Sportler, Genießer, Partytourist oder Erholungssuchender: Auf Mallorca kommt jeder auf seine Kosten. Ganzjährig. Denn die Baleareninsel hat auch abseits der Hauptsaison ihren ganz eigenen Reiz.
Es dauert an diesem Morgen. Und es kostet Kraft. Viel Kraft. Doch am Ende wird es ihr gelingen. Wie an den anderen rund 300 Tagen des Jahres: Die Sonne wird Mallorca wieder in ihr wohl schönstes Licht tauchen.
Noch ist das nur zu erahnen. Der Morgendunst hat die Insel noch fest im Griff. Der Blick von Can Picafort im nordöstlichen Teil der Insel auf das offene Wasser ist milchig, als würde man durch eine beschlagene Scheibe sehen. Sanftes Wellenrauschen und Möwenrufe umspielen das mystische Naturschauspiel. Nur vereinzelt sind Spaziergänger und Jogger am Strand unterwegs. Man grüßt sich lediglich mit einem Nicken. Jedes Wort wäre hier und jetzt unpassend – ein unausgesprochenes Gesetz an diesem Morgen.
Obwohl es bereits 9 Uhr ist, dauert es, bis die Insel erwacht und die Menschen bereit für den Tag sind. An diesem Herbsttag scheint es so, als hätte die Urlaubsinsel das Tempo nach den hektischen Sommermonaten mit tausenden Touristen einfach gedrosselt. Die Insel atmet. Und mit ihr auch alle, die barfuß am Strand unterwegs sind und die Fußknöchel von den sanften Wellen umspülen lassen. Dieser Morgen erdet und lässt all den Alltagsstress vergessen.
„Mallorca ist das Fahrrad-Mekka Europas“
Während in Deutschland alle bereits warme Kleidung tragen müssen, ist auch Ende Oktober der Winter auf Mallorca noch weit entfernt. Teilweise auf bis zu 28 Grad klettert das Thermometer noch in diesen Tagen. Und auch das Meerwasser lockt mit angenehmen milden Badetemperaturen.
Die Partytouristen sind weg. Und nun ist ihre Zeit gekommen: Die Zeit der Erholungsbedürftigen, Wanderer und Radfahrer. Besonders im Frühjahr und Herbst kommen letztere auf die Insel, um der Kälte zu entfliehen, nach dem langen Winter wieder fit zu werden oder die Radsaison zu verlängern.
„Mallorca ist das Fahrrad-Mekka Europas – vielleicht auch der Welt“, sagt Urs Weiss, Geschäftsführer der Huerzeler Active Travel AG, ein Schweizer Radsportanbieter. Die fantastischen Straßen, das Wetter, die Hotels, die gute Erreichbarkeit und Übersichtlichkeit der Insel: Das alles lockt jährlich Tausende Radgäste auf die Insel.
Das bestens ausgeschilderte Radwegenetz von 1250 Kilometern Länge lässt jedes Radlerherz höher schlagen: Ob mit Rennrad, Mountainbike oder Trekking- und Tourenrad, es gibt Touren und Strecken aller Schwierigkeitsgrade – quer über die ganze Baleareninsel. Dabei befindet sich mehr als die Hälfte der Wege auf Nebenstraßen, führen Genussfahrer beispielsweise nördlich von Can Picafort vorbei an herrschaftlichen Fincas, weitläufigen Olivenhainen, blühenden Feldern oder grasenden Schafherden.
Doch auch die Hauptstraßen bieten für Rennfahrer bestes Trainingsgelände – für Profis oder äußerst ambitionierte Hobbysportler auch das ganze Jahr über. Denn selbst im Januar können im Süden der Insel die Kilometer bei angenehmen 18 Grad heruntergespult werden.
Genau diese Vielseitigkeit der Insel ist es, die Kaja Brüser von der Hotelgruppe Grupotel so fasziniert. Mit sieben Jahren ist die heute 32-Jährige mit ihren Eltern von Flensburg auf die Insel ausgewandert – und ist nach wie vor begeistert: Trekking, Berge, Stauseen, Kunst…Die Insel hat einfach so viel zu bieten.
Ab November ist vor allem im Norden das Leben ruhiger, sagt Kaja Brüser: Hotels und Geschäfte schließen, die Mallorquiner ziehen vom Meer über die Wintermonate ins Landesinnere – typisch für die Einheimischen.
Anders sieht es dagegen im Süden der Insel aus, wie in der Inselhauptstadt Palma de Mallorca. Hier pulsiert das Leben weiter. Zahlreiche Geschäfte, Cafés und Restaurants säumen die Gassen um die berühmte Kathedrale von Palma und laden ganzjährig zum Verweilen ein.
Urlauber entdecken Insel im Winter für sich
Noch im Oktober des vergangenen Jahres hat die Hafenstadt 87 Kreuzfahrtschiffe empfangen. Und die Urlauber werden nicht weniger werden, ist sich Aage Dünhaupt, Pressesprecher der TUI Deutschland, sicher. „Der Sommer 2022 war top.“ Rund drei Prozent mehr Gäste als noch vor Corona hat die Insel 2022 empfangen. Und: „Wenn nicht die Omikron-Unsicherheit am Anfang des Jahres gewesen wäre, wäre es noch besser gewesen.“ Denn der Nachholbedarf sei bei den Menschen wahnsinnig hoch, sagt Dünhaupt. Und das trotz Energiekrise und hoher Inflation.
Eine Studie habe ergeben, dass Reisen weiterhin eine hohe Priorität habe. „Urlaub hat einen besonderen Wert“, so Dünhaupt. „Einfach mal mit der Familie aus dem Alltag herauskommen.“ Und am liebsten in die Sonne.
Mallorca ist mit die wichtigste Sommerdestination von TUI. Wohl auch im Sommer 2023. Dann wird es bei Reisen auf die Insel zu Aufschlägen kommen, so der Pressesprecher. Urlaubsreisen seien aber kein Inflationstreiber, sondern entwickelten sich sehr viel verhaltener – unter der Inflationsrate. Die Preissteigerung „spielt sich im unteren Ein-Prozent-Bereich ab“. Natürlich je nach Urlaubsdestination.
Doch bevor die Sommertouristen wieder auf die Baleareninsel strömen, ist weiter durchatmen angesagt. Für die Natur, die Einheimischen und auch die Urlauber, die im Winter die Insel immer öfter für sich entdecken.
Noch ist das beinahe ein Geheimtipp. Einsame Strände, kein Stau und wenig Trubel in den Städten. Keine Partytouristen, keine Menschenmassen. Die Insel scheint eine andere zu sein. Fast unentdeckt und unberührt.
Mallorca lädt an den sonst so quirligen und feinsandigen Strandpromenaden zu entspannten Spaziergängen und Picknickpausen mit Wein, Oliven, Schinken und anderen mallorquinischen Delikatessen ein. Oder eben zu ausgedehnten Radtouren. Quer über die ganze Insel. Besonders schön wieder jetzt ab Februar – zur Mandelblüte.
Redakteurin Verena Roider reiste auf Einladung von Grupotel Hotels & Resorts, TUI fly und Huerzeler Bicycle Holidays nach Mallorca.
Die spanische Baleareninsel liegt im Mittelmeer und ist insbesondere für ihre schönen Badebuchten, Wander- und Radwege, aber auch das Partyleben am Ballermann bekannt. Nach und nach entdecken Touristen aber die Schönheit der Insel in den Wintermonaten. Noch ist dies gewissermaßen ein Geheimtipp. Während die Insel im Sommer insbesondere bei Familien und Partytouristen beliebt ist, kommen im Herbst und Winter vor allem Sportler auf ihre Kosten.
ANREISEN
Die Nähe ist ein Grund, der viele Deutsche jedes Jahr auf die Insel zieht. Die Flugdauer beträgt rund zwei Stunden. Anbindungen gibt es zahlreiche. Tui Fly fliegt Mallorca beispielsweise von Stuttgart und Frankfurt aus an. Mit Rail & Fly kann der Urlaub entspannt starten. Als Übernachtungsmöglichkeit bietet sich in Frankfurt beispielsweise das Best Western Hotel Airport an, dass nur wenige Gehminuten vom Flughafen entfernt liegt. Aber auch von München aus starten täglich mehrere Flieger verschiedener Airlines.
ÜBERNACHTEN
Ferienwohnungen, Hotels, Fincas – für jeden Geschmack und Geldbeutel ist auf Mallorca etwas dabei. Mit über 20 Hotels ist die Hotelkette Grupotel vertreten und bietet Unterkunftsmöglichkeiten verschiedener Preisklassen – am Meer oder auch im Landesinneren.
www.grupotel.com
www.tui.com
www.huerzeler.com
Den Sommer verlängern: Im Herbst und Winter haben Urlauber die Strände fast für sich alleine. Insbesondere im Norden wirkt die Insel beinahe wie verlassen.
Rad-Mekka Mallorca: Fantastische Straßen, die gute Erreichbarkeit und das angenehme Klima locken jährlich viele tausende Radbegeisterte auf die Insel. Insbesondere im Herbst und Frühjahr herrschen dafür die idealen Bedingungen.
Als Tapas oder zu Öl gepresst: Oliven haben auf Mallorca eine lange Tradition.
Kulinarischer Hochgenuss: Die mallorquinischen Weine gehören zu den besten der Welt.
Palma: Die Hauptstadt lädt ganzjährig zu einem Bummel ein.
