Immer wieder werden Hunde oder Katzen vergiftet, weil sie Giftköder fressen oder Mäuse, die Rattengift in sich tragen. Um deren Leben zu retten, ist es wichtig, dass Tierhalter die Vergiftung schnell bemerken und richtig darauf reagieren. Eine Expertin gibt Tipps.
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In den vergangenen Jahren häufen sich die Fälle, in denen Haustiere – absichtlich oder nicht – vergiftet werden. Das bemerkt auch Ilona Wojahn, Präsidentin des bayerischen Tierschutzbundes. Doch insbesondere dem Fressen von Giftködern kann man vorbeugen, indem man darauf achtet, was das Tier zu sich nimmt, sagt sie gegenüber der Mediengruppe Bayern.
„Wenn man bei einem Spaziergang Würstchenstücke oder ähnliches herumliegen sieht, sollten Besitzer auf jeden Fall aufmerksam werden“, erklärt sie. Im besten Fall sollten Hundehalter ihrem Hund beibringen, nichts zu fressen, was zum Beispiel im Gebüsch liegt.
Köder meist mit Rasierklingen oder giftigen Substanzen gespickt
Bei den Ködern handele es sich in der Regel um Würstchenstücke oder ähnliches, die mit Rasierklingen, Nadeln, Reißzwecken etc. gespickt sind oder um giftige Substanzen, die Futter untergemischt werden, sagt Wojahn. „Bei den giftigen Substanzen gibt es auffälligere, wie das blaue Schneckenkorn, aber auch Flüssigkeiten, die sehr schwierig auszumachen sind.“
Für Hunde auch Schokolade oder Kaugummis lebensbedrohlich
Manchmal sind die ausgelegten Köder jedoch gar nicht für Haustiere gedacht, sondern sollen andere Tiere wie Ratten oder Mäuse schädigen. Und nicht immer steckt bei einer Vergiftung ein klassischer Giftköder dahinter. Für Hunde kann etwa auch die Aufnahme von Schokolade oder zuckerfreien Kaugummis wegen der darin enthaltenen Stoffe lebensbedrohlich werden.
Hundehalter sollten sich außerdem darüber informiert halten, ob in der näheren Umgebung Schädlingsbekämpfungen (z. B. Rattengift, Schneckenkorn) oder Unkrautbekämpfungen durchgeführt wurden. Mögliche Gefahrenquellen finden Sie auch auf der Website des Deutschen Tierschutzbundes.
Das sind Symptome einer Vergiftungen bei Haustieren
„Vergiftungen können sich je nach aufgenommener Substanz sehr vielfältig äußern“, sagt die Präsidentin des bayerischen Tierschutzbundes. „Daher ist es nicht immer einfach festzustellen, wann eine Vergiftung vorliegt.“ Mögliche Symptome seien etwa Speicheln, Würgen, Erbrechen, Durchfälle (teilweise blutig), sowie Zittern, Schwanken, Unruhe und Hecheln.
Auch Krämpfe an einzelnen Körperregionen oder am ganzen Körper, Atemnot, blaue oder sehr blasse Schleimhäute und benommenes oder apathisches Verhalten können eine Vergiftung anzeigen, so Wojahn. Bei Rattengift, normalerweise einem Blutgerinnungshemmer, treten Blutungen, Blutergüsse und Schleimhautblutungen auf.
So reagieren Tierhalter beim Verdacht einer Vergiftung
Besteht der Verdacht auf eine Vergiftung, „muss sofort der Tierarzt aufgesucht werden“, sagt Wojahn. „Ist das Tier ohne Bewusstsein, schwebt es in Lebensgefahr.“ Erste lebenserhaltende Maßnahmen kann der Tierhalter bis zur Ankunft beim Tierarzt auch selbst durchführen, so die Expertin.
Das können Tierhalter vor Ankunft des Tierarztes tun
Wenn zum Beispiel der Hund unaufhörlich erbricht, ist es wichtig, seine Atemwege freizuhalten. Besitzer sollten hierbei vorsichtig die Maulhöhle ihres Schützlings von Schleim und Erbrochenen befreien, den Kopf möglichst nach unten halten und die Zunge herauslagern, erklärt Wojahn.
Bei Krämpfen sollte der Hund beruhigt werden sowie Gegenstände entfernt, an denen das Tier sich verletzen kann. Bei Atemstillstand sollte eine Herzdruckmassage angewandt werden: Dazu das Tier seitlich lagern und die linke Brustwand rhythmisch komprimieren – große Hunde mit beiden Händen, kleine Hunde und Katzen mit einer Hand: (zwischen Daumen und restlichen Fingern Brustwand komprimieren).
Diese Angaben helfen dem Tierarzt vor der Behandlung
Damit der Tierarzt die richtige Behandlung einleiten kann, so erklärt Wojahn, helfen ihm folgende Angaben:
• Was wurde aufgenommen? (wenn möglich angefressenes Pflanzenteil oder erbrochenes Material bzw. auch Beipackzettel bei Medikamenten mitbringen)
• Wann wurde das Gift aufgenommen, und wie viel davon, falls bekannt?
• Wurde das Gift gefressen/aufgeschleckt, auf die Haut aufgetragen oder eingeatmet?
• Hatte das Tier Zugang zu giftigen Pflanzen oder Haushaltsreinigern?
Wurde in der näheren Umgebung eine Schädlingsbekämpfung (z.B. Rattengift, Schneckenkorn) oder eine Unkrautbekämpfung durchgeführt?
• Wurde bei dem Hund in letzter Zeit eine Parasitenbehandlung durchgeführt?
• Wurden Medikamente verabreicht?
• Wurde in der Umgebung des Tieres etwas verändert (Reinigungsarbeiten, Malerarbeiten)?
• Kann das Tier z.B. in Großstädten durch Verzehr von menschlichen Kot Drogen aufgenommen haben?
Tierhalter sollten in jedem Fall Anzeige erstatten
In jedem Fall sollten Tierhalter bei einem Giftköderfund oder direkten Vergiftung ihres Tieres Anzeige bei der Polizei erstatten, sagt Wojahn. Denn Privatpersonen dürfen die meisten Rattengifte weder erwerben noch anwenden. Denn es gibt auch zahlreiche Alternativen dazu.
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