Winterbotschaft aus Lienz

11.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:25 Uhr
Anna Moreno Grupp

Vor winterlichem Bergpanorama: Der Dolomitenlauf trägt sich alle Jahre wieder in Lienz, in Osttirol, aus. Um die 2000 Athleten waren 2023 gemeldet und bestritten unterschiedliche Distanzen in zwei Langlaufstilen. Das nächste Mal findet er im Januar 2024 statt – die Vorbereitungen laufen schon. −Foto: Moreno Grupp



Von Anna Moreno Grupp

Inmitten der Lienzer Dolomiten findet man Österreichs beliebteste Langlaufdestination. Auch in diesem Jahr sendet Osttirol mit dem 53. Dolomitenlauf und Bergpanorama eine frohe Winterbotschaft aus.

Fokussiert steht Hubert Urbaner am Vorplatz des Langlaufzentrums Obertilliach in Osttirol mit einem Stück Wachs in der Hand. Das Wachs vermindert die Reibung zwischen dem Schnee in der Loipenbahn und seinen Skiern. In wenigen Minuten wird er neben mehr als 400 anderen Athleten und Athletinnen am Start des 53. Dolomitenlaufs stehen und eine Strecke von 21 Kilometern im klassischen Langlaufstil bestreiten. Sein Ziel: einfach Spaß haben. Im Alter verlasse ihn der Ehrgeiz immer mehr, sagt der 63-jährige Hubert Urbaner. Seine Hochzeit als Langlaufathlet sei schon längst vorbei, doch der Langlaufsport im Winterparadies Osttirol ist seit 50 Jahren fester Bestandteil seines Lebens und darf nicht fehlen. „In 15 Minuten startet der Dolomitenlauf im klassischen Stil in eine neue Runde“, ertönt es aus den Boxen des Langlaufzentrums.

Auf dem Weg nach Obertilliach sieht man beinahe alles, was die Urlaubsdestination Osttirol im Winter ausmacht: verschneite Dörfer in den Tälern der Dolomiten, Rodelbahnen durch Tannenwälder, alpine Abfahrten, Wanderwege und Loipenstrecken neben zugefrorenen Seen, traditionelle Gasthöfe und Skihütten an Sonnenhängen. All das ist für Hubert Urbaner Alltag. Er kommt aus dem österreichischen Bundesland Kärnten, lebt seit mehren Jahren in Lienz und hat die Arbeit des Langlauflehrers seit seiner Pension wieder aufgenommen.

Über 400 Kilometer Loipenvergnügen

Seit über 50 Jahren steht der 63-Jährige auf Langlaufskiern, nahm 17 Mal beim Dolomitenlauf und 2001 bei der Weltmeisterschaft für Senioren teil. Hubert Urbaner beherrscht den nordischen Sport wie kaum ein anderer.

Doch das bedarf auch Übung. Wer schon Kenntnisse im Langlauf hat und keinen Lehrer mehr braucht, kann in Osttirol bereits ab zehn Euro ein Tagesticket kaufen und Loipenstrecken von insgesamt über 400 Kilometern genießen. Für ein Saisonticket muss man tiefer in die Tasche greifen: Für 120 Euro kann man die Loipenbahnen unbekümmert nutzen und gleichzeitig einen Beitrag zur aufwendigen Wartung der Bahnen leisten. Wird man von den Kontrolleuren ohne gültiges Ticket erwischt, darf man zwar noch ein Tagesticket nachkaufen, zahlt jedoch einen Aufpreis von fünf Euro.

Wer an Osttirol denkt, hat automatisch den nordischen Langlaufsport im Kopf. Die Langlaufsaison beginnt, sobald der erste Schnee fällt: Da Lienz auf einer Höhe von 700 Metern am Fuße der Dolomiten liegt, kommen die ersten Langläufer bereits Anfang Dezember, um den Sport und die Kulisse der Lienzer Dolomiten zu genießen. Die Saison dauert dann, je nach Höhenlage, bis nach Ostern. In Lienz endet sie im März.

Fährt man in die Stadt Lienz hinein, fällt die Schneedecke, die sich an den Lienzer Schlossberg schmiegt und sich neben dicht bewaldete Berge und Hügel reiht, direkt ins Auge. Die Ski-Weltcup-Piste für Damenslalomrennen ist ein weiteres Zeichen der Sportlerregion. 2026 möchte sich Osttirol auch bei den Olympischen Winterspielen einbringen, die in Cortina d’Ampezzo und Mailand im Norden Italiens stattfinden sollen.



Urlaub nicht nur für Langläufer


Auch für diejenigen, die ihren Urlaub abseits der Loipen verbringen wollen, werden zahlreichen Wellnesshotels und traditionelle Tiroler Skihütten zu Orten der Erholung. Wer etwas Abwechslung braucht, findet im Umkreis von wenigen Kilometern mindestens einen Gasthof, der sich mit einer Winterwanderung, einer Skitour oder einer Rodelabfahrt verbinden lässt. Zum Beispiel die Dolomitenhütte, die 1936 direkt an einen Felsrand gebaut wurde und eine spektakuläre Aussicht bietet. Mountainbiketouren und Kletterausflüge sind von der Hütte ebenfalls gut zu machen, empfehlen sich aber eher an wärmeren Tagen.

Satt und mit traditionellem Pregler-Obstbrand gestärkt, können für die Abfahrt Schlitten für drei Euro an der Dolomitenhütte ausgeliehen werden. Die Rodelfahrt ist vor allem bei Einbruch der Dunkelheit zu empfehlen, die meisten Schlittenwege in Osttirol sind romantisch beleuchtet oder man wird mit Stirnlampen ausgerüstet. 15 bis 20 Minuten dauert die Abfahrt durch die Wälder und bereitet nicht nur Kindern großen Spaß.

„Erster!“, schreit Hubert Urbaner als er mit seinem Holzschlitten im Ziel ankommt. Man merkt: Er hat Übung. Von der Rodelbahn auf die Loipen — diesen Ehrgeiz nimmt der Langlaufprofi am Wochenende mit zum Dolomitenlauf.

Der Dolomitenlauf in Osttirol ist weltbekannt. Das Sportevent ist die größte Volkslanglaufveranstaltung Österreichs, an der 2023 circa 2000 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus über 30 Nationen teilnahmen. Am Samstag können Strecken von 21 oder 42 Kilometern im Skating bestritten werden. Am darauffolgenden Tag kann man im klassischen Langlaufstil teilnehmen.

Organisator des Dolomitenlaufs Franz Theurl ist mit seinem ehrenamtlichen Team ganzjährlich beschäftigt den Volkslanglauf vorzubereiten. Da zahlreiche Athleten und Athletinnen weite Anreisen nach Osttirol haben, muss der Dolomitenlauf Verbindlichkeit garantieren. Verbindlichkeit in Zeiten des Klimawandels? Franz Theurl bestätigt, dass die globale Erderwärmung auch vor Osttirol nicht haltmacht, „aber der Dolomitenlauf findet immer statt“, betont der Organisator. Die Austragung des Wettbewerbs ist mittlerweile auf der Originalstrecke im Lienzer Tal mit Naturschnee unmöglich, mit Kunstschnee selten möglich. Da es in diesem Jahr im Tal zu wenig geschneit hat, wich das Sportevent in die Berge aus. In Kooperation mit dem Biathlonzentrum im nahen Obertilliach, musste der Lauf noch nie wegen fehlendem Schnee abgesagt werden.

„Wer Winter will, kommt nach Osttirol“

Seit 20 Jahren ist die Gemeinde in Lienz auf 1450 Metern die Trainingsstätte für die besten Biathleten der Welt. Durch die Lagerung von Schnee der letzten Wintersaison über den Sommer hinweg, sogenanntem Snowfarming, kann der Winter in den Dolomiten konserviert werden. Zusätzlich zu natürlichem Schneefall, der in diesen Höhen ab November beginnt, kann so der Wettbewerb alljährlich starten. „Wer Winter will, kommt nach Osttirol“, fügt Franz Theurl hinzu. Schon 15 Mal fand der Dolomitenlauf so im Herzen der Dolomiten in Obertilliach statt.

„Langlaufen ist doch nur was für die ältere Generation“ — falsch gedacht! Wer um 10 Uhr am Rand der Startlinie steht, blickt in unzählige ehrgeizige, junge Gesichter. Die 28-jährige Anna Seebacher belegt den fünften Platz des Dolomitenlaufs mit einer Distanz von 42 Kilometern. Der deutsche, 33-jährige Max Olex gewinnt nicht nur den 20 Kilometer-Lauf am Samstag, sondern läuft auch in der klassischen Technik am Sonntag als Dritter ins Ziel.

Jung und Alt, darunter Profis, Fortgeschrittene und Anfänger, stellen sich am Wochenende des 21. Januars an die Startlinie der Langlaufstrecke. Anfänger und konditionell Schwächere müssen jedoch nicht die langen Distanzen von 21 oder gar 42 Kilometern bestreiten, sondern sind eingeladen beim Easyrace von fünf Kilometern teilzunehmen. „Wir hatten noch nie so viele Langläufer aus der Heimat, die am Dolomitenlauf teilnehmen“, sagt Organisator Franz Theurl. Unter dem Motto „Jeder ein Sieger über sich selbst“ können alle an dem Sportevent teilnehmen.

Auch für diejenigen, die nicht antreten wollen, lohnt sich der Besuch des Langlaufevents mit Labenstationen und Glühweinständen, Spazierwegen an den Loipenstrecken und atemberaubendem Bergpanorama.

Unter knapp 150 Teilnehmern des klassischen Langlaufwettbewerbs über 21 Kilometer, läuft Hubert Urbaner als 62. zufrieden ins Ziel. Eins ist klar: Auch im nächsten Jahr steht er wieder an der Startlinie des Dolomitenlaufs. Wer selbst eine Teilnehmermedaille bekommen will, muss sich noch ein Jahr gedulden — die Vorbereitungen laufen bereits. Unter dem Motto „Jeder ein Sieger über sich selbst“ findet auch im nächsten Jahr wieder das Easyrace statt. Und danach zur Belohnung ein Pregler gefällig?


Autorin Anna Moreno Grupp recherchierte vor Ort auf Einladung von dem Tourismusverband Osttirol.


Die Ferienregion Osttirol liegt zwischen den Lienzer Dolomiten und den Hohen Tauern im Herzen der Alpen. Die Hauptstadt Osttirols, Lienz, ist Ausgangspunkt für die Entdeckung der insgesamt sieben Langlaufregionen, die von einem 400 Kilometer umfassenden Loipennetz durchzogen werden. Eine Saisonkarte für Österreichs beliebteste Langlaufdestination kostet rund 120 Euro, eine Tageskarte zehn Euro. In Osttirol kann man jedoch nicht nur Langlaufen — Auf 266 Dreitausendern findet man zahlreiche Möglichkeiten für Talabfahrten mit Skiern und Schlitten, Winterwanderungen und Kletterrouten.

ANREISEN
Entweder man fährt mit dem Auto durch Oberösterreich und Salzburg oder reist mit dem Zug an. Aus Wien gibt es täglich zwei Direktverbindungen.

ÜBERNACHTEN

•In Lienz bietet sich das Dolomitengolf Hotel & Spa zum Entspannen und Langlaufen an. Direkt vor der Hotelhaustür verläuft auf dem verschneiten Golfplatz eine Loipenbahn von 2,8 Kilometern, auf der man für den Dolomitenlauf oder zum Spaß üben kann.

•Familiärer, aber äußerst spektakulär ist die Dolomitenhütte in Tristach. Für diejenigen, die die Ferien direkt in den Bergen verbringen wollen und weniger am Langlaufsport interessiert sind, lohnt sich der Blick in die Zimmer der Hütte, die direkt am Hang gebaut ist.

www.hotel-dolomitengolf.com

www.dolomitenhuette.at

www.osttirol.com