Verhexter Wald

29.04.2024 | Stand 29.04.2024, 8:00 Uhr

Der Flockenstielige Hexen-Röhrling ist nicht selten. Im rohen Zustand ist er giftig, gekocht aber essbar. − Foto: Walter J. Pilsak

Viele Menschen glaubten einst daran, dass es Hexen gibt. Und dies nicht nur in der Walpurgisnacht. Hexen sind auch in Brauchtum, Sage und Umgangssprache vertreten. Aus der Zeit der grausamen Hexenverfolgungen haben sich bis heute zahlreiche Sagen erhalten, in denen von Hexen die Rede ist. Auch Hexenbrauchtum wird bis in unsere Zeit hinein gepflegt. Dies gilt vor allem für die Walpurgisnacht, in der ja die Hexen ihr Unwesen treiben sollen.
Der Wald war schon immer der Ort der Hexen. Doch keiner sieht sie und keiner hört sie, obwohl diese in unseren Wäldern heute noch daheim sind. Warum wir sie nicht in physischer Form sehen, obwohl sie so präsent sind, hat seinen guten Grund. Es sind Pflanzen oder Pilze, welche die Bezeichnung „Hexe“ in ihrem Namen tragen oder die sogenannten typischen Hexenpflanzen, die meist zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanazeen) gehören. Aus den Inhaltsstoffen der Hexenpflanzen wie Bilsenkraut, Tollkirsche oder Eisenhut wurden die mysteriösen Hexensalben hergestellt.

Mit Besen sollen die Hexen einst durch die Lüfte geflogen sein. Solche Hexenbesen findet man an den unterschiedlichsten Bäumen. So z.B. an den Birken. Es sind dichte Bündel von kleinen Zweigen die aussehen, als hätte man kleine Stallbesen auf den Baum gebunden. Früher glaubte man, dass die Hexen diese auf ihrem Ritt verloren haben. Diese buschartigen Verwachsungen entstehen aber durch einen Pilz. Es ist der Schlauchpilze Taphrina betulina. Dieser bildet auf der Oberfläche der Birkenäste winzig kleine Schläuche aus. Dadurch verursacht er dauerhafte Wuchsstörungen, indem er die Birke immer wieder zum Austrieb und zur Neubildung von sogenannten schlafenden Knospen antreibt. Dies hat zur Folge, dass es an den Befallsstellen zu einer Zweigsucht kommt. Auch an Eschen, Lärchen, Robinien, Tannen und Fichten können Hexenbesen vorkommen. Deren Verursacher sind meist pflanzenpathogene Viren, Rostpilze oder vererbliche Knospenmutationen.
Kaum zu sehen ist auch das Hexenei der Stinkmorchel. Dieser Pilz entwickelt sich zunächst unterirdisch, ähnlich wie ein Ei, bevor dann die eigentliche Stinkmorchel daraus entsteht. Dies wurde einst auf seltsame Art verwendet. Man gebrauchte sie als Zutat zu Liebestränken. In einigen Ländern soll man diesen Pilz noch heute ans Vieh verfüttern, um so seine Fruchtbarkeit zu vermehren. Aufgrund ihres seltsamen Aussehens und des widerlichen Gestanks brachte man die Stinkmorchel deshalb mit Hexen in Verbindung.
Als Liebestrank verwendete man auch den Tau, der innerhalb eines Hexenringes gesammelt wurde. Ein Hexenring entsteht aus Pilzen, die kreisförmig wachsen, wobei der Durchmesser des Kreises jedes Jahr größer wird. Unseren Vorfahren war dies nicht ganz geheuer. Man konnte es sich nicht erklären, wie diese kreisförmigen Gebilde entstanden.

Den ausführlichen Artikel lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der Altbayerischen Heimatpost