Reise-Reportage
Winterfreuden im Gasteinertal: Dem Skifahrer-Himmel so nah

26.01.2024 | Stand 26.01.2024, 19:00 Uhr

Grandioses Alpenpanorama, perfekter Pulverschnee und freie Pisten: In Sportgastein werden Skifahrer-Träume wahr. In dem Skigebiet im Gasteiner Talschluss, das nur über eine Mautstraße zu erreichen ist, verlieren sich die Wintersportler sogar in Ferienzeiten auf den endlos weiten Abfahrten – das bedeutet freie Bahn zum Carven und Genießen. − Fotos: Fischl  

Für Skifahrer war das Gasteinertal schon immer eine feine Adresse. Der Kurort selbst versprühte in den zurückliegenden Jahrzehnten eher einen morbiden Charme. Doch nun ist Bad Gastein aus seinem Dornröschenschlaf erwacht. Die einzigartige Kulisse in den Salzburger Alpen lockt nicht nur Wintersportler an.

Vor den Augen breitet sich das imposante Gipfelpanorama der Hohen Tauern aus. Es ist klirrend kalt, hier oben am fast 2700 Meter hohen Kreuzkogel; die Lungen füllen sich mit frischer Bergluft. Nach den ersten Schwüngen im pulvrigen Schnee schiebt sich die Sonne hinter den Wolken hervor und lässt die Schneekristalle auf der fast menschenleeren Piste glitzern. Besser geht’s nicht. Das ist Skifahrer-Himmel auf Erden.

Und den findet man an schönen Wintertagen in Sportgastein, dem Skigebiet im Talschluss des Gasteinertals. Es ist das i-Tüpfelchen der weitläufigen Gasteiner Pistenlandschaft, die mit vielen unterschiedlich anspruchsvollen Abfahrten zwischen Hoher Scharte, Angertal und Stubnerkogel ohnehin keine Langeweile aufkommen lässt. Das Gros der Skifahrer nimmt daher meist auch nicht die etwas umständliche Anreise über eine kostenpflichtige Mautstraße hoch zur Talstation in Sportgastein in Angriff.

„Man liebt das Tal − oder man mag es nicht“

Gut für die, die es dennoch machen. Sie werden mit endlos langen und breiten Pisten entlohnt, auf denen sich die Sportler so verlieren, dass jeder genug Platz zum Carven hat – paradiesische Pistenverhältnisse sogar in hoch frequentierten Ferienzeiten.

Liddy van Gennip lächelt. Sie kann die Begeisterung für Sportgastein nachfühlen. Die Holländerin arbeitet als Marketing-Expertin fürs Gasteinertal und hat sich vor 30 Jahren in die Gegend schockverliebt, wie sie erzählt. „1993 habe ich hier zum ersten Mal Urlaub gemacht und bin immer wieder gekommen. Gastein – man liebt es oder man mag es nicht, weil es ein enges Tal ist, die Berge sehr hoch sind“, sagt die Holländerin, die seit nunmehr 20 Jahren ihren Lebensmittelpunkt in Bad Gastein hat. „Ich liebe es, für mich ist das Gasteinertal wie eine Märchenlandschaft.“

Treffpunkt für Kaiser, Könige und die High Society

Vor allem der historische Kurort Bad Gastein mit seinen Belle-Epoche-Bauten und dem imposanten Wasserfall, der sich in der Ortsmitte auf 200 Höhenmetern in die Tiefe stürzt, verfestigen das Märchen-Bild. Romantisch, aber etwas morbide präsentiert sich die Ortschaft, die jahrhundertelang Kaiser, Könige und allerhand Prominenz aus aller Welt anzog. Von Kaiserin Sisi bis Falco, Mozarts Mutter oder Liza Minelli – sie alle genossen schon den besonderen Charme des Kurorts. Zu den prominenten Gästen gehörten auch die Mitglieder der schwedischen Popgruppe ABBA und Schauspieler Hugh Grant, der mit einer Schwedin verheiratet ist – in dem skandinavischen Land ist der Kurort ein Begriff. „Bad Gastein ist in Schweden so bekannt wie Venedig“, erzählt Stadtführerin Elisabeth Kröll. „Über den Flughafen in Salzburg kommen sie schnell hierher ins Gasteinertal.“

„Jahrelang nur Lippenbekenntnisse“

Doch zuletzt verlor Bad Gastein immer mehr an Glanz. Was Einheimische wie Elisabeth Kröll besonders schmerzt. „Ein Investor aus Wien hatte vollmundig angekündigt, dass er Bad Gastein belebt, doch dann hatten wir jahrzehntelang Stillstand. Die denkmalgeschützten Häuser verfielen und die Politik sah zu. Das waren alles nur Lippenbekenntnisse“, sagt die Stadtführerin bei einem Baustellen-Rundgang.

Doch nun tut sich etwas im Herzen des Kurorts. Es gibt einen neuen Großinvestor, der dem legendären Bergort in den Salzburger Alpen eine Frischzellenkur verpasst hat. Die Hirmer-Gruppe aus München hat 60 Millionen Euro in die Hand genommen und ein Häuser-Ensemble am zentral gelegenen Straubingerplatz saniert: das Grand Hotel Straubinger, das Badeschloss und die Alte Post. Die Pläne der Münchner haben auch andere Investoren ins Gasteinertal gelockt, die dem Kurort mit modernen Hotelprojekten neues Leben einhauchen wollen.

Elisabeth Kröll hofft, dass sich auch jemand findet, der eine Idee für das Kongresscenter, einem Betonbunker mitten im Ortskern, hat. Ein architektonischer Schandfleck gleich neben dem weltberühmten Wasserfall. „Das Gebäude ist immer noch in Privatbesitz. In den 1970er Jahren war es toll gepflegt, heute ist es ein ,lost place‘ mitten im Ortskern“, bedauert die Stadtführerin. Denn Bad Gastein habe so viel historische Substanz wie kaum ein anderer Alpenort. „Hier trifft großstädtische, urbane Architektur auf eine hochalpine Landschaft. Das ist schon etwas Besonderes, das gibt es in Österreich sonst nur noch am Semmering“, sagt Kröll.

Drehort für TV-Serie über Ski-Elite-Internat

Ein anderer architektonischer Zeuge aus der Glanzzeit Gasteins ist das Grand Hotel de l’Europe am Ortseingang. „Hier war früher das Casino“, erklärt Elisabeth Kröll. Ort illustrer Silvestergalas – und das prunkvolle Foyer sei bis heute Schauplatz für Filmaufnahmen oder Mode-Shootings. Zuletzt drehte Tobias Moretti für den Film „Das Netz – Prometheus“ (2022) im ehemaligen Grand Hotel und in Sportgastein.

Ganz aktuell strahlt die ARD ab Mitte Februar die achtteilige Serie „School of Champions“ über ein Ski-Elite-Internat aus. Auch für die Koproduktion von BR, ORF und SRF wurde an den schönsten Orten im Gasteinertal gedreht.

Für Elisabeth Kröll und Liddy van Gennip kein Wunder, dass sich die Filmcrews gerade ihre Heimat für die Dreharbeiten ausgesucht haben. Schließlich ist man auf den Gasteiner Pisten mit ihrem göttlichen Panorama dem Skifahrer-Himmel besonders nah.


INFORMATIONEN

Das Gasteinertal liegt in den Hohen Tauern im österreichischen Bundesland Salzburg und besteht aus den drei Ortschaften Dorfgastein, Bad Hofgastein und Bad Gastein sowie dem reinen Skigebiet Sportgastein.

ANREISEN

Mit dem Auto über Salzburg auf die A 10 in Richtung Villach, Ausfahrt Bischofshofen. Auch die Deutsche Bahn fährt vier Mal täglich ins Gasteinertal, viele Hotels und Pensionen bieten Shuttles an.

ÜBERNACHTEN
In den drei Skiorten finden sich zahlreiche Hotels, Appartementanlagen und Pensionen für jede Preisklasse. Am Ortsende von Bad Gastein befindet sich in ruhiger Lage in Richtung Talschluss zum Beispiel das gemütliche Appartmenthaus Villa Rosa, Infos unter www.villarosa.at.

WINTER-EVENTS
•Art on Snow: Von 3. bis 9. Februar verwandelt sich das Gasteinertal in eine Outdoor-Galerie. Künstler formen in den Skigebieten Skulpturen aus Eis und Schnee.

•Schlittenhunde-WM: Ende Februar (28.2.-3.3.) erwartet Sportgastein 150 Starter aus 20 Nationen zur Schlittenhunde-Weltmeisterschaft.

•Tanz-Workshops: Von 13. bis 17. März bieten Tanzlehrer in über 60 Workshops Kurse an, abends wird getanzt.

•Snow Jazz Gastein: Im selben Zeitraum (13.-17.3.) finden beim Snow Jazz Festival zahlreiche Konzerte statt.

www.gastein.com

www.skigastein.com


Redakteurin Eva Fischl recherchierte mit Unterstützung von Ski Amadé und Gasteinertal Tourismus.