Früherer Veranstaltungssaal
Das ist aus Schloss Rathsmannsdorf geworden

08.02.2024 | Stand 09.02.2024, 10:30 Uhr
Anna Moreno Grupp

Kaum zu übersehen ist das Schloss Rathsmannsdorf wenn man in den Ort hineinfährt.

Seit 2018 ist es still geworden um Schloss Rathsmannsdorf (Landkreis Passau). Eigentlich ließ Eigentümer Roland Kaupa 2015 das Gestüt im vorderen Schlossbereich zu einer Veranstaltung-Location umbauen. Doch heute sind in dem Saal keine 250 Partygäste mehr.



Die Visionen für das ehemalige Gestüt waren andere: Der dem Herrenhaus gegenüberliegende, 400 Quadratmeter große Stall sowie der Schlossvorplatz sollten für Kultur-Veranstaltungen, Familienfeiern, Betriebs-Schulungen oder Firmen-Präsentationen genutzt werden. Auch im Spielplan der Europäischen Wochen wollte sich Roland Kaupa mit seinem einzigartigen Festsaal etablieren. Zwar habe es viele Nachfragen und Anmeldungen gegeben, doch letztendlich wollten die Interessierten die Mietpreise nicht zahlen, die er aufgerufen hat. „Eventmanagement ist halt nicht mein Kerngeschäft“, sagt der Ingenieur schmunzelnd. Und: „Ich habe mir das leichter vorgestellt.“

Los ging es damit, dass er 2012 das Herrenhaus samt Stallungen gekauft und saniert hat. 2013 ist er mit seinem Ingenieurbüro ins sogenannte Ruffinschlössl eingezogen. Das Gestüt hat er 2015 als Veranstaltungssaal eröffnet. Im Jahr davor erwarb Roland Kaupa noch die angrenzende Burgruine.

„Das Schloss ist in jeder Hinsicht mein Lebensmittelpunkt“, sagt der Ingenieur. Das Gelände vereine seine Firma, seine Familie, seine Heimat und sein Hobby, das „Faible für Schlösser“, wie er es nennt.

Schon als kleiner Junge hat er von Burgen und Schlössern geträumt, kannte auch das Wahrzeichen von Rathsmannsdorf. Als er die Hauptburg schließlich 2014 kaufte, sei sie nur noch eine 600 Jahre alte Ruine gewesen, die zusehends zerfiel.

„Es war ein Kraftakt, die Burg so herzurichten, dass sie nicht weiter verfällt, und das Gestüt noch einmal umzubauen zu einem Privathaus. Jetzt reicht es mir erst einmal“, sagt Roland Kaupa. In Absprache mit der Denkmalschutzbehörde habe er die Renovierungsarbeiten durchgeführt, mehrere Millionen Euro investiert. Nun konzentriert er sich ausschließlich darauf, die Burg zu erhalten. „Mein Ziel ist es, das Dach zu reparieren und die Fenster abzudichten, da immer wieder Ziegelsteine in den Innenhof fallen und sich Risse in den Böden und Mauern vertiefen“, sagt er. Eine tatsächliche Nutzung der Burg sehe Kaupa allerdings nicht. „Ich habe mal über ein Hotel nachgedacht, aber eigentlich möchte ich keine fremden Menschen hier auf dem Grundstück haben.“ Also bleibt sie für ihn und seine Familie erst einmal eine wunderschöne Kulisse, die an die Geschichte des Ortes erinnert. Nachts wird sie angestrahlt, sodass man sie vom Wohnhaus aus sieht: „Ich habe das schönste Gartenhäuschen, das man sich vorstellen kann“, sagt Kaupa lachend.

GESCHICHTE UND GESCHICHTEN RUND UM SCHLOSS RATHSMANNSDORF



„Die Burg in Rathsmannsdorf wurde erstmals im 14. Jahrhundert erwähnt“, erzählt Roland Kaupa. In über 600 Jahren diente sie als Gerichtsstätte, Erholungsort oder Jagdschloss für Passauer Bischöfe, zuletzt sogar als Brauerei. „Die Datenlage ist spärlich“, bedauert der Eigentümer, der sich über eine geschichtliche Aufarbeitung des Ortes freuen würde.

Bei der Notsicherung der Burg entdeckte Roland Kaupa den Burggraben, der anscheinend früher einmal mit den Burgtürmen und Mauern einen Verteidigungsring bildete. Hinter wuchernden Pflanzen, dem „Dschungel“, wie ihn Kaupa nennt, entdeckte er im dreigeschossigen Arkadeninnenhof auch einen 15 Meter tiefen Brunnen. Und auch im Inneren des West- und Ostflügels im Bergfried gibt es so einiges zu entdecken: In den Zimmern und Kellern finden sich Spuren, die auf die vielschichtige Nutzung der Burg hinweisen. Der wohl eindrucksvollste Raum ist die Schlosskapelle neben dem Innenhof. Kaupa ließ dort eine Beton-Zwischendecke entfernen. So kam ein 48 Quadratmeter großer, zweigeschossiger Sakralraum mit Spitzbogen und Deckenfresken aus dem 16. Jahrhundert zum Vorschein. Die Malerei im Gewölbe zeigt die Gegenüberstellung des alten und neuen Testaments. Passaus Fürstbischof Urban von Trennbach, habe die Burg 1575 zu einem Renaissance-Schloss umbauen lassen. Dies erkläre auch die Malereien, sagt Roland Kaupa.

„Der Festsaal muss auch ein Schmuckstück gewesen sein“, meint der Schlossherr bei einem Rundgang. Er liegt über der Kapelle. An den Wänden erkennt man noch bunte Überreste von Malereien, die im Laufe der Zeit jedoch größtenteils verblasst sind. Am Boden lassen sich Reste von glasierten Steinfließen erkennen. „Und hier stand einmal der Kamin“, erklärt Roland Kaupa, zeigt auf eine Wand, an der noch Schatten an die Feuerstelle erinnern. Mittlerweile steht der Kaminsims aus rotem Marmor im Herrenhaus – und dazu gibt’s eine eigene Geschichte.

„Der Sims wurde vor meiner Zeit aus der Burg geklaut“, weiß Roland Kaupa. Wie die 1,6 Tonnen schweren Säulen aus dem zweiten Stock der Burg heraustransportiert wurden, ist ihm ein Rätsel. Doch wie es der Zufall wollte, habe der Vorbesitzer des Schlosses den Sims und die Wappen darauf in einem Antiquariat in Wien wiedererkannt. „Der Antiquitätenhändler hätte den Sims für 100000 Euro verkauft“, sagt Roland Kaupa. Doch da die Burg und somit auch die Gegenstände darin denkmalgeschützt sind, musste der Schlossherr nicht so tief in die Tasche greifen. Nun steht der Sims wieder in Rathsmannsdorf.