Brauen können die Frauen

27.02.2023 | Stand 27.02.2023, 8:00 Uhr

Nonnen wie Mönche trotzen mit dem nahrhaften Gerstensaft der 40-tägigen Fastenzeit. Schwester Doris hält die Tradition in der Klosterbrauerei Mallersdorf aufrecht. −Foto: Sebastian Gabriel

Sie lieben das Bier, brauen es mit Herzblut und großem Können: Gstandne Frauen, die mit beiden Beinen auf dem Boden und dem des bayerischen Reinheitsgebots stehen. Die die Tradition hochhalten und sich Neuem nicht verschließen. Wir haben sie getroffen, sie haben uns in ihre Braukessel schauen lassen, haben uns verraten, was ihr Bier so besonders macht. Sie sagen: „Frauen und Brauen, das gehörte schon immer zusammen.“

Sie haben wiederentdeckt, dass Bier kein Getränk für Männer ist, das heißt, nicht nur für Männer: Junge Brauerinnen, die an eine lange Tradition weiblicher Braukunst anknüpfen. Sie zerstören den Mythos, dass Bier Männersache sei. Und sie setzen noch eins drauf: Ausgerechnet mithilfe des Bieres, gebraut von einer Frau, mutierte der Mann vom Naturburschen zum Stubentiger. Das ist, aus Männersicht, starker Tobak.
Aber genau so soll es sich zugetragen haben, vor ziemlich genau 4000 Jahren, 7 Monaten und 13 Tagen. Da zog der Drittelgott Enkidu durch die altbabylonische Steppe, nackt, behaart, wild, aß Gras, trank aus Wasserlöchern. „Bier zu trinken blieb ihm unbekannt“, berichtet der Epos. Eine Frau, Schamchat, flößte ihm sieben Krüge Bier ein, allerdings erst nach mehreren Liebesnächten, da Bier bekanntlich der Manneskraft abträglich ist. So wurde der wilde Mann gezähmt.

Der kulturgeschichtliche Hintergrund des Gilgamesch-Epos: Bierbrauen war, als Teil der häuslichen Wirtschaft, von altersher Frauensache. Und so ist es mehr als wahrscheinlich, dass Frauen das Bier auch erfanden. Vor gut und gerne 10000 Jahren entdeckten sie, dass Getreidebrei, einige Tage stehen gelassen, durch die in der Luft allgegenwärtigen Hefen zu gären beginnt. Irgendwann hat ein ganz Mutiger dieses Gebräu probiert und bemerkt, dass sich das Leben plötzlich viel leichter anfühlt.

Dieses Gefühl wollte manch ägyptischer Pharao selbst im Jenseits nicht missen. Der ein oder andere nahm sich deshalb Brauerinnen mit in sein Pyramidengrab, um auf seiner Reise ins Totenreich immer eine frische Maß genießen zu können. Auch bei den Kelten und Germanen war Brauen Sache der Frauen, sie müssen einiges zu tun gehabt haben. Jedenfalls dann, wenn man Cornelius Tacitus (58-120) glaubt. Der römische Geschichtsschreiber war beeindruckt von den germanischen Trinkgepflogenheiten. In seiner „Germania“ berichtet er, dass unsere Altvorderen beständig riesige Trinkhörner in den Fäusten hielten, aus denen sie gewaltige Mengen Honigmet und Bier tranken. Sie könnten wohl Hunger und Kälte ertragen, „nicht aber den Durst“, schrieb er mit ungläubigem Staunen.

Den ausführlichen Artikel lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der Altbayerischen Heimatpost