Innige Liebe zur Gottesmutter

22.04.2024 | Stand 22.04.2024, 8:00 Uhr

Schaut! Das ist eure Waffe, das ist euer Kampf.“ So wandte sich das „Kirchliche Wochenblatt“ im Revolutionsjahr 1848 an die Frauen. (Marienaltar aus dem 16. Jahrhundert) Foto: Jens Wolf/dpa

In einem sozial engagierten Münchner Kloster feierte 1841 die Maiandacht ihre Deutschland-Premiere: Die „Schwestern vom Guten Hirten“, die sich um gefährdete Frauen und Mädchen kümmerten, hatten aus ihrem französischen Mutterhaus in Angers eine stark marianische Frömmigkeit mitgebracht. Die Tradition der täglichen Maiandacht mit Prozession am Morgen und Litaneigesang gehörte dazu. In Frankreich war das einmal auch eine politische Demonstration gewesen, eine Gegenveranstaltung zu den Frühlingsfeiern der Revolutionäre. Ein Jahr später folgte Aachen mit der Einführung der Maiandacht in jener Armenküche, die das ebenfalls sehr sozial orientierte Haus Fey für die Opfer der Industrialisierung unter den zahllosen Heimarbeitern eingerichtet hatte.

„Thatsache ist es, daß bei diesen Andachten die Kirchen buchstäblich sich füllen und Wirthshäuser und Angelplätze etc. wenn nicht ganz, doch guten Theils verlassen werden, und dieses freiwillig, ohn Zwang und Nöthigung weder von Seite der Policei, des Sittengerichtes noch des Pfarramtes.“ Solchermaßen begeistert registrierte der Dekan des Landkapitels Regensberg im Schweizer Kanton Aargau 1858 die ungeheure Popularität der erst vor kurzem eingeführten Maiandacht im katholischen Volk.

Ihre Wurzeln hat die Maiandacht in der Kreuzverehrung des Mittelalters und in der Bitte um gute Witterung für die Frühjahrssaat. Erst sehr spät verband sich solch bäuerliche Frömmigkeit mit der Verehrung der Muttergottes, und bald darauf erreichte die Maiandacht auch schon ihre Blütezeit: im Biedermeier.

„Geistlicher Mai“ hieß jene Form zärtlich-realistischer Kreuzverehrung im Mittelalter, die den mit zahllosen heidnischen Bräuchen verbundenen Maibaum durch das Kreuz Christi zu ersetzen suchte. Schon im 10. Jahrhundert taucht im Sakramentar des Bischofs Abraham von Freising ein grün gefärbter Kreuzbalken auf, in liturgischen Texten wurde das Kreuz als „Lebensbaum“ gefeiert, und seit dem 12. Jahrhundert ließen sich die Bauern kleine Kreuze segnen, die sie zum Schutz gegen Gewitter und Hagel in Äcker, Weinberge und Obstgärten steckten.

Aus der Tradition des „Geistlichen Mai“ und aus dem alten Brauch des „Wettersegens“ bildete sich im 18. Jahrhundert, nach verheerenden Missernten, vor allem im Rheinland und in Franken eine spezielle Bittandacht um gutes Wetter heraus, das sogenannte „Maigebet“. Im Erzbistum Trier läutete man nachts die Glocken gegen den Frost – und in der Vorstellung der abergläubischen Leute auch gegen Hexen und Dämonen, die sie für die gefürchteten späten Nachtfröste verantwortlich machten. Die kirchliche Obrigkeit erließ deshalb strenge Verbote gegen das „Mailäuten“ – zumal im Gefolge des nächtlichen Glockenspektakels „ärgerlich Händel unter beyderley Geschlechts Jugend“ vorgefallen sei, wie der Erzbischof und Kurfürst Klemens Wenzeslaus 1784 entrüstet feststellte.

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