Reaktionen auf Konzept
Krankenhaus Wegscheid: Sorge um Notfallversorgung

09.02.2024 | Stand 09.02.2024, 17:59 Uhr

Durch ein neues Konzept hat der Landkreis Passau die Zukunft des Krankenhauses in Wegscheid, dem kleinsten der drei Häuser im Passauer Land, gesichert (PNP berichtete). Dazu äußern sich nun der Passauer SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Schätzl und die „Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern“. Beide sind besorgt über die Versorgung schwerer Notfälle im Raum Wegscheid. − Foto: Archiv PNP

Durch ein neues Konzept hat der Landkreis Passau die Zukunft des Krankenhauses in Wegscheid, dem kleinsten der drei Häuser im Passauer Land, gesichert.



Dazu äußern sich nun der Passauer SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Schätzl und die „Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern“. Beide sind besorgt über die Versorgung schwerer Notfälle im Raum Wegscheid.

Das Konzept sieht mehrere Maßnahmen vor, um das Haus erhalten zu können: Stationen sollen umstrukturiert, Personal abgebaut und der Fokus auf ambulante Dienste, gekoppelt mit stationärer Versorgung für die leichten Fälle, gelegt werden. Damit sei die Grund- und Basisversorgung für Patienten im Wegscheider Raum abgedeckt. Die Psychosomatik wird hingegen aufgestockt. Die Pläne, die der Aufsichtsrat bereits abgesegnet hat, hat Landrat Raimund Kneidinger am Donnerstag im Kreisausschuss vorgestellt. „Im jetzigen Zuschnitt ist das Haus strukturell unwirtschaftlich“, stellte er klar. Stationäre Fälle und Notfälle gingen in Wegscheid in den vergangenen fünf Jahren um 21 bzw. 28 Prozent zurück. Der Jahresfehlbetrag lag 2023 bei minus 2,85 Millionen Euro, die Prognose für heuer: minus 3,5 Millionen Euro.

Schätzl bringt Notfall-Helikopter ins Spiel

„Ich begrüße die Entwicklung eines Konzepts für das Krankenhaus Wegscheid“, schreibt der Passauer SPD-MdB Johannes Schätzl, der selbst aus Hauzenberg stammt. „Es ist offensichtlich, dass der langanhaltende Investitionsstau der vergangenen Jahre auch von den Patienten wahrgenommen wurde. Für viele war Wegscheid nicht mehr die bevorzugte Anlaufstelle, was zu einer Defizitspirale führte, die schwer zu durchbrechen ist.“

Aber: „ Persönlich hätte ich lieber eine Lösung unterstützt, die durch umfangreiche Investitionen das Krankenhaus in die Lage versetzt hätte, lebensbedrohliche Zustände zu behandeln.“ Für die Bewohner des ländlichen Raums bedeute dies „zwangsläufig längere Wege zu anderen Kliniken im Falle lebensbedrohlicher Situationen“. Schon Mitte 2022 hatte Schätzl daher einen Ausbau der Luftrettung ins Spiel gebracht. „Ein zusätzlicher Hubschrauber ist notwendig, um eine bessere Abdeckung des ländlichen Raums zu gewährleisten und Transporte zu erleichtern. Dies erfordert die Zusammenarbeit aller politischen Parteien.“

20000 Einwohner brauchen länger als 30 Minuten im Notfall

Besorgt wegen der Notfallversorgung in Wegscheid ist auch die „Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern“. Denn im Konzept heißt es unter anderem: „Rettungsdienste für lebensbedrohliche Fälle, wie der Notruf 112, fahren das Krankenhaus nicht an.“ Dies ist auch bisher schon der Fall, da Wegscheid nicht über die intensivmedizinische Ausstattung verfügt. Das Haus ist weiterhin rund um die Uhr geöffnet und Kneidinger betonte, dass niemand abgewiesen werde, der Hilfe sucht in Wegscheid. Ein Lotse kümmert sich, wenn nötig, um eine Verlegung in andere Krankenhäuser.

Die Aktionsgruppe versteht das so: „Gut 20000 Einwohner der Region Wegscheid werden zukünftig von der stationären Chirurgie und stationären Notfallversorgung binnen 30 Fahrzeitminuten abgeschnitten. Das kann bei eskalierendem Krankheitsverlauf oder schweren Verletzungen lebensentscheidend sein.“

Petition läuft noch

Klaus Emmerich, Klinikvorstand i.R. und Mitglied des Aktionsbündnisses, wird in der Mitteilung so zitiert: „Wirtschaftliche Kriterien dürfen nicht darüber entscheiden, welchen Einwohner des Landkreises Passau eine wohnortnahe klinische Versorgung gewährt wird und welchen nicht. Wir bestreiten nicht die finanzielle Notlage der Krankenhäuser des Landkreises und auch nicht die bundesweite Mitverantwortung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und seiner Regierungskommission dafür, kleinen ländlichen Krankenhäusern die notwendige Krankenhausvergütung verweigern. Die letztliche Verantwortung für die klinische Versorgung trägt jedoch der Landkreis.“

Er fordert den Landkreis und die Landkreis Passau Gesundheitseinrichtungen auf, die stationäre chirurgische Versorgung einschließlich stationärer Notfallversorgung in Wegscheid zu erhalten. Die von der Aktionsgruppe initiierte Petition „Erhalt des Krankenhauses Wegscheid als Allgemeinkrankenhaus mit stationärer Notfallversorgung“ sei noch nicht abgeschlossen.