Unterwegs im Osnabrücker Land: Auf Tuchfühlung mit den Germanen und Römern

08.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:56 Uhr

Seit 2018 bietet der Themenpark Germanenland am Alfsee 30 Ferienhäuser, die germanischen Häusern nachempfunden sind. −Fotos: Häusler

In die Vergangenheit eintauchen oder sich einfach nur austoben – das alles bietet das Osnabrücker Land Familien mit Kindern.

Einen römischen Wurfspeer, Pilum genannt, schleppt der fünfjährige Ludwig durch den Wald. Hinterher trottet sein Papa, ein Feldzeichen in der Hand gen Baumkronen gerichtet. Der Blick der beiden richtet sich aber auf den Boden, auf Steine und Wurzeln, um nicht ins Moor zu stolpern. So müssen sich die Legionäre also gefühlt haben, als Publius Quinctilius Varus sie im Jahr 9 nach Christus durch die Kalkrieser-Niewedder Senke im Osnabrücker Land geführt hat. Zahlreiche Funde untermauern die Annahme, dass hier die für die Römer so verheerende Varusschlacht stattgefunden haben soll.
Im benachbarten Museum erfahren die Besucher mehr über Varus und den Cherusker Arminius, den durch Germanien ziehenden Tross und die Probleme, mit denen die Römer zu kämpfen hatten. Sie sehen bedeutende Funde wie die Gesichtsmaske eines Reiters und verstehen, weshalb deutlich mehr römische als germanische Fundstücke ausgestellt werden können.

Ein umfassende Blick in deutsche Vergangenheit

Die Kombination aus Visualisierungen, Illustrationen und Fundstücken ermöglicht Besuchern einen beeindruckenden Einblick in das Leben vor über 2000 Jahren. Kinder dürfen bei Führungen in einen Schuppenpanzer schlüpfen, ein magnetisches Maultier bepacken und den Wald erkunden.
Etwa 15 Kilometer davon entfernt erstreckt sich neben dem Alfsee das Germanenland, erreichbar mit dem Fahrrad über die Germanenroute. Seit 2018 bietet der Themenpark 30 Ferienhäuser, die germanischen Häusern nachempfunden sind, und einen Spielplatz, dessen Bereiche Namen wie „Mimirs Brunnen“ oder „Midgards Kostbarkeiten“ tragen. Aus dem Wasserspielplatz erhebt sich der geschnitzte Kopf der Midgardschlange, während Kinder auf ihr balancieren. Noch mehr Wasserspaß bietet der Alfsee mit einer Wasserski-Anlage und einem angelegten Strand. Ruhe finden Besucher in der Wellnesslandschaft, die ebenso im Stil der Germanen konzipiert worden ist – lenzen wie die Germanenfürsten.
Doch keine Angst: Bei einem Aufenthalt im Osnabrücker Land bringt die Zeitmaschine einen auch in andere Jahrhunderte, wie ein Besuch im Tuchmacher-Museum in Bramsche zeigt. Als Mitarbeiter Antonio Torres vom „Wolf“ spricht, macht der fünfjährige Ludwig große Augen. Den hat er doch gerade zuvor im Osnabrücker Zoo erblickt. Was hat denn das sagenumwobene Wildtier in diesen historischen Gebäuden verloren, in dem sich im 16. Jahrhundert die Bramscher Tuchmachergilde gegründet hat?

Schnell begreift der Bub, dass es sich um eine Maschine handelt, die mit Stahlzähnen die Wolle für die nächsten Arbeitsschritte vorbereitet. Der Wissenstransfer klappt, weil in der alten Produktionsstätte noch heute Tuch produziert wird und die Wollfetzen durch den Raum fliegen. Sehen, hören, angreifen – so begeistert das Museum Kinder und Erwachsene, zeigt, wie aufwendig die Produktion einst gewesen ist. Dazu geht Museums-Mitarbeiterin Monika Elberg auf das Geheimnis rund um das Bramscher Rot ein, für das einst die Wurzel der Krapppflanze den Farbstoff geliefert hat.



Ein Erlebnis für die ganze Familie


Zu den tosenden Maschinen gehören auch Exemplare aus Bayern, etwa der Dreikrempelsatz, den eine niederländische NATO-Einheit 1988 von Tittmoning nach Bramsche transportiert hat. „Die Tuchfabrik Max Polster schloss 1973 nach dem plötzlichen Tod des Besitzers“, wird erläutert.
Der ganzen Familie ein Erlebnis bieten will auch Wolfgang Weber. In den Acker hat er ein touristisches Angebot gestampft, einen runden Thujen-Irrgarten gepflanzt, in dem Familien Rätsel lösen – und darauf hoffen, den Weg nach draußen zu finden.
20000 Besucher pro Jahr zählt Weber, der vor über 20 Jahren auch den Grundstein für den Ferienhof Wübbold in unmittelbarer Nähe gelegt hat. Diesen führt inzwischen Tochter Daniela Weber. „Aus ganz Deutschland kommen Familien zu uns, um sich eine Auszeit im Grünen zu gönnen“, erzählt sie. Und wenn’s einem doch zu ruhig wird, dann ab in die Zeitmaschine – und auf zu Germanen und Tuchmachern!


Redakteur Christoph Häusler recherchierte mit seinem Sohn Ludwig mit Unterstützung der Tourismusgesellschaft Osnabrücker Land.


INFORMATION

Das Osnabrücker Land liegt im Südwesten Niedersachsens. Den Alfsee nutzen Menschen aus der Region und Touristen ebenso für actionreiche wie für erholsame Tage. Der Stausee wurde in den 1970er-Jahren gebaut und ist heute ein beliebtes Naherholungsgebiet.

ANREISEN

Eine gute Alternative zur langen Fahrt mit dem eigenen Auto ist die Anreise per Zug bis zum Hauptbahnhof Osnabrück. Von dort geht’s mit einem Mietwagen ins Osnabrücker Land. Viele Attraktionen lassen sich auch mit dem Rad erkunden.

ÜBERNACHTEN
Der Erlebnispark Alfsee bietet neben den Germanenhäusern auch ein Hotel, einen Campingplatz, ein Beach Camp und einen Jugendzeltplatz. Rund um den Alfsee liegen auch Ferienwohnungen und Appartments.

UNTERNEHMEN
Ein Abstecher in die Museen und Erlebnisparks der Gegend lohnt sich.

Zu den Römern: www.kalkriese-varusschlacht.de
Zu den Tuchmachern: www. tuchmachermuseum.de.

www.alfsee.de
www.alfsee-familienurlaub.de

www.osnabruecker-land.de.