Berchtesgaden
Zurück ins Mittelalter

13.03.2023 | Stand 13.03.2023, 8:00 Uhr

Das historische Nachtwächterstüberl im Herzen Berchtesgadens. Hier bewirtet die 74-Jährige auch ihre Gäste.

Bis sie „der Herrgott von der Straße nimmt“, solange will Anna Glossner in der Rolle als historische Nachtwächterin über Berchtesgadens Geschichte berichten. Sie ist in ihrer Gewandung stadtbekannt. Erst nach einem schweren Autounfall erfüllte sie sich ihren Traum, die „Geschichten über die Geschichte“ zu erzählen.
Das Nachtwächterstüberl im Herzen des Ortes ist ein beschaulicher Platz hinter dicken Mauern. Einst gehörte es zu Berchtesgadens Schloss, dann war es ein Mauthaus, später ein Schulhaus. Bis Anna Glossner es übernahm, war ein Schuster zu Miete. Jahrhundertealt ist das Gebäude im Zentrum des Marktes, wo man Besucher einer vergangenen Epoche wird: Gotische Spitzbogentüren, historische Schränke, geschnitzte Figuren umgeben das kleine Reich von Anna Glossner. Das Haus ist der Ausgangspunkt einer ganz besonderen Leidenschaft, die die aus Schwindkirchen bei Dorfen stammende Wahl-Berchtesgadenerin antreibt: ein Dasein als historische Nachtwächterin.

Den Beruf selbst gibt es schon lange nicht mehr. Die Aufgaben eines Nachtwächters waren zwar überschaubar, aber wichtig: Stunden ausrufen, nach Feuer Ausschau halten, Sperrstundenkontrollen in den örtlichen Wirtshäusern durchführen. „Nachtwächter mussten achtgeben, dass die Bürgerschaft vor dem Lumpengesindel geschützt war“, erzählt die geschichtlich bewanderte Frau, die in ihrer Rolle voll und ganz aufgeht. Bis sie das erste Mal in die ungewöhnliche Rolle schlüpfte, vergingen allerdings 50 Jahre.
„Ich bin ein echtes Bauerndirndl“, sagt Anna Glossner. Eingebunden in Arbeit verbrachte sie ihre Jugend: „Wenn andere zum Schwimmen gingen, musste ich am Steinberger Hof helfen.“ Archäologin wollte sie gerne werden: „Das Alte hat mich seit früher Jugend interessiert.“ Verwandte holten sie als Kindermädchen nach Übersee. Mit 16 Jahren lernte sie bei einem sonntäglichen Spaziergang ihren späteren Mann Rudi kennen, einen gebürtigen Reichenhaller: „meine große Liebe“, sagt sie. Den Eltern, echte Bauersleut’, war das gar nicht recht: „Er hatte ja nichts vorzuweisen.“ Er war Handwerker, liebte die Bauernmöbelmalerei und wollte Kirchenmaler werden. Anna wurde mit 17 schwanger, heiratete früh. Die Mutter war geknickt, Mitgift bekam die junge Frau keine. „Wir haben armselig angefangen“, sagt Anna Glossner heute. Trotz der Widerstände war es die Basis für ein gemeinsames Leben.

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