Trotz Protest von Stadt und Landkreis
Amt und Wiges halten an Schiffsparkplatz bei Fischerdorf fest

09.02.2024 | Stand 09.02.2024, 19:00 Uhr

Entlang des Donauufers in Fischerdorf soll eine Liegestelle für bis zu neun Schiffe gebaut werden. − Archivfoto: Gabriel

Die zuständigen Behörden sehen im Deggendorfer Hafen keine Alternative zur geplanten Schiffsliegestelle bei Fischerdorf. Entsprechende Stellungnahmen von Stadt und Landkreis wurden im laufenden Planfeststellungsverfahren zurückgewiesen, berichtet die mit der Umsetzung der Liegestelle beauftragte Wiges (Wasserbauliche Infrastrukturgesellschaft mbH) in einer Pressemitteilung.

Eine Schiffsliegestelle ist so etwas wie ein Autobahnparkplatz an der Wasserstraße. Denn nicht nur für Lkw-Fahrer, sondern auch in der Güterschifffahrt gibt es vorgeschriebene Ruhezeiten. Deshalb braucht es in regelmäßigen Abständen Liegemöglichkeiten für die Schiffe. Nötig sind die auch, wenn etwa bei Hochwasser, Schleusensperrungen oder Unfällen ein Abschnitt nicht befahren werden kann. An der Donau sei zwischen Straubing und Vilshofen eine weitere Schiffsliegestelle dringend erforderlich, sagt die Schifffahrtsverwaltung des Bundes. Die Wiges, eine Tochterfirma des Freistaats, die hauptsächlich für den Donauausbau und den Hochwasserschutz da ist, wurde mit der Umsetzung beauftragt.

Bei Stadt und Landkreis haben die Pläne freilich für Kopfschütteln gesorgt. Landrat Bernd Sibler nannte sie „fast einen Schildbürgerstreich“, weil auf der gegenüberliegenden Donauseite viel Platz für Schiffe ist – im Hafen. Den Neubau halten die verantwortlichen Kommunalpolitiker daher für Geldverschwendung. Die Stadt Deggendorf befürchtet außerdem noch die Verschandelung des Fischerdorfer Donauufers direkt gegenüber des Donauparks.

Im laufenden Planfeststellungsverfahren bei der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt in Würzburg haben deshalb sowohl der Stadtrat als auch der Kreistag ablehnende Stellungnahmen beschlossen. Diese sollen aber nach dem Willen des zuständigen Wasser- und Schifffahrtsamts Donau MDK und der ausführenden Wiges zurückgewiesen werden. Der Alternativstandort sei „intensiv geprüft worden und ist im Ergebnis nicht realisierbar“, schreibt die Wiges in einer Pressemitteilung. Aus der wird allerdings auch deutlich, dass es bei der Prüfung des Hafens nur darum ging, ob dort eine Liegestelle nach allen Standards des Bundes für solche Einrichtungen gebaut werden könnte. Einfach den Hafen, so wie er ist, für die „parkenden“ Schiffe zu verwenden, zieht das Amt offenkundig überhaupt nicht in Betracht.

„Bei Einrichtung einer Schiffsliegestelle durch den Bund werden die betrieblichen Belange des GVZ Hafen Deggendorf dauerhaft erheblich beeinträchtigt“, heißt es in der Pressemitteilung zu den Gründen, warum am Standort Fischerdorf festgehalten werden soll. Für eine Liegestelle müsste am Hafen das 2019 errichtete „Gleis 1“ (donaunächstes Gleis) wieder entfernt und durch einen Betriebsweg ersetzt werden. Der Hafen lehnt einen Rückbau des Gleises aber ab.

Für eine „potenzielle Nutzung als bundeseigene Schiffsliegestelle“ komme nur ein etwa 300 Meter langer Abschnitt am nördlichen Ende der Hafenlände in Betracht, das sei deutlich weniger als die geplanten 410 Meter in Fischerdorf. Zudem könnten die bestehenden Anlagen am Hafen „verschiedene Anforderungen, die für die Genehmigung einer bundeseigenen Schiffsliegestelle unabdingbar sind, nicht erfüllen“, heißt es weiter. „Eine Nutzung ohne aufwändige, kostenintensive Umbaumaßnahmen ist daher ausgeschlossen.“ Nötig wären eine zusätzliche Dalbenreihe, weil die bestehenden Festmacheinrichtungen für Schiffe etwa drei Meter zu niedrig seien. Statt der aktuell vorhandenen Kaileitern seien Treppen inklusive Podeste sowie drei neue Landgangstege erforderlich. Auch müsse eine räumliche Trennung der Infrastruktur des Hafens (insbesondere Gleisanlagen) und der „bundeseigenen Liegestelle“ gegeben sein, Die Herstellung eines landseitigen Betriebsweges mit Anschluss an das öffentliche Verkehrsnetz sei erforderlich.

In Fischerdorf planen Wiges und Wasser- und Schifffahrtsamt eine so genannte Dalbenliegestelle. Dalben sind Stahlpfähle, die in den Flussboden gerammt sind. Davon sollen insgesamt 14 auf einer Länge von gut 400 Metern zwischen Maximiliansbrücke und Autobahnbrücke vor dem Fischerdorfer Donauufer stehen. Außerdem soll es drei Landgangstege als Umsetzstelle für auf Schiffen mitgeführte Autos geben. Die Dalben müssen so hoch sein, dass sie bei einem 100-jährlichen Hochwasser noch einen Meter aus dem Wasser schauen. Die meiste Zeit ragen sie also mehrere Meter aus dem Wasser.

Die bestehende Ufervegetation kann laut Wiges weitgehend erhalten werden. Am Ufer müssen etwa 400 Meter Weg entlang der Liegestelle und 100 Meter durchs Vorland zum Deich gebaut werden.

− stg