Polit-Urgestein ist 90
Leonhard Anetseder will noch mit dem Rollator über die neue Donaubrücke

15.09.2023 | Stand 15.09.2023, 5:00 Uhr
Josef Heisl

Im kleinen Kreis feierte Leonhard Anetseder sen. seinen 90. Geburtstag nach, unter anderem mit (v.li.) Tochter Margarete, Reinhard Hofmann, Landrat Raimund Kneidinger, Horst Wipplinger, Franz Mautner, Sohn Leonhard jun. und Helmut Weidinger.  − Foto: Heisl

Eigentlich hatte Leonhard Anetseder sen. aus Raßbach (Landkreis Passau) schon am 3. Juli seinen 90. Geburtstag, doch bedauerliche Umstände führten dazu, dass erst jetzt gefeiert wurde und das in einem ausgesprochen kleinen Rahmen. Doch repräsentativ war der Kreis allemal, waren doch die Anwesenden durchwegs Vertreter großer Organisationen.

Die Gäste standen für eine qualifizierte Rückschau, aber auch für einen Ausblick, den auch der Neunzigjährige noch wagte. Sein Wunsch sei, mit dem Rollator über eine neue Donaubrücke zu gehen, die südöstlich von Passau errichtet werden soll, „weil hundert möcht i scho werdn“.

Der Grund, warum man sich erst so spät treffe, sei die Erkrankung seiner Ehefrau gewesen, die auch akut ins Krankenhaus musste. Da wurde die Feier unverzüglich abgeblasen. Doch jetzt, meinte das „Annerl“, wie der „Hartl“ seine Gattin liebevoll nennt, sei es Zeit, nachzufeiern, auch wenn sie selbst noch passen müsse. Eine Vielzahl von Gratulanten sei ja bereits rund um den Ehrentag gekommen, heute freue er sich über den Besuch von Landrat Raimund Kneidinger, Vizebürgermeister Franz Mautner, BBV-Kreisvize Reinhard Hofmann, des Präsidenten des Landwirtschaftlichen Bezirksvereins Horst Wipplinger und des Golfclub-Präsidenten Helmut Weidinger hier im Golf & Landhotel Anetseder neben dem Golfplatz.

Natürlich war die Nordumfahrung von Passau verbunden mit einer weiteren Donaubrücke flussabwärts von Passau ein Thema, als der „Hartl“ im Stakkato auf sein Leben zurückblickte. Es wurde schnell deutlich: Da resümiert ein Mensch, der vieles geleistet hat, für die Familie, aber auch im Ehrenamt. Schon früh begann er in der Landjugend zu wirken, war Ortsvorsitzender, machte im Chor mit und war 24 Jahre Bürgermeister. „Mein Herz hängt mit Leib und Seele an der Kommunalpolitik“, gestand Anetseder und überließ die weitere Rückschau seinen Gästen. 30 Jahre lang sei er ein engagierter Kreisrat gewesen, lobte der Landrat. In seiner Zeit seien viele richtungweisende Entscheidungen getroffen worden. Der „Hartl“ sei stets eine Triebfeder gewesen, manchmal sei er sogar lästig geworden. Man habe zwar Vorgaben von staatlicher Seite zu beachten, doch man könne auf Kreisebene auch schön planen und gestalten, so der Landrat und schloss mit einer überschwänglichen Würdigung dieser Lebensleistung von Leonhard Anetseder für den Landkreis.

Franz Mautner würdigte den Einsatz in den 24 Jahren als Bürgermeister für die Gemeinde. Schon der Vater des Jubilars sei in der CSU und damit auch in der Kommunalpolitik aktiv gewesen. So sei der Hartl auch schon 1978 Bürgermeister geworden. Auf seine etwas schlitzohrige Art habe er viel für Thyrnau erreicht. Heute sei er mit Recht Altbürgermeister und Ehrenbürger.

Für den Golfclub stellte dessen Präsident fest, man habe den Club gemeinsam aufgebaut, in dem Anetseder der Ehrenpräsident sei. Dieser sei ein Mensch mit Ecken und Kanten, der zum 85. Geburtstag festgestellt habe: „Der Lack ist ab, aber die Grundierung ist auch nicht schlecht.“ Es sei nicht einfach gewesen, so ein Projekt zu realisieren und die Umweltbehörden zu überzeugen. Doch in Abwandlung des Sprichwortes habe er ihnen „gezeigt, wo der Hartl den Most holt“.

Über 20 Jahre war Anetseder der Ortsobmann des Bauernverbandes, erklärte Reinhard Hofmann. Er habe sich auch als Präsident des Landwirtschaftlichen Bezirksverein eingebracht und das Grüne Zentrum gestaltet. Der BBV sei stolz, dort in diesem Schmuckstück untergebracht zu sein. Dabei habe er sich durch seine bäuerlichen Wurzeln leiten lassen.

Seit 58 Jahren sei der Hartl im Landwirtschaftlichen Bezirksverein, meinte Horst Wipplinger, seit 30 Jahren in der Führungsmannschaft und von 2004 bis 2015 sei er Präsident gewesen. In diesen Jahren sei vieles geschehen und gebaut worden. Im Namen der über 500 Mitglieder wünsche er ihm und seiner Gattin Anna nach einem arbeitsreichen Leben viel Gesundheit.

„Es duad oam scho guad, wenn ma des hintnochi heard“, meinte der so hoch gelobte Jubilar. Es sei alles nicht einfach gewesen, der Kauf eines Bauernhofes und dann der Bau des Golfplatzes. Er habe sich aber auch auf die Mithilfe vieler verlassen können. Sein Wusch sei jetzt noch die Verwirklichung der Nordumfahrung von Passau, gekoppelt mit der weiteren Donaubrücke flussabwärts. Es wäre einfach schön, wenn man nicht mehr durch das Nadelöhr müsste. Auf den Einwurf „des wirst aber nimmer erleben“ meinte der Hartl wie immer etwas schlitzohrig: „Glaubt’s mas, ich werd noch mit dem Rollator über de Bruck geh.“