern, etwa wenn er auf die Kelten in Deggendorf zu sprechen kommt (…„die Älteren werden sich noch erinnern“…) oder als 1877 die Bahn in der Wald führte … „damit wurde eine andere Kultur erschlossen – Gotteszell“, fand er.

Im Zick-Zack vom Individualisierungs- zum Optimierungswahn



Und dann ging es im Zick-Zack-Kurs weiter mit Überlegungen zum „Individualisierungswahn“ –„jeder möcht was Bsonderes sein“, führte Asül mit weitschweifender Gestik und differenzierter Mimik aus. In Hengersberg, fuhr er fort, seien alle gleich, weil die beim Feuerwehrfest alle den Rollbraten vom Metzger Stiglmeier essen. Dem Individualisierungswahn wiederum folge der „Optimierungswahn“, mit den Synergie-Effekten von Zweier-WGs mit 20-jährigen und 80-jährigen Bewohnern.

Neben abenteuerlichen Geschichts-Exkursen, die dazu führten, dass für Asül die Phönizier die Begründer der Globalisierung sind, und dass man „den EU-Akku nirgends so gut aufladen kann wie in Malta – da fällt eine Autobombe unter Regierungserklärung“, kann der Kabarettist nicht von seinem Männer-Stammtisch beim Café Einhellig in Hengersberg ablassen. Dort ist er mit seinen 51 Jahren das Nesthäkchen unter den anderen mit Jahrgängen zwischen 1936 und 1949.

An seinem Männer-Stammtisch ist Asül das Nesthäkchen



Dabei wird die Rolle vom Hans, den Asül samt dessen kerniger Ausdrucksweise mimt, überstrapaziert: „Nicht alles, was du siehst, muss auch so sein, wie Du es siehst“, gehört etwa zu Hans’ lapidaren Weisheiten. „Da erfind’ ma schöne G’schichen“, hat er Asül vorgeschlagen, als es darum ging, dass Asül eine Biografie schreiben solle. „Weil, dass du so a Langweiler bist, geht die andern nix o.“ Dass ihm ein Ghostwriter zum Schreiben an die Seite gegeben werde, davon habe er nix wissen wollen, so Asül: „Kennt der mi?“ – „Na woher denn?“, so die Antwort. „Wieso soll er dann meine Biografie schreiben? Ich will gar nicht wissen was in meinem Leben alles war.“ Schließlich laufe er jeden Tag auf dem Weg zum Stammtisch an seiner Zukunft vorbei: „Erst am Altenheim, dann am Friedhof.“

Uta Hielscher von den Rotariern hatte eingangs den Kabarettisten, ein Rotary-Neumitglied, auf die Bühne gebeten und unter anderen Vize-Bürgermeister Günther Pammer und Wirtschaftsförderer Andreas Höhn begrüßt. Asül hatte sich, wie er sagte, „auf ein vom Intellekt her starkes Publikum gefreut – Ihr habt schon geklatscht, wie ich das Weißbier bekommen habe.“

Im März gönnt sich Asül eine Ruhepause, im April sind die ersten Testauftritte für sein neues Programm geplant, und natürlich macht er auch wieder den Maibockanstich: „Ich hab vorgestern schon an den Aiwanger ein Dankesschreiben verschickt, weil ich ihn nur noch zitieren muss.“