Welche Bedürfnisse und Probleme haben die Geschwister von behinderten Kindern und Jugendlichen? Mit dieser Fragestellung befasst sich das Projekt GeschwisterCLUB im Landkreis.
Die organisatorischen und fachlichen Voraussetzungen, um diese Kinder und Jugendlichen gezielt zu unterstützen, werden nach dem Förderzuschlag durch die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) gerade im Landkreis geschaffen.
Das Landratsamt in Form des gesundheitlichen Sozialdienstes und der Gesundheitsregion Plus und der Trägerverein BIG e.V. erhielten als bisher einziges derartiges Projekt im Regierungsbezirk Niederbayern die Förder-Zusage. Darauf ist das Team stolz. Es besteht aus den fachlichen Ansprechpartnern am Landratsamt, Tobias Zitzelsberger und Rainer Unrecht, der Gesundheitskoordinatorin Sarah Schreiner sowie den Ansprechpartner beim Verein BIG e.V., Christoph Liebl (Vorsitzender), Stephanie Bauer (fachliche Ansprechpartnerin) und Katarina Straub (Geschwisterbeauftragte). Für die Zusage war die Gründung eines eigenen Vereins notwendig geworden. Weitere Unterstützung erfährt das Projekt von dem Augsburger Verein ISPA (Institut für Sozialmedizin in der Pädiatrie Augsburg).
Die Förderzusage für das Projekt gilt zunächst für drei Jahre. In dieser Zeit sollen verhaltens- und verhältnispräventive Maßnahmen sowie gesundheitsförderliche Lebensbedingungen für Geschwister von behinderten Kindern und Jugendlichen geschaffen werden, heißt es von den Verantwortlichen. Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche zwischen drei und 18 Jahren. Für heranwachsende Betroffene ab 18 Jahren soll ein eigenes Angebot geschaffen werden.
In Familien mit einem oder mehreren behinderten Kindern dreht sich in der Regel alles um deren Situation. Die besonderen Bedürfnisse der Geschwister werden leicht übersehen. Der GeschwisterCLUB will diese Belastungen durch den Aufbau eines speziellen Hilfenetzwerks auffangen und durch die Umsetzung spezieller Angebote verringern. „Ziel ist es, die Partizipation und die Chancengleichheit der Geschwisterkinder zu erhöhen und die Lebenssituation in belasteten Familien zu verbessern. Langfristig soll durch das entsprechende Angebot auch die psychische Gesundheit der Geschwisterkinder gefördert werden“ , formulieren es die Ansprechpartner. Derzeit erarbeitet das Team Fragebögen und verteilt sie an betroffene Familien, um eine Bedarfsanalyse zu erstellen.
Netzwerke aufbauen sowie Ressourcen- und Resilienzstärkung nennen die Ansprechpartner als weitere Stichworte für ihre künftige Arbeit. Bei Bedarf sollen Module für Trauerbewältigung und Geschwistertage organisiert werden. Zwei Module, die sich an die Altersgruppen sieben bis zwölf richtet sowie ein weiteres mit speziellen Fragestellungen für Teenager, fördern die Krankenkassen.
Von Januar bis März kommenden Jahres absolvieren die Sozialpädagogen die dafür notwendige Aus- und Weiterbildung. Danach sollen die ersten Module starten. Der Trägerverein will eigene Räume beziehen, in denen die Kurse sowie eine offene Sprechstunde abgehalten werden können. Landrat Bernd Sibler begrüßt die Implementierung des neuen Projekts im Landkreis. „Die Förderung von sozialen Kontakten ist total wichtig, auch nach Corona“, betonte er in der Pressekonferenz. Das betreffe vor allem Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf.
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