Ein Rebell aus dem Untergrund, der davon lebte, über die Stränge zu schlagen, Tabus zu brechen und sich als Freak zu inszenieren: So jemand war Ferris MC. Und will es wohl auch mit 50 noch sein, wie sein Konzert im Musikclub Zauberberg in Passau zeigte.
In Würde zu altern soll bekanntlich nicht so einfach sein. Noch schwerer wird es vermutlich, wenn man in jüngeren Jahren ein Hip-Hop-Star war. Ein Rebell aus dem Untergrund, der davon lebte, über die Stränge zu schlagen, Tabus zu brechen und sich als Freak zu inszenieren. So jemand war Ferris MC. Und will es wohl auch mit 50 noch sein, wie sein Konzert im Musikclub Zauberberg in Passau zeigte.
Mitglied von Deichkind
Seinen musikalischen Höhepunkt erreichte Ferris MC, der mit bürgerlichem Namen Sascha Reimann heißt, 1999, als er gemeinsam mit Afrob die Single „Reimemonster“ veröffentlichte. Zwar hatte er auch danach und vor allem mit der Band Deichkind, in der er von 2008 bis 2018 aktiv war, noch recht populäre Veröffentlichungen, an frühere Erfolge konnte er jedoch nie wieder anknüpfen.
Es folgten Ausflüge in die elektronische Musik und den Punk-Rock, die teilweise verheerende Kritiken ernteten. Bei seinem Konzert in Passau gab er nun einen Überblick über dieses Wirrwarr an kreativen Schöpfungsperioden. Dementsprechend zersplittert war auch der Auftritt. Von klassischen Boom-Bap-Beats der guten alten Zeit, bei denen die Zuschauer tatsächlich voll mitgezogen wurden, ging er zu Techno-Nummern über, bei denen das Publikum „raven“ sollte wie 17-Jährige. Letzteres kam weniger gut an. Vermutlich auch, weil das Publikum, wie eine Umfrage von Ferris am Anfang der Show gezeigt hatte, eher Ü40 war. Jüngere Menschen würden diesen Moment als „cringe“ bezeichnen.
Als Unterstützung hatte Ferris MC den Back-up-Rapper DJ Da Wizard von Swiss und die Andern dabei. Die Songs spielte DJ Stylewarz ein. Die drei in die Jahre gekommenen Protagonisten wirkten teilweise verloren. Eine Bühnenshow war quasi nicht existent. Ferris MC tapste ein wenig herum und fuchtelte dazu mit seinen Händen. Natürlich gab’s von Zeit zu Zeit den obligatorischen Griff in den Schritt. Das war’s.
Auf der Bühne übergeben
Schließlich sorgte er selbst noch für den traurigen Tiefpunkt. Schon nach den ersten Songs hatte er dem Publikum erzählt, dass er vor dem Konzert Ramen-Nudeln gegessen habe, die ihm nun ganz schwer im Magen lägen. Und die Nudel bahnten sich wenig später ihren Weg heraus, Ferris übergab sich auf der Bühne. Seine beiden Mitstreiter wussten nicht auf die Situation zu reagieren, und so sah das Publikum einen sich neben dem DJ Pult übergebenden Ferris MC. Nach einer kurzen Hasstirade über den Ramen-Laden ging das Konzert weiter. Bei all der Skurrilität an diesem Abend muss man Ferris wohl fast schon entschuldigend zu Gute halten: Er hat es wenigstens durchgezogen.
