Neuötting
Ihm ging’s nicht nur um den Glauben

04.09.2023 | Stand 04.09.2023, 8:00 Uhr

Pater Oberreiter, umgeben von Einheimischen seines Missionsgebietes, bei der medizinischen Versorgung eines verletzten Beins. Repros: Ernst Deubelli

Aus dem Dunkel der Vergessenheit tritt eine der interessantesten Persönlichkeiten, die wohl jemals in Neuötting das Licht der Welt erblickt haben: Missionar Pater Joseph Oberreiter. Im Jahr 1876 in der oberbayerischen Innstadt geboren, wurde er am 25. Juli 1901 im Dom in Münster zum Priester geweiht. Nach über 40 Jahren Arbeit als Missionar starb er am 21. Februar 1944 in der Kongregation der Missionare vom Heiligsten Herzen Jesu oder kurz „Herz-Jesu-Missionare“ in einem japanischen Internierungslager in Melanesien, auf einer Insel im Bismarck Archipel in den ehemals deutschen „Schutzgebieten“ in der Südsee, östlich von Papua-Neuguinea.
Christian Huschka, Vorsitzender des Heimat- und Verschönerungsvereins Neuötting, hatte vor Jahrzehnten von dem vergessenen Sohn der Innstadt und von einer Publikation, die er zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts verfasst haben soll, gehört. Titel: „Bei den Menschenfressern – Schilderung von Land und Leuten auf der Insel Neupommern (Bismarck Archipel) und seiner 10jährigen Missionstätigkeit“. Der Reinerlös aus dem Verkauf der Broschüre sollte der katholischen Missionsstation in Taui im damaligen Bismarck Archipel überwiesen werden.
„Wo ich diesen Hinweis erhalten habe, das weiß ich nicht mehr“, sagt Huschka, „es war eher ein Gerücht.“ Aber es hat ihn nicht mehr losgelassen. Dann konnte Christian Huschka die Broschüre mit einem Umfang von 55 Seiten via Internet in einem Antiquariat für Neuötting erwerben. Gedruckt und verlegt wurde das Heft 1913 bei Niedermayer & Seidl in Neuötting. Es wirft ein kurzes Schlaglicht auf einen Mann aus dem tiefsten Oberbayern, der sich vor über 100 Jahren in eine völlig unbekannte und für die meisten Menschen wohl beängstigende Welt wagte, als Pater der MSC, der Herz-Jesu-Missionare. Rund 1500 Mark kostete die etwa siebenwöchige Reise von Neuötting aus in die ferne Südsee, schreibt der Missionar in seiner für damalige Verhältnisse reich bebilderten Broschüre.
Um die Kaufkraft dieser Summe in der Gegenwart zu ermitteln, kann man sich des Bierpreises bedienen: Im Jahr 1910 kostete die Maß Bier 24 Pfennig; das ist durch den „Dorfener Bierkrieg“ belegt, bei dem es sich um eine Wirtshausrebellion in der Stadt Dorfen im Isental im Landkreis Erding handelt. Anlass war eine geplante Erhöhung des Bierpreises von 24 auf 26 Pfennig. Legt man nun der Einfachheit halber 25 Pfennig pro Maß fest, ergeben 1500 Mark insgesamt 6000 Maß Bier. Und nimmt man einen mittlerweile günstigen Maßpreis von nur 8 Euro an, dann entsprechen die 1500 Mark heute mindestens einer Kaufkraft von rund 48000 Euro. Warum der Umweg über den Bierpreis? Bier hat es auch vor über 100 Jahren gegeben und gibt es heute noch.

Den ausführlichen Artikel lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der Altbayerischen Heimatpost