Natur pur im Frankenwald

08.09.2023 | Stand 12.09.2023, 16:21 Uhr

Trotz Wegemarkierung fällt es im Felsenlabyrinth Luisenburg bei Wunsiedel dem einen oder anderen Besucher schwer, sich zu orientieren. Über Stock und Stein geht es im Fichtelgebirge vorbei an Felsbrocken aus Granit. −Fotos: Schumergruber

Raus aus dem Alltag, rein in die Natur: Im Norden Bayerns überzeugen gleich zwei Urlaubsregionen mit ihrer Landschaft – und mit ihrem bodenständigen Charme.

Nur Notrufe möglich“ steht auf dem Handydisplay. Der Empfang ist weg. Was vielerorts für entrüstetes Schnauben sorgt, ist am Hubertusweg im Leitschtal erwünscht. Hier soll man abschalten können. Auf einem Schotterweg geht es zu einem der insgesamt sechs Trekking-Plätze im Naturpark Frankenwald. Besucher können ihr mitgebrachtes Zelt am Rande des Baches Leitsch aufschlagen, umgeben von bewaldeten Hängen und einer Wiese. Im glasklaren Wasser fällt eine gelbe Box auf, die mit Getränken gefüllt ist. Das Geld kann man in eine Kassette am Bachrand legen.

Wo der Trekking-Platz genau liegt, ist geheim

„Jeder Trekking-Platz hat eine Grundausstattung“, erklärt Markus Franz, Geschäftsführer des Frankenwald Tourismus Service Centers. Dazu gehört eine Feuerstelle mit Bänken, ein Brennholz-Vorrat, ein Wasserfass und ein Plumpsklo. Vier Plätze für je ein Zelt gibt es in dem Tal in Steinwiesen (Landkreis Kronach). Wo genau Besucher ihre Heringe auf dem Gebiet der Bayerischen Staatsforsten in den Boden schlagen dürfen, wird nicht verraten. Nur wer eine Übernachtung über die Webseite von Frankenwald Tourismus (www.frankenwald-tourismus.de/trekking) bucht, kriegt die Info.

So will man verhindern, dass die schönen Fleckerl überlaufen werden. „Das kommt echt gut an“, erzählt Franz. Er betont, dass man im Frankenwald auf einen Gegenentwurf zum Massentourismus setzt. „Wir haben keine Bettenburgen.“ Vielmehr gehe es in der Region „familiär und beschaulich“ zu. Wer in der Natur zur Ruhe kommen möchte, kann das auf mehr als 4200 Kilometern markierter Wege tun. Die führen auch zu den Trekking-Plätzen und verbinden sie. Das Besondere: Der Deutsche Wanderverband hat den Frankenwald mit dem Siegel „Qualitätsregion Wanderbares Deutschland“ ausgezeichnet.

Aber was erwartet einen im 102250 Hektar großen Naturpark? Ein Wald im Wandel. Deutlich wird das am leichten Rundwanderweg Lamitzpfad in Wallenfels (auch Lkr. Kronach). Auf einem Forstweg geht es durch ein abgeholztes Waldstück. Hier hat der Borkenkäfer großen Schaden angerichtet, sagt Ranger Clara Renner. Der Schädling hat in Fichtenmonokulturen leichtes Spiel. Die wurden im Frankenwald früher für den Holzhandel und die Flößerei, den Holztransport übers Wasser, angelegt. Heute will man weg von der Monokultur hin zum widerstandsfähigeren Mischwald. An die Flößerei erinnert eine Infotafel nahe einem begradigten Fluss am Lamitzpfad.

Neben Wasserläufen ist die Landschaft entlang des Pfades geprägt von sattem Grün. Ein Schwarzstorch kreist über einer Wiese. Kurz sieht man einen Fuchs, der einen Weg überquert. Tümpel und Teiche mit moorigen Strukturen bieten Pflanzen und Tieren Lebensraum. Biber lassen sich nicht blicken. Ihre Bauwerke sind aber imposant.

Von so vielen Eindrücken muss man sich stärken. Fränkische Küche gibt es im Gasthof Roseneck in Wallenfels. Das Saiblingsfilet mit Mandelbutter, Petersilienkartoffeln und gebackenem Blumenkohl ist super lecker.

Neben dem Frankenwald steht das Fichtelgebirge bei Urlaubern hoch im Kurs. Eines der Hauptziele ist der heilklimatische Kurort Bischofsgrün mit seinen rund 1800 Einwohnern (Landkreis Bayreuth) – etwa eine Autostunde von Wallenfels entfernt. Dort begrüßt Ferdinand Reb, Geschäftsführer der Tourismuszentrale Fichtelgebirge e. V., die Reisegruppe. Er macht deutlich: Wer Lust auf Wandern oder Radfahren in der Natur hat, ist im Naturpark Fichtelgebirge genau richtig. Die Landschaft zeichnet sich vor allem durch Felsformationen und -türme aus. Vornehmlich sind die aus Granit. Aber: „80 Prozent aller weltweit vorkommenden Gesteinsarten gibt es im Fichtelgebirge“, so Reb.
Davon kann man sich im Felsenlabyrinth Luisenburg bei Wunsiedel ein Bild machen. Über Stock und Stein geht es vorbei an riesigen Felsbrocken. Der Aufstieg führt über steile Holztreppen und durch schmale Felsspalten. An mehreren Stellen muss man den Rucksack vom Rücken nehmen, weil er sonst beim gebückten Gehen den Granit entlang schleifen würde. Auf Aussichtspunkten und Rastplätzen kann man verschnaufen. Besondere Gesteinsformationen wie der sogenannte Napoleonshut, der an die Kopfbedeckung des Feldherren erinnert, laden zum Innehalten ein.
Das Felsenlabyrinth macht seinem Namen alle Ehre. Trotz Markierungen fällt es schwer, sich zu orientieren. Gut, dass Geopark-Rangerin Christine Roth dabei ist. „Das ist einer der ersten Landschaftsparks in Deutschland“, sagt sie. Ab 1790 besuchten Kurgäste die Anlage. An markanten Plätzen kann man noch heute in Stein gemeißelte Inschriften lesen. Geblieben ist auch die Naturbühne, auf der bis September die Luisenburg-Festspiele stattfinden. Heuer können die Besucher zum Beispiel das Familienstück „Die Schöne und das Biest“ oder das Musical „Sister Act“ anschauen. Im Jahr 1890 ging das erste Festspiel über die Felsbühne, weiß Roth. Ihr Spezialgebiet ist natürlich die Natur. Und so zeigt sie unter anderem das seltene Leuchtmoos, das in einer dunklen Felsecke goldgrün schimmert.

Felsenlabyrinth macht seinem Namen alle Ehre

Welche Tiere im Fichtelgebirge heimisch sind, kann man im Wildpark Waldhaus in Mehlmeisel (auch Lkr. Bayreuth) erfahren. Auf dem rund 90000 Quadratmeter großen Gelände können Touristen Luchs, Fuchs und Co. bestaunen. Der Star der Tierschar ist „Herr Schröder“, der einzige weiße Hirsch in Deutschland, wie Betreiber Eckard Mickisch deutlich macht. Auch einen weißen Dachs namens „Flocke“ soll es geben. Der bleibt bei der Führung mit Azubi Sebastian Bauer lieber in seinem Versteck.

Ein Tier kann man hingegen kaum übersehen: den türkischen Herdenschutzhund, der nachmittags angebunden schlummert. Nachts läuft die 70 Kilogramm schwere Hündin Aysha frei zwischen den Wildgehegen herum, um Wölfe abzuschrecken, erklärt Mickisch. „Die Tiere hier drinnen sind ihre Familie.“

Wölfe sind auch Thema beim Abendessen der Gruppe im Gasthof Puchtlers Deutscher Adler in Bischofsgrün. Nach den hausgemachten Nudeltaschen, die mit Spargel gefüllt sind, kommt man mit Chef Thomas Puchtler ins Gespräch. Es geht um fränkische Gerichte wie das Strohschwein und ob man eine Herkunftsangabe in die Speisekarte schreiben soll. Ja, ist eine Frau überzeugt. Sie schlägt vor, QR-Codes abzudrucken. Woher das Fleisch stammt, zeigt dann ein Blick aufs Handy. Nein, winkt Puchtler ab. Viele Gäste seien eh schon zu oft mit ihrem „Wischkasterl“ beschäftigt. Er findet es besser, wenn sich die Leute miteinander unterhalten.


Redakteurin Sonja Schumergruber entdeckte auf Einladung von FrankenTourismus den Frankenwald und das Fichtelgebirge.


Der Naturpark Frankenwald liegt im Norden Bayerns. Er wird heuer 50 Jahre alt. Daneben findet man den Naturpark Fichtelgebirge mit dem Schneeberg als höchstem Gipfel.

ANREISEN
Ganz bequem geht es mit der Bahn nach Kronach.

ÜBERNACHTEN
•JUFA-Hotel Kronach: Wie ein Burgfräulein fühlt man sich in den historischen Mauern der Festung Rosenberg. Info: www.jufa.eu/kronach.
•Gemütliche Zimmer erwarten die Gäste im Hotel Puchtlers Deutscher Adler in Bischofsgrün. Infos unter www.puchtlers.de.

REGIONALE PRODUKTE
•„Gebranntes Glück“: Geiste und Liköre macht Ina Kirschner. Weitere Infos unter www.gebranntes-glueck.de.
•Zunderschwamm Naturmanufaktur: Daniel Gareis bietet unter anderem Cremes an. Info: www.amadou.de.

www.frankentourismus.de