Trostberg
Von Buhnen und Kolken: Wie die Alz lebenswerter für die Tierwelt wird

Das Wasserwirtschaftsamt verbessert in Trostberg im Zuge der Hochwasserschutzmaßnahmen die Gewässerökologie

29.12.2022 | Stand 17.09.2023, 6:35 Uhr

Ein Bagger nimmt mit seiner Schaufel angelieferte Wasserbausteine auf und legt mit ihnen eine kleine Insel inmitten der Alz an. Das Foto entstand auf Höhe Mussenmühle.

Bessere Lebensbedingungen für Amphibien, Fische und Wasservögel – das ist Ziel der Umbauten in und an der Alz zwischen Kaltenbrunn und Brunnleite. Auf etwa zwei Kilometern Länge entstehen dort – wie berichtet – neue Strömungsverhältnisse und Rückzugsmöglichkeiten im Wasser. Die Planung und Durchführung liegt beim Wasserwirtschaftsamt Traunstein und der dazugehörigen Flussmeisterstelle Salzach.

Andreas Philipp vom Wasserwirtschaftsamt hat nun in einer Pressemitteilung über den Stand der Arbeiten informiert, die in Verbindung mit den Hochwasserschutzmaßnahmen für die Pechlerau vorgenommen werden und im November begonnen haben. Jetzt ist man in die Weihnachtspause gegangen, im Januar geht es weiter. Nach den Ferien wird dann auch der Gewässerunterhaltungsweg zwischen Mussenmühle und dem Trostberger Ortsteil Pechlerau instandgesetzt. Dieser hatte als Baustellenzufahrt für den Bauabschnitt zwischen Kaltenbrunn und Mussenmühle gedient.

Gesamtkonzept kostet rund 600000 Euro

Beide Abschnitte sind Teil eines Gesamtkonzeptes, erläutert Andreas Philipp. Dieses sehe Strukturverbesserungen von Altenmarkt bis Wajon vor, die Kosten beziffert er auf etwa 600000 Euro. „Finanziert werden diese Maßnahmen auf Grundlage eines Vertrags zwischen dem Freistaat Bayern und der damaligen Degussa AG vom Kraftwerksbetreiber der Alzstufen I und II.“

Alle Eingriffe erfolgen, wie das Wasserwirtschaftsamt betont, in enger Abstimmung mit dem Fischereiverein Trostberg und der privaten Pächtergemeinschaft „Die Alzfischer“. Im Fokus stehe für alle Beteiligten der kostensparende und klimaschonende Umgang mit dem Material.

1300 Tonnen Steine sind bereits verbaut

„Bisher sind bereits 1300 Tonnen Steine in verschiedenen Größen verbaut. Sie stammen zum überwiegenden Teil aus umliegenden Kiesgruben“, informiert die Behörde. Auf diese Weise habe man lange Transportwege vermieden. Weitere Steine stammten von den Renaturierungsarbeiten an der Salzach bei Surheim. „Auch rund 200 große Wurzelstöcke haben die Arbeiter schon wiederverwendet.“

Wie die Heimatzeitung bereits berichtet hat, waren Bagger in den Trostberger Ortsteilen Pechlerau und Saliterau im Einsatz, um die Wurzelstöcke auszugraben – in Vorbereitung für den Hochwasserschutz dort.

Steine wie auch Wurzelstöcke helfen, die Gewässerökologie der Alz zu verbessern, gibt Philipp Einblick in diesen ökologischen Kreislauf. „Es entstehen in lockerer Folge Inseln und sogenannte Buhnen, also kleine, rechtwinklig angelegte Steinsporne, die einige Meter ins Wasser ragen. Sie sorgen für vielfältigere Strömungsverhältnisse im Fluss. Das Wasser fließt mal schneller, mal langsamer, und wo es schneller fließt, kann sich mehr Sauerstoff anreichern – ein wichtiger Aspekt für die Lebensqualität der Tiere im Wasser.“ Verbessert würde diese auch durch die sogenannten Kolke, die sich bei stärkerem Strömungsdruck bilden. Diese fließberuhigten Vertiefungen im Flussbett, die einem Hochwasser standhalten können, dienten Fischen wie Äsche, Schneider oder Barbe als Rückzugsraum.

Bis Mussenmühle sind die Strukturverbesserungen bereits umgesetzt. „Bisher sind die Arbeiten stets auf Sicht gelaufen“, erläutert Andreas Philipp. Um ein optimales Ergebnis zu erreichen, sei es notwendig gewesen, die einzelnen Schritte regelmäßig daraufhin zu überprüfen, wie sie sich auf die Natur auswirken. „Ein Vorgehen, das im neuen Jahr weiterverfolgt wird, ehe die Maßnahme im nächsten Winter auf Höhe von Brunnleite abgeschlossen werden soll.“