Von Klaus Kloiber
Hvar ist die sonnigste Insel Kroatiens und der Touristen-Hotspot schlechthin. Dem Boom zum Trotz haben die Bewohner es geschafft, das Besondere zu erhalten.
Früher einmal“, erklärt Guide Tomislav Mileis stolz, „kamen zehn Prozent des weltweit produzierten Lavendels aus Hvar.“ Sogar Kaiserin Sisi soll versucht haben, mit Ölen von der berühmten kroatischen Insel ihre Schönheit zu bewahren. Kein Wunder, bietet Hvar als sonnigste Insel Kroatiens mit über 2700 Sonnenstunden pro Jahr perfekte Bedingungen für Gewürze, Wein und Oliven. Das wussten schon die alten Griechen, als sie vor über 2500 Jahren dort siedelten. Heute genießen über 700000 Menschen jährlich ihren Urlaub auf Hvar. Die Überreste ihrer bewegten Vergangenheit haben sich die Insel und ihre Bewohner allem Boom zum Trotz bis heute erhalten.
Meist hat Tomislav Mileis nur eine Hand am Lenkrad, wenn er mit seinem Jeep durch das Hinterland von Hvar brettert. Die andere unterstreicht wild gestikulierend die Geschichten, die er den Touristen auf dem Rücksitz erzählt. Über die einzigartigen Tipis aus geschichteten Steinen, die den Landwirten Schutz vor Hitze und Unwettern bieten. Oder über die strategische Rolle der Insel in Kriegen. Die vielen Buchten sollen hervorragende Verstecke für Schiffe geboten haben. Die Bedeutung seiner Heimatinsel für das ganze Land, könne kaum überschätzt werden: „Wer Hvar hat, kontrolliert Kroatien.“
Boomende Party-Insel mit großer Tradition
Gerade einmal 13 000 Einwohner leben auf der 67,5 Kilometer langen Insel, verteilt auf die Städte Hvar und Stari Grad sowie die Gemeinden Jelsa und Sucuraj. Neben Wein, Gewürzen und Fischfang haben viele davon ihr Auskommen im Tourismus. Der große Boom kam in den letzten Jahren. So kürte das Reisemagazin „Traveller“ Hvar 1997 zu einer der zehn schönsten Inseln der Welt, „Forbes“ stimmte mit ein, nennt sie in einem Atemzug mit den Malediven, Bahamas und Hawaii.
Inzwischen ist Hvar auch als Party-Hotspot für Feierwütige bekannt, in der sich noch immer allerlei Prominenz, wenn auch weniger Adlige, einfindet. Steven Spielberg und Michael Jordan wurden schon gesichtet, Beyoncé hat ihre Tochter, Blue Ivy, nach einem blauen Baum auf Hvar benannt. Die Stadt Hvar verlieh Blue Ivy sogar die Ehrenbürgerschaft.
Doch Tomislav Mileis redet lieber über die Kirchen. „Unvorstellbar“ sei die Insel ohne ihre Gotteshäuser. Drei Frauen sollen sich im Laufe der Zeit in Kirchen auf Hvar eingemauert haben. Eine von ihnen blieb ganze 35 Jahre darin, was wiederum viele Wallfahrer anzog. Ein Vermächtnis: Die 22 Kilometer langen Prozessionen von Gründonnerstag auf Karfreitag, ausgehend von sechs Orten auf der Insel, wurden zum Unesco-Weltkulturerbe ernannt.
Einige Meter weiter geht es am Stari Grader Hafen weniger althergebracht zu. Neben den alten Fischerbooten sind dort viele Jachten angedockt. Am Abend, wenn der einfache Urlauber zum Essen in die Stadt geht, ergibt sich entlang der Hafen-Promenade ein unwirkliches Bild: Auf beinahe jeder Jacht wird gegrillt, gesellig beisammengesessen, gelacht, getrunken. Die Atmosphäre erinnert an einen Campingplatz, nur eben mit sehr teuren Zelten. Von einem der Luxusboote erklingt jene typisch kroatische Musik, die immer etwas melancholisch klingt. Es passt ins Bild dieser facettenreichen Insel, dass ein einsamer Obdachloser im Jachthafen Pfandflaschen aus den Mülleimern fischt.
Wie die Kunst auf Sveti Klement kam
Ein typisches Ziel der Jachtbesitzer sind die vorgelagerten Paklinski-Inseln. Eine nennt sich Sveti Klement und beherbergt den Ort Palmižana. Der ist als Hotspot für die Schönen und Reichen bekannt, die unter sich bleiben wollen. Wer sich trotzdem auf die Insel wagt, findet besondere Locations wie das Restaurant von Romina Meneghello. Mit kurzen roten Haaren, einem langen schwarzen Kleid und tiefer, getragener Stimme begrüßt sie ihre Gäste.
Mit einnehmender Art erzählt sie die Geschichte „ihrer“ Insel. Von ihrem Großvater, der die Insel 1906 gekauft hatte und dort exotische tropische Pflanzen züchtete. Und von ihrer Mutter, einer kunstbegeisterten Journalistin aus Zagreb, die ihre Leidenschaft mit auf die Insel brachte. Viele Künstler kamen, Ausstellungen wurden veranstaltet, Feste gefeiert. In Rominas Restaurant erinnert viel an diese Zeit: abstrakte Figuren, Bilder getupfter Schildkröten und Seepferdchen, knallrote Wände und eine Skulptur, die an einen Wolpertinger erinnert, schmücken den Garten. Im Inneren ist eine Vitrine mit Gefäßen zu bewundern, die in Wracks vor der Küste gefunden wurden. Daneben erzählen alte Familienfotos von der Geschichte der Familie Meneghello und der Insel Sveti Klement, die seit über 100 Jahren eng miteinander verwoben sind.
All das erklärt Romina Meneghello in nahezu perfektem Deutsch. Woher sie das kann? „Meine Mutter war halbe Österreicherin“, sagt sie und ergänzt beiläufig, dass sie während des Jugoslawien-Krieges in München den ankommenden Flüchtlingen als Übersetzerin half. Romina Meneghello, das strahlt sie mit jeder Pore aus, ist eine Frau von Welt, die ihre Ursprünge bewahrt. Damit steht sie wahrscheinlich mehr für die Region als sie ahnt.
Ursprünglichkeit trifft auf moderne Konzepte
Ursprünglichkeit, verbunden mit modernem Tourismus, scheint Teil des Erfolgsrezepts von Hvar zu sein. Diesem Ziel hat sich auch die neue [Places]-Marke von Valamar verschrieben, Kroatiens größtem Tourismuskonzern. Im Mai letzten Jahres eröffnete das erste Haus der neuen Lifestylemarke auf Hvar. Boris Duša ist General Manager der Anlage und erklärt das Konzept: „Hier dreht sich alles um die Erfahrung.“ Die Insel steht im Mittelpunkt. Deshalb sind die Zimmer luxuriös, aber klein, der Außenbereich dafür umso größer. Auf jeden Gast kommen, auch bei ausgebuchtem Hotel, mindestens zwei Plätze am Pool oder Strand. Daneben lässt es sich in Sitzsäcken an der Bar entspannen. Junges, abenteuerlustiges Publikum ist die Zielgruppe. Dass das erste [Places]-Hotel auf Hvar eröffnet, wundert Boris Duša nicht: „Das ist eine sehr besondere Insel mit einem hervorragenden Ambiente.“ Duša liebt die Schlichtheit der Insel. Er erzählt von den Dörfern auf der anderen Seite des Berges. Dorthin komme man nur durch einen unbeleuchteten, 300 Meter langen Tunnel. Dieser ist so rudimentär in den Fels gesprengt, dass das Wasser im Inneren noch an der Felswand hinabfließt.
Die „goldene Ära“ von Hvar
Wie besonders die Insel ist, fällt beim Rundgang durch die Stadt Hvar auf. „Hvar wurde 400 Jahre lang von Venedig regiert. Das hat die Stadt stark geprägt“, erklärt Stadtführerin Jana Vučetic. Überall finden sich Spuren dieser Epoche. Auf Brunnen prangt das Zeichen von Sankt Markus als Symbol von Venedig, und dass der zentrale Stadtplatz, genannt „Pjaca“, an das italienische „Piazza“ erinnert, ist auch kein Zufall.
Als „goldene Ära“ bezeichnet Jana Vučetic die Zeit der venezianischen Herrschaft. Venedig sorgte für einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung der Insel und machte sie zu einem wichtigen Handelszentrum. Doch seit die Republik Venedig Ende des 18. Jahrhunderts aufgelöst wurde, war Hvar den Machtspielen europäischer Herrscher unterworfen. Dabei wechselte die Insel so oft die Nation, dass ein Bürger, der 1918 auf Hvar geboren wurde, im Laufe seines Lebens vier verschiedene Staatsbürgerschaften innehatte – Österreicher, Italiener, Jugoslawe und Kroate konnte ein Hvarer werden, ohne sich von Ort und Stelle zu bewegen.
Besondere Geschichte, besondere Menschen
Wer auf Hvar den Blick ausnahmsweise mal nicht dem Meer, sondern dem Festland zuwendet, dem sticht das beeindruckende Biokovo-Gebirge ins Auge. Das ist das zweite Zuhause von Bergretter und Reiseführer Tonči Lalic, braungebrannt und in einem T-Shirt, auf dem das Rote Kreuz prangt: Dass dieser Mann die Gegend wie seine Westentasche kennt, ahnt man schon von weitem. Während sich der Bus den engen Bergpass hinaufschlängelt, erzählt Tonči Lalic den Touristen begeistert von der animalischen Vielfalt des Berges. Bären und Wildpferde gibt es ebenso wie Wölfe und Wildschweine, Adler kreisen in der Luft und Schlangen lauern im Gebüsch. Beinahe stolz erzählt er, dass sogar die Hornviper, die giftigste Schlange Europas, dort lebt.
Bis auf einige Wildpferde bleiben Begegnungen – zum Glück – aus. Vielmehr beeindruckt der unvergleichliche Ausblick vom Skywalk Biokovo, einer Aussichtsplattform mit Glasboden, auf die Adria, auf die Küstenstadt Makarska und Hvar direkt gegenüber. Das azurblaue Meer wirkt aus der Entfernung noch intensiver, die raue, steinige Küsten- und Insellandschaft noch kontrastreicher. Oben am Berg auf 1422 Metern, fast senkrecht über dem Meer, thront die Schutzhütte „Toni Roso“. Im Vergleich zum milden Klima im Tal pfeift in dieser Höhe der kalte Wind über den Gipfel. Doch beeindruckend ist das raue Bergpanorama allemal.
So friedlich die Gegend heute wirkt, war sie nicht immer. Auch davon weiß Tonči Lalic zu berichten. Die Jugoslawienkriege, in denen er als Soldat gekämpft hat, machten auch vor seiner Insel nicht Halt. Das ist gerade mal gut 30 Jahre her. „Im Krieg wäre ich bestimmt zehnmal fast gestorben“, sagt er und lacht dabei, als erzählte er eine weitere Berg-Anekdote. Bomben schlugen neben ihm ein, ein Scharfschütze soll ihn einmal nur ganz knapp verfehlt haben. Doch er hatte Glück. So kann er seine schöne Heimat weiterhin genießen. Und die Begeisterung dafür weitergeben.
Stipendiat Klaus Kloiber recherchierte mit Unterstützung von Valamar auf der kroatischen Insel Hvar.
INFORMATION
Die Insel Hvar liegt in der Adria vor der dalmatinischen Küste. Die langgestreckte Insel ist die viertgrößte der Adriainseln und die sonnigste Insel Kroatiens.
ANREISE
•Direktflüge von München nach Split in zwei Stunden.
•Vom Hafen in Split gibt es zahlreiche Fähren zu den Städten Stari Grad und Hvar.
ÜBERNACHTEN
• Erst im letzten Jahr eröffnete auf Hvar die neue Lifestyle-Marke [Places] von Valamar.
•Direkt nebenan bietet das Amicor Green Resort nachhaltige Urlaubstage.
•Ein weiteres [Places]-Hotel befindet sich in Makarska und besticht durch urbanen Flair.
KULINARIK
• Im Restaurant Palmižana von Romina Meneghello gibt es ein einzigartiges Kunst-Ambiente mit traditionellen kroatischen Speisen.
visithvar.hr
www.dalmatia.hr
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