Jenseits von Hollywood und Strandleben
Skifahren in Kalifornien: Weißes Wunder im Golden State

02.12.2023 | Stand 02.12.2023, 5:00 Uhr

Blick in den Krater: Mammoth Mountain gehört zu den Resten eines Riesen-Vulkans. Den gegenüberliegenden Kraterrand bilden in zehn Kilometern Entfernung die Glass Mountains (links). Die Ebene dazwischen birgt den Mono Lake, einen See mit bizarren Felsnadeln aus Tuffstein. − Fotos: Baumgartl

Kalifornien – da denken wir Europäer an Sonne und Meer, Disneyland und Hollywood. Dass der Golden State im Südwesten der USA auch ein Paradies für Wintersportler ist, haben wohl die wenigsten auf dem Schirm. Dabei läuft in den Skigebieten der Sierra Nevada die Saison von November bis Anfang Juni.

Feuchte Meeresluft trifft hohe Berge – das sorgt dafür, dass Maddy Condon sieben Monate im Jahr alle Hände voll zu tun hat. Hier in Palisades Tahoe, dem zweitgrößten Skigebiet der USA, wo 1960 unter dem damaligen Namen „Squaw Valley“ die Olympischen Winterspiele stattfanden. „Ich komme eigentlich aus San Francisco und wollte nur eine Saison als Skilehrerin arbeiten. Aber es ist so schön hier, dass ich geblieben bin“, erzählt die sportliche 24-Jährige mit einem strahlenden Lächeln. Maddy hat vom 200-köpfigen Trainerteam in die PR-Abteilung des weitläufigen Skigebiets gewechselt und bringt heute den Gästen ihre Liebe zur Sierra Nevada näher.

14 Meter Schnee in der vergangenen Skisaison

Das Gebirge bildet eine nahezu unüberwindliche Barriere für alle Wolken, die vom Pazifik kommen. Die Folge: Schnee. Massenhaft Schnee. Und das von November bis weit nach Ostern. Künstliche Kristalle sind hier eher ein Nebenthema. Auf acht Meter pro Saison summieren sich die Schneefälle jedes Jahr in Palisades Tahoe. Vergangenen Winter kamen sogar 14 Meter herunter. „Verrückt“, sagt Maddys Chef, PR-Manager Patrick Lacey, kopfschüttelnd. 

Noch mehr Flocken fielen 300 Kilometer weiter südlich, in Mammoth Mountain. Das Skigebiet unweit des Yosemite-Nationalparks ist kleiner, liegt aber höher. Auf 3369 Metern schmilzt die meterdicke Schneedecke zudem nicht so schnell – auch wenn an 300 Tagen im Jahr die Sonne scheint. Deshalb endete nach dem vergangenen Rekordwinter 2022/23 die Saison in Mammoth Mountain erst am 7. August statt Mitte Juni.

Das freut die Wintersportler. „Ich fahre jedes Jahr in Mammoth zwei Wochen lang Ski, egal zu welcher Jahreszeit“, sagt Robert Moore (68), während die silberglänzende Gondel ihn mit sechs weiteren Skifahrern Richtung Gipfel trägt. Dort oben glitzert verheißungsvoll der frisch gefallene Pulverschnee in der Aprilsonne. Wie viele andere Gäste lebt Moore, ein ehemaliger Meeresbiologe, an der dicht besiedelten kalifornischen Küste. Vor allem im Frühling, wenn dort das Thermometer schon über 30 Grad anzeigt, genießen viele den Wechsel zwischen den beiden Jahreszeiten, die nur fünf Autostunden auseinander liegen. Auch der große Höhenunterschied zwischen Tal und Berg hat seinen Reiz: „Ab Mai kommen die Leute mit den Skiern vom Berg und hier unten im Ort fahren schon die Mountainbiker herum“, sagt Michael Vanderhurst, Tourismuschef der Stadt Mammoth Lakes. 

Beim Spring Skiing geht es bunt und fantasievoll zu

Hinter ihm versammelt sich gerade eine lila glitzernde Weltraumtruppe an der Freiluft-Bar der „Main Lodge“, einer von mehreren Talstationen des Skigebietes. Es sind 15 Frauen aus Los Angeles, die im spacigen Einheits-Overall Junggesellinnenabschied feiern. Auch sonst geht es beim Spring Skiing im Frühling eher locker zu: T-Shirts und kurze Hosen, sogar bunte Kostüme flitzen vorbei. Da wird man auf der Piste schon mal von Superman oder einer glitzernden Fee überholt. 

Wer mit Flugzeug und Bus in die kalifornischen Skigebiete anreist, leiht sich die Ausrüstung vor Ort. Das tun auch Gäste aus Europa und Asien. Etwa, wenn sie eine längere USA-Reise mit einem Aufenthalt in der Sierra Nevada verbinden, um dort den „American Way“ des Skifahrens kennen zu lernen. Der ist vor allem: entspannt. Wie die amerikanischen Ski sind auch die Pisten breiter. Hier muss man deutlich seltener anderen Skifahrern ausweichen als in den heimischen Alpen. 

Kurze Wartezeiten an den Liften

Wenn man sich überhaupt an die Piste hält. Denn grundsätzlich darf man in Kalifornien überall fahren. Grenzen setzen nur das eigene Tiefschnee-Können und Absperrungen an besonders gefährlichen Bereichen. Nach der Abfahrt geht es sofort wieder hinauf. Denn die Wartezeiten am Lift sind vor allem an den Werktagen minimal bis nicht vorhanden. Da sammelt man in kurzer Zeit ganz schön Kilometer. Und wer Angst hat, sich dabei im Skigebiet zu verirren, trifft immer wieder auf offizielle Guides, die den Weg erklären. 

Zur Mittagspause geht es nicht hinauf zur Berghütte, sondern hinunter. Alterra, die Betreibergesellschaft der beiden Skigebiete Palisades Tahoe und Mammoth Mountain, versorgt seine Gäste an den Talstationen – wo ohnehin die Infrastruktur ist. Und das Olympiadorf zu Füßen der Lifte von Palisades Tahoe bietet sowieso eine reiche Restaurant-Auswahl. 

Auf der Sonnen-Terrasse des „Mammoth Mountain Inn“ beschallt ein DJ die Gäste mit rockigen Klängen. Entspannt verfolgen sie durch ihre Sonnenbrillen das Treiben auf der Piste. Ihre Teller spiegeln die Küche wider, die in den Restaurants der Sierra Nevada vorherrscht: internationale Gerichte mit Schwerpunkt Mexikanisch. „Wir gehen nachher ins Yodlers. Da ist später Livemusik“, sagt Skifahrerin Sara Hurley (43) aus Manhattan Beach und deutet nach hinten. Dort steht neben der Talstation der Panorama-Gondel von Mammoth Mountain eine große Hütte im Alpen-Look. Davor tanzt schon mittags buntes Volk in Skiklamotten – eben der American Way des Skifahrens.
 


Redakteurin Helene Baumgartl reiste auf Einladung des Skigebietes Palisades Tahoe und von Mammoth Lakes Tourism nach Kalifornien – und war begeistert von weitläufigen Pisten und kurzen Liftschlangen.
 


INFORMATION
Die Sierra Nevada zieht sich parallel zur Pazifik-Küste 700 Kilometer von Nord nach Süd durch ganz Kalifornien. Höchster Berg ist der Mount Whitney (4421 m). Mit dem Lake Tahoe hat die Sierra Nevada den zweittiefsten See der USA. Die Umgebung von Mammoth Lakes ist Ausgangspunkt zum bekannten Yosemite-Nationalpark. 

SKIGEBIETE
Palisades Tahoe ist das größte Skigebiet Kaliforniens und das zweitgrößte Skigebiet der USA. Unter seinem neuen Namen vereint es die früheren Skigebiete Squaw Valley und Alpine Meadows. Hier fanden 1960 die Olympischen Winterspiele statt. Die neue Base-to-Base-Gondola verbindet beide Gebiete und deren acht Berggipfel bis zu einer Höhe von 2745 Metern. Tiefster Punkt ist das ehemalige olympische Dorf auf 1890 Metern. Auf 60 Quadratkilometer Skigebiet laufen 29 Lifte in der Regel von November bis Mai.

Mammoth Mountain ist das höchstgelegene Skigebiet Kaliforniens. Es liegt zwischen 2424 und 3369 Metern Seehöhe bei dem Ort Mammoth Lakes in der östlichen Sierra Nevada. Auf 14 Quadratkilometern gibt es 175 Pisten aller Schwierigkeitsgrade, die längste Abfahrt ist 4,5 Kilometer lang. Die 25 Lifte laufen meist von November bis Mitte Juni. In der zurückliegenden Saison 2022/23 wurde Mammoth Lakes als bester Wintersportort Nordamerikas ausgezeichnet. 

ANREISEN
Vom Reno-Tahoe International Airport beträgt die Fahrzeit mit dem (Leih-)Auto ins Skigebiet Palisades Tahoe 45 Minuten, nach Mammoth Mountain drei Stunden. Alternative: in vier Stunden von San Francisco nach Palisades Tahoe oder in fünf Stunden von Los Angeles nach Mammoth Mountain fahren. Beide Küstenstädte sind per Direktflug aus München erreichbar. 

ÜBERNACHTEN
Das zentrale „The Village at Palisades Tahoe“ bietet Einzelzimmer genauso wie gruppentaugliche Wohnungen. Rund um Mammoth Mountain schart sich eine Fülle an Unterkünften, vom Holzhaus bis zum luxuriösen Hotel „Westin Monache Resort“ im Hauptort, von dem eine Gondel direkt ins Skigebiet führt. 

SKIPÄSSE
Die Tickets sind im Vergleich zu den Alpen fast doppelt so teuer – wenn man sie erst vor Ort kauft. Tipp: Besser über einen deutschen Reiseveranstalter ein Gesamtpaket schnüren. Dann ist etwa eine Woche Skifahren in Mammoth inklusive Flug, Skipass, Hotel und Mietwagen je nach Saison ab 2000 Euro möglich. Wer das nicht will: Mehr Spontaneität bietet der internationale „Ikon Pass“. Dieser Ski-Saisonpass gilt weltweit in über 50 Skigebieten – neben Palisades Tahoe und Mammoth Mountain auch in einigen europäischen Destinationen. Wer ihn im Frühling kauft, kann damit sofort noch die lange kalifornische Skisaison bis in den Sommer hinein ausnutzen und danach die komplette folgende Wintersaison über die Pisten sausen. 

www.palisadestahoe.com

www.visitmammoth.com

www.ikonpass.com