Altötting
Der letzte Hoffnungsstern

15.04.2024 | Stand 15.04.2024, 9:00 Uhr

Der Altöttinger Kapellplatz ist Ziel zahlreicher Pilger − bis in die heutige Zeit. Ein Priener Zimmermann legte nahezu jedes Jahr die Strecke von über 60 Kilometer zurück, um der Mutter Gottes seine Dankbarkeit zu zeigen. − Foto: Anton Hötzelsperger

Am 30. Mai des Jahres 1887 machte sich ein 25-jähriger Priener auf den langen Weg in Bayerns bekanntesten Marienwallfahrtsort Altötting, um ein Gelübde zu erfüllen. Es war der Zimmermann Franz Stocker, der zuvor Unglaubliches er- und überlebte. Die kürzestes Strecke zur Gnadenkapelle beträgt 60 Kilometer, und der junge Mann trug auf seiner zweitägigen Reise auch noch eine schwere Last mit sich.
Der Priener Zimmermann hatte schließlich der Mutter Gottes von Altötting in allergrößter Hilflosigkeit und Not versprochen, ein großes Holzkreuz zur Wallfahrtsstätte zu tragen, wenn sie ihm denn helfen würde. Fast zweieinhalb Meter lang und über einen Zentner schwer war es, Stocker hat es in Grabenstätt aus Eichenholz anfertigen lassen. Noch heute, 136 Jahre später, nimmt dieses Glaubenszeichen inmitten der vielen Votivtafeln an der Außen-Nordseite der Gnadenkapelle einen gut sichtbaren Platz ein.
Die Geschichte des Stockerkreuzes begann mit einem Unglück: Franz stürzte in den Bergen bei einer Holzfahrt mit dem Schlitten und wurde unter der schweren Ladung begraben. Dazu heißt es in den Aufzeichnungen des „Altöttinger Liebfrauenboten“ von 1926: „Als man mich bewusstlos herauszog, waren beide Füße abgeschlagen, vier Rippen gebrochen und die Schädeldecke eingedrückt. Mein Gott, war das ein Jammer, wie sie mich in diesem schrecklich zerfetzten, elenden Zustand nach München ins Allgemeine Krankenhaus zu dem berühmten Arzt Dr. Nußbaum brachten. Ich hatte wirklich keine Hoffnung mehr, mit dem Leben davonzukommen und geheilt zu werden“. Nach vielen Operationen fiel der Verunglückte in Starrkrampf, kalt und steif lag er im Bett, unfähig, auch nur einen Finger zu rühren oder einen Muskel zu bewegen In diesem Zustand der Bewegungslosigkeit dachten die Krankenschwestern, er sei gestorben, und der diensthabende Arzt bestätigte schließlich den Tod.
Weiter heißt es im „Liebfrauenboten“: „Und ich hörte und sah alles. Um 7 Uhr abends wurde ich in den Sarg gelegt und in die Leichenkammer hinuntergetragen. Da lag ich nun wie eine dritte Leiche unter den anderen und ich bekam alles um mich herum mit: wie man mir den Rosenkranz um die Hand wickelte, das Sterbekreuz gab oder wie man mich bedauerte und doch wieder glücklich pries, dass ich jetzt erlöst von den Leiden war. Ich hörte, wie man betete: O Herr, gib ihm die ewige Ruhe!“

Natürlich überkam dem Franz aus Prien entsetzliche Angst davor, lebendig begraben zu werden. Alle Anstrengungen, den Mund zu öffnen und zu sprechen, oder auch nur einen Finger zu rühren, waren erfolglos. Franz fing an, still zu beten, den starren Blick auf das große Kreuz in der Totenkammer. Da kam ihm der Gedanke, ein Gelübde abzulegen.

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