Heilsames um Hals, Hand und Hüfte

08.04.2024 | Stand 08.04.2024, 8:00 Uhr

Das Charivari kann mit in Silber gefassten Tier-Relikten ausgestattet und kombiniert werden mit Anhängern aus Bergkristall, Amethyst, Rubin oder Bein, dazu Münzen, Schrecksteinen, Mondsicheln oder Neidfeigen. − Foto: dpa

Im Jahr 1973 brachte Martin Teschendorff, Autor des viel gelesenen Buches über die „schwimmende Stadt Passau“, ein Büchlein heraus, das er von Maximilian Reinhardt „mit allerley authentischem Bildwerck“ versehen ließ: Balthasar Kappaufs vor nunmehr über 150 Jahren handschriftlich erstelltes „Sammelsurium sympathetischer Mittel“. Teschendorff, der sich als „Dipl. Nostalgiker“ bezeichnete, wollte an das damals 100 Jahre zurückliegende Ersterscheinen von Kappaufs „Sammelsurium“ erinnern. Er bat lustigerweise „die sympathisch gestimmten Leser“, sie mögen „gütigst aufnehmen, was Balthasar Kappauf zum Nutzen seiner Zeitgenossen und − unbewusst − zum Ergötzen der Nachwelt zusammentrug“. Bei Teschendorffs reizvoll illustrierter Ausgabe von 80 Seiten handelt es sich um Auszüge aus dem wohl ziemlich umfangreichen Werk von Kappauf. Für Teschendorff war es ein „Notizbüchlein“.
Wie Balthasar Kappaufs Original-Niederschrift aussah? Die Frage könnte, wenn nicht Martin Teschendorff, dann vermutlich der eine oder andere Nutzer oder Besitzer der handschriftlich notierten Forschungsergebnisse des Büchernarren aus dem Fichtelgebirge mit dem wundersamen Nachnamen Kappauf beantworten, der als Gürtler werkelte, Gelegenheitsgedichte verfasste und in Rothenfurt als Schullehrer tätig war. 1813 kam Kappauf zur Welt, mit 67 Jahren starb er in Hohenhard bei Marktredwitz.
So einer wie Balthasar Kappauf wäre auch in unserer Zeit schon deshalb willkommen, weil er, wie Teschendorff mitteilt, quasi als Quereinsteiger, vor allem aber als Gründer einer „mobilen Zwergschule“ dem Lehrermangel begegnete und auch heute begegnen könnte. Als selbst ernannter wandernder Schullehrer kam der zweifellos gewiefte Balthasar Kappauf viel im Lande herum. Er lernte auf seinen Fahrten die Bedürfnisse der kleinen Leute kennen.

Neugierig war er darauf, wie die Bauern und Handwerker ihren Wehwehchen zu Leibe rückten, ihren Kummer vertrieben, ihre Leiden bekämpften, ja, wie sie versuchten, und warum es ihnen da und dort gelang, dem Gevatter Tod von der Schippe zu springen. Sie vertrauten mehr der Magie als dem Glauben. Aufgrund dieser Erfahrung machte sich Lehrer Kappauf mit Forschereifer daran, die ihm genannten Praktiken und Gegenstände zu notieren, durch die das einfache Volk Heil und Hilfe in seinen mannigfachen Alltagsnöten erfuhr. Er fasste seine Notizen unter dem Titel „Sammelsurium − Sympathetische Mittel in verschiedenen Krankheitsverhältnissen und für nützlichen Gebrauch zu mannigfacher Gelegenheyt in Haus und Hof“ zusammen.
Wenige, unsystematisch herausgegriffene Einblicke in Kappaufs „Notizbüchlein“ seien hier gegeben: Willst du Glück im Spiel haben, so „nimm drei mal drei Heller oder Pfennige, nähe sie in Form eines Kleeblattes zusammen und trage sie immer bei dir“.

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