Salt Lake City, Utah
Skifoan auf Amerikanisch: Im Powder-Paradies Park City

25.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:32 Uhr

So macht Skifahren richtig Spaß: Das Skigebiet Deer Valley Resort im US-Bundesstaat Utah ist in Privatbesitz. Es gibt dort viele Routen in offenes Gelände – die Sportler erwartet reichlich Powderschnee abseits der präparierten Pisten. −Fotos: Daniel Ober

Die USA sind ein Land der Superlative. Das trifft auch auf Park City im Bundesstaat Utah zu, das mit gleich zwei Skigebieten auftrumpft: Park City Mountain ist das größte Skigebiet der USA und nach Whistler im kanadischen British Columbia das zweitgrößte Nordamerikas. Das Deer Valley Resort hingegen gilt als eines der exklusivsten Skigebiete der USA.

Eine rund zweieinhalb Meter hohe Wand aus Powderschnee ist das Erste was man sieht, wenn man aus dem Sessellift am Gipfel des Bald Mountain im Skigebiet Deer Valley Resort aussteigt. Die deutschen, britischen und australischen Skifahrer unserer Gruppe zücken ihr Handy und knipsen fleißig Fotos. Solche Berge von Schnee sind in den vergangenen Wintern in den heimischen Alpen immer seltener geworden. Hier, in der Wasatchkette in den südlichen Rocky Mountains, gehören sie zum winterlichen Alltag.

Eine Stadt, zwei Skigebiete und über 400 Skipisten



Für Jillian Vogtli ist dieser Anblick nichts Neues. Mehrfach animiert die 49-Jährige die Skifahrer in unserer Gruppe zum Weiterfahren. Jillian nahm als Freestyle-Skifahrerin für das US-Skiteam an den Olympischen Winterspielen 2002 in Salt Lake City und 2006 in Turin teil. Heute lebt sie in Park City und und arbeitet unter anderem als Skiführerin im „Ski with a Champion“-Programm des Deer Valley Resorts. In dem Programm stehen sechs ehemalige Olympiateilnehmer als Skiführer zur Verfügung. Jillian führt die Gruppe an der Schneewand entlang zur Abfahrt. Kaum aus dem Schatten der Schneeberge herausgefahren, eröffnen sich gigantische Ausblicke auf die umliegende, in tiefem Schnee begrabene Berglandschaft Utahs. Und wieder werden die Handys gezückt.

Während die Skisaison 2022/2023 in Deutschland und Österreich nur schleppend anlief und die Lifte vielerorts im Januar wegen Schneemangels stillstanden, erleben die Skigebiete in Park City einen Winter nach Maß: Bereits im November lag genug Schnee, um den Skibetrieb im Deer Valley Resort und im Park City Mountain Resort aufzunehmen – bereits einen Monat vor dem geplanten Start.

Fahren abseits präparierter Pisten erlaubt



Nachdem jeder seine Fotos geschossen hat, geht es endlich los. Jillian legt mit ihrer pinken Jacke ein ordentliches Tempo vor. Wenn sie in Schuss-Position geht und richtig Gas gibt, ist sie nur mehr als bunter Strich wahrzunehmen. Die Gruppe lässt es da etwas gemächlicher auf den extrem breiten, bestens präparierten Pisten angehen.

Mehr als 100 Pisten in allen Schwierigkeitsgraden winden sich durch das sechs Berggipfel umfassende Skigebiet im Deer Valley. Knapp 60 davon sind präpariert. Die restlichen führen ins offene Gelände oder in Wälder hinein. Anders als in den meisten heimischen Skigebieten ist das Fahren abseits präparierter Pisten in amerikanischen Resorts, die oftmals in Privatbesitz sind, erlaubt. Das benachbarte Park City Mountain zählt als größtes Skigebiet Amerikas in Summe sogar mehr als 300 Pisten.

Schnee ist leichter und trockener als in den Alpen



Vor allem wenn man die präparierten Pisten verlassen will, empfiehlt es sich, sich einem der Dutzenden Skiführer im Deer Valley anzuschließen. Sie zeigen nicht nur, wo es auf den präparierten Pisten lang geht, sondern kennen sich auch in den Wäldern aus. Zwischen den Espen und Nadelbäumen, wo keine Raupen die Pisten glattbügeln und sich der Schnee auf den Ästen wie Puderzucker auftürmt, finden Powder-Liebhaber perfekte Bedingungen vor: Wegen der geringen Luftfeuchtigkeit ist der Schnee trockener und leichter als in den Alpen – und das macht auch das Fahren auf diesem Untergrund deutlich geschmeidiger.

Schwung um Schwung pflügen die Skifahrer unserer Gruppe zwischen den dicht beieinanderstehenden Espen durch den Powderschnee, von Lichtung zu Lichtung, bis schließlich irgendwann wieder eine präparierte Piste unter den Brettern zum Vorschein kommt. Bei der nächsten Liftfahrt nach einer solchen Abfahrt haben alle ein breites, zufriedenes Grinsen im Gesicht – ein Gefühl, das Skifahrer in aller Welt schätzen.

Park City abseits der Pisten erleben



Park City, das mit dem Slogan „Winter’s favourite town“ – also des Winters Lieblingsstadt – wirbt, hat nicht nur für Wintersportler einiges zu bieten. Wer mal einen Tag lang seine Oberschenkel schonen und nicht Skifahren möchte, findet viele weitere Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben. Hier ein paar Alternativen:

Dreimal Banksy und Hollywood-Glamour
Es gibt in Park City drei Kunstwerke des berühmten Street-Art-Künstlers Banksy zu entdecken. Wie es dazu kam? Beim Sundance Film Festival, das jedes Jahr zum Jahresbeginn die erste Riege der Hollywood-Stars nach Park City lockt, wurde im Jahr 2010 Banksys Dokumentation „Exit Through the Gift Shop“ ausgestrahlt. Das nahm der geheimnisvolle Künstler zum Anlass, drei Kunstwerke an Wände in der Stadt zu sprühen.

Utah Olympic Park mit Museum
2002 wurden die Olympischen Winterspiele in Salt Lake City ausgetragen. Viele Wettkämpfe fanden in Park City statt. Auch heute noch kommen Spitzensportler aus aller Welt hier hin, um zu trainieren. Es gibt Führungen durch die Olympia-Anlage mit Skisprungschanze, Bobbahn, Alf Engen Ski Museum und vielem mehr.

Mit 110 km/h und bis zu 4G im Eiskanal
Mutige können im Utah Olympic Park in einem Vierer-Bob zehn von 15 Kurven des Eiskanals von den Olympischen Winterspielen 2002 hinunterrasen. Dabei erreicht man Geschwindigkeiten von bis zu 110 Stundenkilometern und es wirken Kräfte vom drei- bis vierfachen des eigenen Körpergewichts auf die Bobfahrer ein.

Eigenen Gin destillieren
Bei Alpine Distilling in Park City können Feinschmecker ihren eigenen Gin herstellen. Die Zutaten, die zur Verfügung stehen, bekommt man vorab zum Riechen und Schmecken, ehe man dann die finalen Bestandteile bestimmt, die in den Gin wandern sollen. Nachdem man die Zutaten in die Distille gegeben hat, dauert es nur wenige Stunden, bis man seinen eigenen Gin in den Händen hält.

Bummeln, Essen, Bars und Nachtleben
Die historische Main Street Park Citys lädt im Stile einer nordamerikanischen Kleinstadt zum Bummeln ein. Links und rechts säumen nicht nur Boutiquen von Sportartikelherstellern und Souvenirshops die Straßen, sondern auch etliche Cafés, Bars und Restaurants. Vor allem abends während der Skisaison sollte man die Straße erkunden – dann herrscht Hochbetrieb und ein reges Nachtleben.

Après Ski mit Stil am Lagerfeuer
Auch in Amerika gibt es eine Après-Ski-Kultur – auch wenn diese etwas anders aussieht als in den heimischen Alpen. Die typischen Schirmbars zum Beispiel sucht man vergebens und die obligatorischen, aber nervigen Ballermann-Hits bleiben einem erspart. Im Hotel St. Regis Deer Valley lassen es die Skifahrer etwas ruhiger angehen und feiern Après-Ski zum Beispiel bei einem Lagerfeuer mit Blick über die Berge und einem Gläschen Champagner in der Hand.


INFOS ZUR REISE
Park City liegt im US-Bundesstaat Utah und ist Teil der Wasatchkette in den Rocky Mountains. Der amerikanische Skiverband hat in der ehemaligen Bergbaustadt, die seit den 1980er Jahren sprunghaft angewachsen ist, seinen Hauptsitz. Freilich ist es etwas aufwendiger, einen Ski-Trip nach Übersee zu unternehmen, als in den heimischen Alpen Ski zu fahren. Hier ein paar Tipps, die bei der Planung helfen:

ANREISEN
Delta Air Lines bietet Direktflüge zum Salt Lake City International Airport ab Paris (Flughafen Charles de Gaulle), London (Flughafen Heathrow) und Amsterdam (Flughafen Schiphol). Vom Flughafen in Salt Lake City erreicht man Park City in rund 45 Minuten mit dem Shuttlebus.

ÜBERNACHTEN
Die Auswahl reicht von komfortablen Hotels wie dem „Yotel Pad “ über gemütliche Ferienanlagen wie den „Lodges at Deer Valley“ bis hin zu Luxus-Resorts direkt an der Piste, wie zum Beispiel das „St. Regis“ oder die „Stein Eriksen Lodge“. Wer zur Hochsaison eine Unterkunft sucht, muss den Geldbeutel allerdings weit aufmachen: Um die 1000 US-Dollar pro Nacht kann ein Zimmer da schon mal kosten.

SKIPÄSSE ONLINE KAUFEN
Auch das Skifahren in Park City ist nicht ganz günstig. Sowohl im Deer Valley Resort als auch im Park City Mountain Resort können Tagespässe je nach Saison bis 280 US-Dollar kosten. Außerdem ist die Anzahl an verfügbaren Lifttickets pro Tag begrenzt. Wer mindestens sieben Tage im Voraus online seinen Skipass kauft, spart nicht nur bei den Ticketpreisen, sondern sichert sich auch einen garantierten Platz auf der Piste.

Hilfreiche Links
www.visitparkcity.com
www.deervalley.com
www.parkcitymountain.com