Reaktionen auf „Infrastrukturkonferenz“
„Klimaentscheid“ und Grüne gegen A3-Ausbau bei Deggendorf

14.08.2023 | Stand 12.09.2023, 23:31 Uhr

ARCHIV - 18.07.2019, Sachsen, Borna: Ein Schild weist auf eine Baustelle auf einer Autobahn hin. (zu dpa «Biergarten, Zoo & Frühjahrsputz: Sachsen startet in den Frühling») Foto: Jan Woitas/zb/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Heftige Kritik an den bei der „Infrastrukturkonferenz“ von MdB Thomas Erndl präsentierten Vorhaben, insbesondere am A3-Ausbau, haben die Grünen sowie die Aktionsgruppe „Klimaentscheid Deggendorf“ geübt.

„Der sechsspurige Ausbau der A3 zwischen dem Kreuz Deggendorf und Hengersberg verschlingt nur Unsummen, die anderweitig wesentlich besser eingesetzt wären. Der durchgehende zweispurige Ausbau der Bahnlinie Plattling-Landshut würde deutlich weniger kosten und wäre wesentlich sinnvoller“, wird Kreisrat Matthias Schwinger in einer Pressemitteilung des Grünen-Kreisverbands zitiert. Die genannten Kosten von gut 300 Mio. Euro für die knapp zwölf Kilometer einschließlich Brücke bezeichnet Bauingenieur Ernst Friedl, Mitglied im Arbeitskreis Mobilität der Kreis-Grünen, als völlig unrealistisch. „Das sind Zahlen von 2015. Seither haben sich die Preise auch im Tiefbau deutlich erhöht, Stahl wurde z.B. um ein Vielfaches teurer. Die ähnlich lange, aber nur vierspurige Rheinbrücke der A40 wird momentan mit 500 Mio. Euro veranschlagt. Da kann man sich ausrechnen, was die sechsspurige Brücke in Deggenau kosten wird.“

Grüne: Die Brücke muss gar nicht erneuert werden



Die Aussage der Autobahn GmbH, man müsse ohnehin sanieren, da die Donaubrücke am Ende ihrer Lebenszeit sei, wollen die Grünen nicht gelten lassen. Das Bundesamt für den Straßenverkehr gebe die Lebensdauer solcher Brücken mit ca. 80 Jahren an, die Deggenauer Brücke ist dagegen knapp 50 Jahre alt. Es gehe nicht um die Sanierung der Brücke, sondern darum, die Autobahn zu verbreitern. Im Übrigen habe die Brücke im neuesten Zustandsbericht des Bundesamts für Straßenverkehr die Note 2,3 bzw. 2,9 erhalten, „was ebenfalls nicht dafür spricht, dass sie dringend erneuert werden müsste“, so der Grünen-Kreisvorsitzende Christian Heilmann-Tröster. Zum Argument, der Autobahnausbau ermögliche Lärmschutz, stellt er fest: „Den könnte man auch ohne Ausbau hinbekommen. Das wäre sicher schwieriger, aber machbar und rechtssicher zu begründen.“

„Verkehr gehört vermieden oder auf die Schiene“



Die Mitglieder der Aktionsgruppe „Klimaentscheid Deggendorf“ sehen die Projekte als Weg in die falsche Richtung. „Genannt wird als Grund für den Ausbau der angeblich weiter zunehmende Verkehr. Nach den Zahlen der Straßenbauer selbst geht das aber an der A3 ausschließlich auf angenommene Steigerungen beim Lkw-Verkehr zurück. Dieser Verkehr gehört jedoch vermieden oder auf die Schiene“, erklärt Georg Kestel, Vorsitzender des Bund Naturschutz Deggendorf und ein Mitglied der Aktionsgruppe. Es sei „eine krachende Themaverfehlung und Verkehrspolitik aus dem letzten Jahrtausend“, wenn man sich nur mit dem Kfz-Verkehr beschäftig, „keine Sekunde dagegen mit der Bahn, die z.B. Güterverkehr aufnehmen müsste, oder mit dem ÖPNV in der Region“, so Klaus von Eichhorn von „Parents for Future“. Aus dem Bericht zur „Infrastrukturkonferenz“ werde auch deutlich, wie wenig ernst die CSU in Bayern bisher die Aufgabe des Klimaschutzes tatsächlich nehme. „Wie wollen Erndl und die Verkehrsplaner das von der Staatsregierung selbst gesteckte Ziel der Klimaneutralität bis 2040 erreichen, wenn alles, was sie ernsthaft tun und finanzieren, in die falsche Richtung geht?“, so Petra Bachmeier, ebenfalls von „Parents for Future“.

− dz