Pocking
BN machte sich mit Pavesen finanziell unabhängig

18.12.2022 | Stand 17.09.2023, 8:09 Uhr
Christine Pierach

Nicht verhindert und gerührt sind (v.l.) Luise Wimmer, Karl Haberzettl, Franz Wimmer, Julia und Christoph Streicher, Didier Delobel. −Foto: Pierach

Von Christine Pierach

Mitstreiter im Vorstand aus den 37 bewegten Jahren, die es die Ortsgruppe Pocking des Bund Naturschutz (BN) nun gibt, hatte die neue Vorstandschaft um Christoph Streicher zu einem Dankeschön-Treffen eingeladen.

Keine bessere Wahl hatte Streicher treffen können damit, wem er nach dem Begrüßen das Mikrofon überließ: BN-Kreischef Karl Haberzettl ließ eine bebilderte Zeitreise mit der Gründung der Ortsgruppe durch seinen damaligen Vorgänger Prof. Dr. Helmut Fürsch anno 1985 beginnen. Damals, so Haberzettl, traten sehr viele Landwirte dem BN bei aus der Motivation, somit wahlberechtigt zu sein und den Vorstand stellen zu können. „Unser Glück war, dass ein großer Bio-Landwirt als Vorsitzender kandidierte, der von allen anderen Landwirten akzeptiert wurde.“ So wurde Johann Schiefereder gewählt. Die Wogen um die Landwirte hätten sich in den Folgejahren geglättet. „Einige traten aus. Viele haben aber auch eingesehen, dass die BN-Forderungen an die Politik besser und nachhaltiger waren als die ihrer Verbandsvertreter.“

„Bau der Autobahn ist Heimatzerstörung“

Haberzettl wäre nicht der Natur-Experte, der er ist, wäre er in dieser Runde nicht auch auf „einen großen Eingriff“ detailliert eingegangen, „der erst in den letzten Jahren sichtbar wurde“: der Neubau der Autobahn quer durchs Rottal. „Viele Bürger werden die Dimension dieser Heimatzerstörung erst richtig begreifen, wenn alle Straßenneubauten fertiggestellt sind, die zur Autobahn gehören. Nach der Autobahn werden die neuen Gewerbegebiete nochmals eine Menge an Landschaft verschlingen.“

Fazit von Haberzettls Zeitreise: „In den zurückliegenden Jahren hat die Ortsgruppe ehrenamtlich viel bewirkt in den Bereichen Artenschutz und Umweltschutz. Ihre Vereinskasse füllte die Ortsgruppe alle Jahre wieder auf mit dem Verkauf von Zwetschgenpavesen beim Bürgerfest in Pocking.“ Damit schaffte die Ortsgruppe den Sprung in die Unabhängigkeit von Geldern, die bei staatlichen Stellen beantragt werden mussten.

„Natur- und Umweltschutz als grüne Spinnereien abgetan“

Zumal nicht alle dieser Gelder so flossen, wie die Vorstandschaft sich das vorstellte. „Denn auch im kommunalen Bereich spielten die Belange des Natur- und Umweltschutzes gegenüber massiven wirtschaftlichen Interessen fast keine oder nur eine nachrangige Rolle“, erinnert Haberzettl: „Für die meisten politischen Entscheidungsträger in den kommunalen Gremien waren Natur- und Umweltschutz grüne Spinnerei, bestenfalls lästiges Beiwerk.“

Solide und eigenständige finanzielle Basis

Vor diesem Hintergrund habe sich die Ortsgruppe im Laufe der Jahre eine solide, eigenständige finanzielle Basis geschaffen. „Diese seriöse Finanzlage schafft Freiheit und Unabhängigkeit in Planung und Organisation von Aktionen im Natur- und Umweltschutz. Wir brauchten nicht um Zuschüsse zu betteln, möglicherweise unter Rücksichtnahme auf Parteien, Behörden oder andere Vergabeeinrichtungen. Wir können uns ausschließlich an umwelt- und naturschutzrechtlichen Grundsätzen orientieren.“ So gelobt, versprach Ortsgruppen-Chef Streicher: „Die Ortsgruppe wird weiterhin die Finger in die Wunden beim Natur- und Umweltschutz legen.“