Ab auf die Inseln der Kvarner Bucht

18.08.2023 | Stand 12.09.2023, 23:24 Uhr

Umgeben von tiefblauem Meer ist die Ortsspitze der Stadt Rab, die auch der Insel ihren Namen gab. Der Ort ist geprägt vom Kalkstein, der als Baumaterial für Mauern und Türme verwendet wurde. −Fotos: Stewart

Malerische Buchten, schroffe Küsten: Die Region Kvarner Bucht im Norden Kroatiens ist landschaftlich ein Hingucker. Sie hat aber auch eine lange Geschichte und Städte mit großer Tradition.

Manchmal gleicht sie einer Mondlandschaft, dann zeigt sie sich wieder von ihrer prächtigsten grünen Seite: Die Landschaft der Kvarner Bucht im Norden Kroatiens direkt an der Adriaküste ist ebenso vielseitig wie ihre Geschichte. Sie bietet alles: Weine und leckere Speisen für Genießer, Wanderwege für Abenteuerlustige, alte antike Städte für Entdecker und wunderschöne Kiesstrände, die zu einem Bad im glasklaren, türkisfarbenen Meer einladen. Eine bekannte und beliebte Stadt auf dem Festland ist Crikvenica.Von dort lassen sich die Inseln der Kvarner Bucht gut erreichen.

Die Insel Krk ist die größte und bekannteste Urlaubsinsel Kroatiens, die mit ihren 60 kleinen Ortschaften einiges zu bieten hat. Eine davon ist der kleine Ort Vrbnik an der Ostküste. Vrbnik ist eine alte Burg, die auf einem Felsen erbaut wurde, aus Angst vor Piraten, weiß Peter Tomašic. Der 51-Jährige arbeitet seit zehn Jahren als Reiseführer für die Region Istrien rund um die Hafenstadt Rijeka. An seiner Arbeit liebt er vor allem, draußen unterwegs zu sein und mit Menschen in Kontakt zu kommen. „Außerdem habe ich über die Jahre sehr viel Wissen angesammelt. Es freut mich, das weitergeben zu können.“

Der Bora-Wind sorgt für karge Küsten

Tomašic führt vor allem deutsche und italienische Reisegruppen durch die engen Gassen der Altstadt von Vrbnik. „Diese machen den Ort so malerisch“, erzählt er. Keine Autos, keine Busse – nur zu Fuß kann man durch die verwinkelten kleinen Straßen spazieren. Kopfsteinpflaster überall. Die Landschaft ist steil und karg. Und dafür gibt es auch einen Grund: der kalte Bora-Wind, jene Fallwinde, die vor allem in Küstengegenden vorkommen. „Er sorgt in dieser Region dafür, dass kaum etwas wächst“, erklärt er.

Was sich aber durch die Kargheit der Ostküstenlandschaft gut erkennen lässt, ist der Kalkstein, der das Gebiet wie eine Mondlandschaft wirken lässt. Aus Kalkstein ist auch der Ort Vrbnik erbaut. Doch gerade das macht seinen unverwechselbaren Urlaubscharme aus, beliebte Fotomotive inklusive. Eines davon ist die Klancic, eine der engsten Gassen der Welt. 43 Zentimeter breit und vier Meter lang – wer da hindurchpasst, kann seinen Weg fortsetzen. Nicht weit davon entfernt gibt es einen Aussichtspunkt, von dem man bei einem Glas Žlahtina, einem regionalen Weißwein, das Panorama genießen kann.

Nächster Halt ist Krk, die Hauptstadt der Insel liegt an der grünen Westküste. Anders als Vrbnik ist sie nach römischem Bauplan errichtet, also mit geraden und rechtwinkligen Straßen. Sie überzeugt vor allem mit den antiken Bauwerken und der imposanten Stadtmauer, die sich an einem kleinen Hafen entlangzieht. Hier sind aber nicht nur Reste aus römischen Zeiten zu finden, die Frankopanen haben vom 12. bis zum 15. Jahrhundert viel gebaut. So begrüßt der sechseckige Turm an der Küste die Besucher. Fürst Nikola IV. ließ diesen 1407 erbauen. Das wohl attraktivste Gebäude der Stadt ist die Burg der Familie Frankopan. Von dort hat man eine eindrucksvolle Aussicht auf das Meer und die Stadt.

Wer genug hat vom Sightseeing, der kann die Route in den Süden der Insel fortsetzen. Und zwar nach Baška. Hier lebt Peter Tomašic nun schon seit vielen Jahren. „Ich bin zwar in Rijeka geboren und aufgewachsen, aber meine Familie stammt schon seit 500 Jahren aus Baška.“ Was er besonders an seiner Heimatstadt liebt, ist das wunderschöne Meer und die atemberaubende Bergkulisse im Hintergrund.

Straßenmusiker unterhalten in den Gassen die Gäste in den vereinzelten Restaurants. Nach dem Essen lässt es sich kilometerlang an der Promenade spazieren und in einer der Bars einkehren. Dort schließt sich auch ein kleines kroatisches Ballermann-Viertel an – Souvenir-Stände treffen auf Abba-Coverbands.

Ebenfalls zur Kvarner Bucht gehört auch die weiter südlich liegende Insel Rab. Sie ist wesentlich kleiner und bietet viel für Natur- und Aktivurlauber. Hier ist Luka Perčini zuhause. Der Familienvater arbeitet hier für den örtlichen Tourismusverband.

Ein Viertel der Insel ist Naturschutzgebiet und immer grün. Hier sei auch der größte Steineichenwald auf mediterranem Boden. „Das macht es ideal für Wanderer oder Radfahrer“, erzählt der 37-Jährige, der selbst ein leidenschaftlicher Mountainbiker ist. Allein im Naturschutzgebiet gibt es 54 Kilometer an Wander- und Radwegen. Und noch eine Besonderheit hält die Insel parat: Hier gibt es Natursandstrände, wie sie in Kroatien nur selten zu finden sind. Wer mit dem Boot unterwegs ist, kann unberührte Buchten entdecken, die zu einem Sprung ins tiefe Wasser einladen.

Größter Steineichenwald auf mediterranem Boden

Direkt an der Küste erstrecken sich die Kalksteinmauern mit Türmen und antiken Gebäuden. 2000 Jahre alt ist die Geschichte der Stadt Rab. „Zu illyrischen Zeiten gab es die ersten Siedlungen, später kamen die Römer und die Griechen.“ Aus der Römerzeit stammt bis heute der Slogan „Rab, the happy island“, also die glückliche Insel. Später im Mittelalter nahm vor allem die Herrschaft Venedigs großen Einfluss auf die Architektur und die Gastronomie. „Es ist kein Italien-Abklatsch, aber es zeigt, wie mediterran es damals hier war.“ Der Mix der Kulturen sei auch ein Alleinstellungsmerkmal für die Kvarner Region.

Seit 2010 arbeitet Luka Perčini beim Tourismusverband, mittlerweile als Marketing-Manager. Seine Familie ist seit 200 Jahren auf Rab verwurzelt. Er und seine Schwester leben mit ihren Familien in der Nähe der Stadt Rab. „Der Trend geht dazu, dass auch junge Menschen hier bleiben.“ Im kroatischen Inland sei die Situation eine andere. „Das ist nicht zu vergleichen, weil hier bei uns alle im Tourismus tätig sind. Diese Möglichkeit hat man dort nicht.“

Früher lebten die Familien vor allem vom Fischfang und dem Schiffsbau. Heute hat jeder eine Wohnung, die er an Urlauber vermietet oder einen Gemüsegarten, aus dem er Waren an Restaurants verkauft. Und was macht das Leben hier so besonders? „Die Vielfältigkeit. Hier ist es das ganze Jahr über interessant“, sagt Luka Perčini bestimmt.


INFORMATIONEN

Crikvenica liegt an der Adriaküste im Norden Kroatiens und ist eines der größten Tourismuszentren in der Region Kvarner Bucht. Nach etwa einer Stunde Fahrt erreicht man von dort die Insel Krk, die größte kroatische Insel in der nördlichen Adria, die durch eine Brücke mit dem Festland verbunden ist. Die Insel Rab ist mit der Fähre zu erreichen. Die kleine Insel liegt weiter südlich und ist besonders für die gleichnamige, architektonisch beeindruckende Stadt bekannt.

ANREISEN

•Direktflüge von München nach Zagreb in etwa einer Stunde, von dort mit Bus oder Taxi nach Crikvenica (Dauer: zwei Stunden).

•Nachtzug von München nach Rijeka in neun Stunden.

•Vom Festland lässt sich die Insel Krk mit dem Boot oder per Auto/Bus/Taxi ansteuern.
•Von der Insel Krk erreicht man die Insel Rab mit der Fähre. Je nach Hafen dauert die Überfahrt zwischen 20 Minuten und eineinhalb Stunden.

ÜBERNACHTEN
•Luxus im österreichischen K. u. k.-Stil bietet das Hotel Kvarner Palace in Crikvenica.
•Modern und extravagant ist das Heritage Hotel Forza in Baška auf der Insel Krk. Das Boutiquehotel liegt fast unmittelbar am Meer.

•Keine Wünsche offen lässt das Imperial Valamar Collection Hotel in Rab auf der gleichnamigen Insel.

www.rab-visit.com/de

www.kvarner.hr


Redakteurin Laura Stewart reiste auf Einladung des Kvarner Tourismusverbandes in die Region Kvarner Bucht.