Berchtesgaden
Seine Chance

28.08.2023 | Stand 28.08.2023, 8:00 Uhr

Eine seiner Lieblingstätigkeiten: das Errichten des Lagerfeuers. Und wenn die Jugendlichen dann mit rot leuchtenden Gesichtern im Kreis sitzen, ist auch er glücklich. −Foto: Kilian Pfeiffer

Den Kindern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, das ist das Beste an seinem Job, sagt der Schönauer Alex Hellenkamp. Nach einem Schlaganfall mit 26 Jahren und eingeschränkt durch einen gelähmten Arm hatte er selbst lange Zeit nichts zu lachen. Dann bekam er eine Chance: Seit einem Jahr arbeitet er als Rezeptionist in einer der größten Jugendherbergen Bayerns. „Ein absoluter Glücksgriff trotz der Einschränkung“, sagt seine Chefin.
Mit seiner linken Hand packt Alex Hellenkamp den Holzscheit und legt ihn in die Schubkarre. „Ich bereite ein Lagerfeuer für die Jugendlichen vor“, sagt der 37-Jährige. Den rechten Arm kann er nicht benutzen: Alex Hellenkamp hat darin kein Gefühl, ebenso wenig im Bein. In seinem Kopf war ein Aneurysma geplatzt, ein Schlaganfall beendete sein altes Leben. Eigentlich wollte er Karriere machen, besuchte mehrere Unis im Ausland. Nun war es kurz vor knapp, er überlebte nur durch eine Notoperation. Alex Hellenkamp lag im Koma, monatelang war sein Schädel geöffnet.

In den rechten Arm und das Bein ist das Gefühl nie mehr zurückgekehrt. Fahrradfahren ist nicht mehr möglich, gehen aber kann er. Erst nach sechs Monaten regelmäßiger Besuche beim Logopäden lernte er wieder das Sprechen. Für den Alltag ist sein Handicap manchmal einschränkend, für die Jobwahl war es das ebenso. Aber er weiß damit umzugehen. „Ich mache mittlerweile alles mit dem linken Arm“, sagt der studierte Bierbrauer, der vor seinem Schlaganfall den Master of Business Administration (MBA) anstrebte.

Als die Schubkarre voll mit Holz für das Lagerfeuer ist, greift der Mittdreißiger mit der linken nach seiner rechten Hand. Er umfasst die gebeugten Finger, streckt sie nach hinten und legt die gelähmte Hand um den Griff des Schubkarrens. „Wenn ich mich konzentriere, geht das“, sagt er und schiebt die Karre zum Lagerfeuerplatz. Am Ende löst er die Finger wieder vom Griff. Ohne Hilfe der linken Hand würde das nicht klappen.
Nicht mehr Bierbrauer, sondern Rezeptionist zu sein, das erfüllt Alex Hellenkamp. Er betont das immer wieder. Petra Renner, die Leiterin der Jugendherberge und seine neue Chefin, hatte über sein Schicksal gelesen. Sie gab ihm eine Chance und ist sehr zufrieden mit ihrem Mitarbeiter. Die Jugendherberge Berchtesgaden ist der zweitgrößte Übernachtungsbetrieb in der Region. Nach millionenschwerem Umbau und der Wiedereröffnung berichtete die Medienlandschaft über eine der ersten Design-Jugendherbergen am Fuße des Watzmann. Das Haus hat eine lange Geschichte. Früher befand sich darin die Adolf-Hitler-Jugendherberge, eine Erziehungsstätte des Nationalsozialismus mit Platz für 1000 Personen.

Den ausführlichen Bericht lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der Altbayerischen Heimatpost.