Rustikale Inselschönheit – Unterwegs auf der italienischen Insel Sizilien

03.06.2023 | Stand 25.10.2023, 10:39 Uhr
Florentina Czerny

Die „Isola Bella“ („Schöne Insel“) in der Nähe von Taormina an der Ostküste kann man über einen schmalen Kiesstrand betreten. Die kleine Burgruine darauf ist eine charmante Touristenattraktion.

Die Straßen voller Schlaglöcher, die Hausfassaden schmutzig und abgebröckelt. Sizilien ist eine raue Insel. Doch mit strahlend blauem Meer und atemberaubenden Panoramen ist sie vor allem auch eins: eine absolute Schönheit.

Als stünde man auf dem Mond. Schwarze Steinbrocken türmen sich am Wegesrand, brachial und grob. Bei jedem Schritt, den man tut, staubt der dunkle Sand unter den Füßen. Weit und breit ist kein Grashalm zu sehen, allein die vielen Marienkäfer setzen Farbakzente in der kargen Landschaft. Und dann der Blick nach oben: Bedrohlich steigt der Rauch empor und hüllt den Krater in dicken Nebel.

Als befinde man sich in einer anderen Welt, so fühlt es sich auf dem Ätna an. Der Vulkan ist eine der wichtigsten Touristenattraktionen auf Sizilien − und das, obwohl er bis heute einer der aktivsten Vulkane weltweit ist. Immer wieder hüllt er den Himmel an der Ostküste der Insel in eine schwarze Aschewolke, ein neuer Lavastrom wurde zuletzt im November vergangenen Jahres entdeckt.

Auch wenn es vorkommen kann, dass manche Häuser unweit des Kraters bei einem Ausbruch beschädigt oder gar zerstört werden – Menschen kommen dabei eigentlich nicht zu Schaden. Zu gut beobachtet ist die Vulkanaktivität. Für Touristen bedeutet das: Ist der Krater freigegeben, geht es entweder zu Fuß oder mit der – etwas in die Jahre gekommenen − Seilbahn auf eine Höhe von rund 2500 Metern. Wer einen Blick in den Krater werfen will, muss noch 500 Meter weiter hinaufwandern.



Eine Bedrohung, mit der man lebt


„Der Vulkan ist Fluch und Segen zugleich“, sagt Maurizio vom Weingut „I Custodi“. „Es geht von ihm zwar eine ständige Bedrohung aus, aber auf der anderen Seite schenkt er uns so viel. Schaut!“ Das sagt er mit einem begeisterten Lächeln im Gesicht und breitet seine Arme aus. Am Fuße des Ätnas ist Maurizio umgeben von Weinstöcken, die vollhängen mit prallen, saftigen Trauben. „Wir zählen über 280 Sonnentage auf Sizilien. Die Wärme und die fruchtbare Erde rund um den Ätna macht den sizilianischen Wein so besonders.“

„I Custodi“ bedeutet übersetzt „Die Wächter“. Und als solche verstehen sich die Winzer auch: verantwortlich für den Erhalt des guten Bodens, der traditionellen Weinherstellung und der Natur. Es ist ruhig auf dem Weingut − die meisten Mitarbeiter befinden sich in den Weinbergen zur Ernte. „Ist dieser Ausblick nicht herrlich?“, fragt Maurizio mit Blick auf den beeindruckenden Vulkankrater, der von hier unten so friedlich und ruhig anmutet.

Laute Musik dröhnt aus den Boxen des Standes, der gebratenes Fleisch in Weißbrot anbietet. Es riecht nach Bratfett, Gewürzen und rohem Fisch vom Stand nebenan, wo ein junger Sizilianer gerade frische Scampis schält. Gegenüber schreit ein Standbetreiber über die wummernden Bässe hinweg, um für seine Antipasti zu werben: eingelegtes Gemüse, gegrillte Calamari, Oliven, die landestypischen und köstlichen Arancine – frittierte Reisbällchen mit einer tomatigen Fleischfüllung.

Noch die entspannte Ruhe des Ätnas in den Knochen, bedeutet Siziliens Hauptstadt Palermo eine regelrechte Reizüberflutung. Mensch an Mensch drängt sich durch die schmale Gasse, und dazwischen will auch noch ein Rollerfahrer seinen Weg finden. Trotzdem ist der Besuch eines Marktes zur Mittagszeit ein absolutes Muss in der lebendigen Stadt: Hier pulsiert das Leben, hier riecht, schmeckt, erlebt man Siziliens Leidenschaft und Seele.

Danach sucht man sich am besten ein ruhigeres Plätzchen in einem kleinen Café, genießt je nach Tageszeit einen doppelten Espresso oder ein Glas Wein. Lässt sich treiben von „La dolce Vita“, das sich auf Sizilien ursprünglicher, etwas rauer anfühlt, als im schicken Norden Italiens.

Das merkt man auch im Straßenverkehr, in dem man nur bestehen kann, wenn man zumindest ein bisschen den ungeduldigen und manchmal durchaus wilden Fahrstil der Sizilianer annimmt. Charakteristisch sind auch die einfachen Häuser in den Vororten oder Dörfern, deren schmutzige Fassaden abbröckeln. Die Schlaglöcher, denen man auf den Straßen oft ausweichen muss. Die alten „Motorini“, die einem ständig wie aus dem nichts vor das Auto flitzen.

Was einen zuhause maximal stressen würde, stört hier überhaupt nicht. Tiefenentspannt saugt man das Lebensgefühl auf, glücklich vom hervorragenden Wein und der köstlichen Pasta mit Pistazienpesto.

Charmante Gassen im gemütlichen Fischerort

Zu der entspannten Stimmung tragen auch kleine, gemütliche Orte wie Céfalu im Nordwesten der Insel bei. In der kleinen Altstadt reihen sich einladende Bars und Geschäfte aneinander, in denen man zwischen Souvenirs, Handtaschen und Spezialitäten aus Pistazien und Zitronen stöbern kann. Vorbei an trockengelegten Fischerbooten und gut besuchten Eisdielen schlängelt man sich entlang der Straßen zum großen Platz, auf dem die Kathedrale Santissimo Salvatore emporragt. Der eindrucksvolle Bau mit spätgotischer und arabischer Architektur wurde 2015 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt und ist einen Besuch wert.

Und danach? Eine Sache hat man jetzt noch nicht so genossen, wie sich das eigentlich gehört, und diese eine Sache gehört zu Italien wie die Pizza und der Wein: das Meer. In Sizilien ist das Wasser ein glasklarer Traum, an dem man sich nicht sattsehen kann – und natürlich nicht nur für die Augen ein wunderbares Vergnügen. Rein ins warme, salzige Türkis – dann ist das italienische Glück perfekt.


Redakteurin Florentina Czerny kundschaftete die Insel Sizilien bei einer privaten Reise aus.


INFORMATION

Die Insel Sizilien liegt im Süden Italiens und ist ein beliebtes Reiseziel für Italienurlauber. Sie ist die größte Insel Italiens und bildet mit einigen kleineren Inseln eine autonome Region.

ANREISEN

Mit dem Flugzeug nach Palermo oder nach Catania. Als die beste Reisezeit gelten die Monate von Mai bis Oktober. Juli und August kann es allerdings an manchen Hotspots sehr voll werden.

KULINARIK

Eine lokale Spezialität ist zum Beispiel die „Arancina“ („Orange“) – eine frittierte Reiskugel, die mit Fleisch oder Gemüse gefüllt ist.

SEHENSWERT
Markttreiben: In Palermo sollte man mittags unbedingt einen der vielen Essensmärkte besuchen. Die Essensangebote an den vielen Ständen sind wunderbar anzusehen – und schmecken köstlich.

Ätna: Den aktiven Vulkan kann man entweder zu Fuß oder mit der Seilbahn erreichen. Es werden auch Jeeptouren zum Krater angeboten.
„Teatro Greco“: Das antike Theater in Taormina gehört zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten. Ein Besuch lohnt sich: Von den obersten Sitzreihen hat man einen wunderbaren Blick über Küste, Meer und Stadt.

www.visititaly.eu/places-to-go/sicily