Sie will vor allem die Jugend erreichen
Deggendorfs Volksmusikpflegerin Elisabeth Hofmann macht ihr Ding

03.01.2024 | Stand 03.01.2024, 19:30 Uhr

Die Deggendorferin Elisabeth Hofmann ist seit Juni 2023 die neue Volksmusikpflegerin des Landkreises – und selber mit Leib und Seele Musikerin. − Foto: Stefan Schmidbauer

Im Juni hat Elisabeth Hofmann als Deggendorfer Kreismusikpflegerin die Nachfolge von Adi Brunner angetreten. Schon ihr ganzes Leben lang ist die Deggendorferin (58) der Volksmusik und auch dem Volkstanz verbunden. Ihr größtes Anliegen: Sie will auch die Jugend dafür begeistern.

Wie definieren Sie Ihr Amt als Volksmusikpflegerin?
Elisabeth Hofmann: Zuviel tut der Volksmusik oft gar nicht gut. Die Volksmusik, die ich pflege, ist eher etwas, das im Verborgenen blüht. Es gibt viele Leute, die sind selber sehr aktiv. Ich versuche, ein wenig hinter die Kulissen zu gehen. Der große Bruder, die volkstümliche Musik, drängt ja sehr auf Show und die Bühne. Da ziehe ich für mich eine klare Linie. Das darf es alles geben, aber Volksmusik ist eher etwas, das passiert. Das nicht geprobt wird, sich nicht inszeniert. Ich versuche also nicht, die kommerzielle Volksmusik zu fördern.

Wie sind Sie Kreismusikpflegerin geworden? Oder heißt es Volksmusikpflegerin?
Elisabeth Hofmann: Ich selber sage Volksmusikpflegerin des Landkreises Deggendorf. Landrat Bernd Sibler hat mich durch die Berufsfachschule schon sehr lange als volksmusikschaffend wahrgenommen. Vorgeschlagen hat mich mein Vorgänger Adi Brunner als seine Nachfolgerin. Ich mache seit ganz langer Zeit Musik und Volkstanz. Tanz und Singen gehört für mich zusammen, das sind keine Einzelbausteine. Wenn wer schön spielt, muss man tanzen. Wenn wo gesungen wird, wo man mitsingen darf, ist es besonders schön. Der Vortrag ist schön, aber auch das Mittun.

Wie alt waren Sie, als Sie Musik zum ersten Mal bewusst wahrgenommen haben?
Elisabeth Hofmann: Schon als Kleinkind, weil meine Eltern schon im Deggendorfer Jugendsingkreis bei Hans Keim mitgemacht haben. Ich durfte mit und bin unterm Flügel gesessen oder habe auf dem Arm meiner Eltern die Chorproben miterlebt. Mein Papa spielt Klarinette, meine Mama hat immer mehr gesungen und getanzt. Ich habe als Jugendliche mal aus Jux gesagt, ich will mal beruflich Volksmusik machen. Irgendjemand hat dann zu mir gesagt, ‚das kannst du in München studieren’ und das hab’ ich dann tatsächlich gemacht. Was viele nicht wissen: Ich habe ganz normal Musiklehrer studiert, mit dem Zusatz Volksmusik. Heute bin ich Lehrerin an der Berufsfachschule für Musik in Plattling.

Welche Eigenschaften bringen Sie mit für Ihr Amt?
Elisabeth Hofmann: Den Kontakt zu jungen Leuten. Ich stehe durch die Schule in gutem Kontakt mit der Jugend. Vor zwei Jahren haben wir an der Schule tatsächlich einen Volksmusikzweig bewilligt bekommen. Was ich selbst in der Ausbildung genossen habe, darf ich an meine Schüler weitergeben. Vorher war das ein Wahlfach, das aber auch schon sehr gut angekommen ist.

Nach über 40 Jahren Adi Brunner ist es sicher nicht einfach, so ein Amt zu bekleiden.
Elisabeth Hofmann: Ich versuche nicht, ihm nachzueifern. Ich mache mein Ding. Und das entspringt nicht unbedingt einem größeren Plan, sondern orientiert sich an meinen Fähigkeiten und den Gelegenheiten, die sich bieten. Ich kann nicht noch etwas für die Volksmusik tun, wenn an der Schule Stress ist. Meine Aktivitäten werden sich also an den Ferien ausrichten.

Was ist denn konkret in diesem Jahr geplant?
Elisabeth Hofmann: Ich habe mir Kooperationspartner wie die vhs oder die KEB gesucht. Dort sind verschiedene Veranstaltungen sozusagen untergestellt. Geplant ist am 3. Februar ein Volksmusiknachmittag beim Krähwirt zusammen mit der Loahmbergmusi. Am 27. Februar findet ein Infoabend zur Ausbildungsrichtung Volksmusik an der Berufsfachschule für Musik in Plattling statt. Zusammen mit der vhs am 19. Februar der Kurs Blockflöten in der Volksmusik und begleitende Instrumente und am 22. April Zweifache musizieren, gemeinsames Musizieren mit verschiedenen Instrumenten in C-Stimmung. In Zusammenarbeit mit der KEB bieten wir am 12. April Volksmusik im Gespräch im Hengersberger Spital, wo am 27. April auch Volksmusik im Museum stattfindet. Am 9. August wird es eine Liederwanderung auf der Rusel geben und im selben Monat ein Kennenlerntreffen am Düllhof. Und weil das Weihnachtssingen in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt gelungen war, will ich es am 26. Dezember wieder anbieten.

Wirkt eine Volksmusikpflegerin auch hinter den Kulissen?
Elisabeth Hofmann: Da ist ganz viel Geheimhaltung dabei, weil ich sehr viele Vorschläge für Ehrungen und Preise machen soll. Nicht nur regional, sondern auch überregional. Adi Brunner senior hat die Jugend viel in solche Gremien mitgenommen. Ich bin also schon vertraut damit.

Wie viele Volksmusiker gibt es im Landkreis Deggendorf?
Elisabeth Hofmann: Wahnsinnig viele. Bei der Verabschiedung für Adi Brunner haben wir angefangen, eine Liste zu erstellen, wer aller im Landkreis Volksmusik macht. Die Liste war sehr schnell sehr lang. Man kann das nicht in Zahlen sagen, aber ich empfinde den Landkreis als unglaublich engagiert in Sachen Volksmusik. Leider ist die Jugend oft nicht wirklich dabei. Meine Aufgabe wird es sein, die Alten zu unterstützen und zu loben und die Jugend nachzuziehen. Das wird ein sehr schwerer Weg werden.

Welches Image hat die Volksmusik bei jungen Menschen?
Elisabeth Hofmann: Das Moderne hat die Nase vorne. Wenn man beruflich Musik machen möchte, muss man wahnsinnig viel wissen, egal um welche Art von Musik es sich handelt. Die Basis ist immer schwere Lern- und Übearbeit. Dieses wirkliche Üben und Lernen ist schon nicht mehr so ganz im Zeitgeist. Es gibt im Landkreis aber schon auch junge Volksmusiker. Die Gegend rund um Hengersberg ist ein junges Pflaster: Martin Alfery, Florian Kasberger, Franz Dankesreiter oder Karin Schneider. Und es gibt auch andere, wie die Jugend der Familie Brunner. Das Feuer für die Volksmusik bei der Jugend zu entfachen, ist aber schon schwer und es bewegt sich von alleine nicht viel, man muss heben und schubsen. Das hängt damit zusammen, dass sich der Jugend viele andere Möglichkeiten bieten, dass sie am Handy alle Herrlichkeiten dieser Welt sehen.

In welchen Gruppen spielen Sie?
Elisabeth Hofmann: Hauptsächlich bei den Jausengeigern. Und es gibt ein neues junges Format, das Spozalmusi heißt. Drei Mädels zwischen 25 und 27. Ich bin der Seniorspatz und führe das mit der Gitarre a bissl.

Welche Instrumente spielen Sie?
Elisabeth Hofmann: Blockflöte ist definitiv mein Hauptinstrument. Das Hackbrett. Die Gitarre hat sich dazu entwickelt, weil es einfach praktisch ist. Der Kontrabass war im Studium mein drittes Instrument und natürlich spiele ich Klavier. Okarina ist so ein kleines Gadget. Gelernt hab ich mehr, aber diese Instrumente spiele ich aktiv.

Welche Musik außer Volksmusik hören Sie?
Elisabeth Hofmann: Tatsächlich höre ich selber kaum Musik, weil ich sie mache. Ich bin im Kirchenchor, spiele mit meiner Blockflöte viel Barockmusik, singe sehr gerne bei Oratorien oder Messen mit – Mozart, Haydn, was sich halt bietet. Aber, ganz ehrlich, daheim kann ich’s nicht haben, weil ich den ganzen Tag so viel Musik habe, dass ich zu Hause die Ruhe genieße. Und ich gehe sehr gerne in die Oper, aber auch diese Musik nicht von der CD, sondern live.

Was bedeutet Musik für Sie?
Elisabeth Hofmann: Musik ist zwar Arbeit, hat aber nie aufgehört, Berufung und Hobby zu sein. Egal ob es Musizieren oder Singen ist, es gehört als richtiger Baustein zu meinem Leben. Ich genieße sehr, dass ich jetzt als Volksmusikpflegerin viel planen und entscheiden darf. Und wenn ich es schaffe, der Jugend meine Begeisterung zu vermitteln, wäre das ein schönes Geschenk für mich.