Seeon/Traunstein/München
Seeoner Seen als Forschungsprojekt: Master-Student soll Ursachen sinkender Pegel untersuchen

25.08.2023 | Stand 25.08.2023, 12:00 Uhr

Aus einer Kette von Einzelseen sowie kleineren Mooraugen, die allesamt durch das Grundwasser gespeist werden, bestehen die Seeoner Seen. Das Luftbild zeigt im Vordergrund den Seeleitensee und links hinten den Seeoner See. −Foto: Unterhauser/luftbild-traunstein.de

Ein Student der Hydrogeologie wird den Anfang machen. Er soll im Rahmen einer Masterarbeit hydrologische und geohydrologische Daten sammeln, sichten und auswerten und damit eine Grundlage an Informationen zusammenstellen, die Aufschluss darüber gibt, warum der Wasserspiegel der Seeoner Seen seit Jahren sinkt.



Auf dieses Vorgehen haben sich Vertreter des Traunsteiner Wasserwirtschaftsamtes, der Technischen Universität München (TUM) und des Umweltschutzverbandes Alztal und Umgebung (UVA) verständigt. Bei einem Gespräch in den Räumen der Behörde waren alle Beteiligten rasch zu dem Ergebnis gekommen, dass eine genauere Untersuchung des Phänomens sinnvoll ist, teilte das Wasserwirtschaftsamt am Freitag in einer Presseaussendung mit. Die TU wird die Forschungsarbeit für das kommende Jahr ausschreiben. Findet sich ein interessierter Master-Student, könnte er zeitnah die Arbeit aufnehmen.

Neue Daten dank viermonatiger Feldstudie

Schon heute gibt es eine Vielzahl von Werten und Daten zum Zustand der Seeoner Seenplatte. Auf diese kann der Student zunächst zurückgreifen und sie später um eigene Erhebungen ergänzen. Die Masterarbeit selbst besteht aus einer etwa viermonatigen Feldarbeit, der sich sechs Wochen Auswerte- und Schreib- tätigkeit anschließen. Mit dem Abschluss der Arbeit läge ein erster und aktueller Überblick zur Situation vor. Das Projekt ließe sich dann in größerem Umfang fortsetzen, etwa als Doktorarbeit. Ein Vorgehen, das sich die Gesprächsteilnehmer gut vorstellen können. So sagte der Leiter des Traunsteiner Wasserwirtschaftsamtes, Bernhard Lederer: „Wenn sich jetzt jemand vertieft mit den Daten befasst und auch eine Feldstudie betreibt, sehe ich das als Chance.“

Doktorarbeit könnte sich anschließen

Wie sich eine solche Doktorarbeit finanzieren ließe, ist allerdings bisher unklar. Denn wie TU-Professor Florian Einsiedl sagte, müsse die Universität die geschätzten Gesamtkosten von rund 200000 Euro über Drittmittel finanzieren. Für die Mitglieder des UVA, der als Verein eingetragen ist, scheide eine Beteiligung aus, sagte der Vereinsvorsitzende Reinhold Schopf. Und auch das Wasserwirtschaftsamt Traunstein muss passen: Da die Seen Gewässer dritter Ordnung seien, fielen sie in die Zuständigkeit der Kommunen, sagte Lederer.

Um die vertiefte Forschung im Rahmen der Doktorarbeit dennoch auf den Weg zu bringen, will die TU München versuchen, Fördertöpfe zu aktivieren, die innovative, modellhafte und lösungsorientierte Vorhaben zum Schutz der Umwelt unterstützen. Der UVA überlegt, Kommunen, Interessensverbände sowie die Eigentümer der Seen mit ins Boot zu holen.

Wasserspiegel gehen seit 2013 zurück

Seit dem Jahr 2013 sinkt der Wasserspiegel der Seeoner Seen. Warum das so ist, dazu gibt es unterschiedliche Meinungen: So gibt der Umweltschutzverband an, dass die Grundwasserspeisung über die Brunnseequellen nicht mehr funktioniere. Als ursächlich gilt dem UVA der im Jahr 2013 stark gefallene Wasserspiegel des Obinger Grundwasserstocks. Dieser habe sich seither nicht mehr erholt. Deshalb sei es wichtig, im Rahmen der Masterarbeit auch zu untersuchen, in wie weit mögliche Wasserentnahmen und strukturelle Veränderungen Gründe für die Veränderung sein können.

Bislang erhobene Daten des Wasserwirtschaftsamtes belegen eine Veränderung der Niederschlagsverteilung und eine Erhöhung der Verdunstungsrate: So gibt es weniger Niederschläge im Winter, also in der für die Grundwasser-Neubildung wichtigen Jahreszeit. Dagegen häuft sich aber die Zahl der Starkregen-Ereignisse im Sommer. Wenn sehr viel Nass auf ausgetrocknete Böden trifft, können diese das Wasser nicht mehr vollständig aufnehmen. Was nicht versickert, verdunstet stattdessen oder läuft in Bächen ab. Die Neubildung des als Trinkwasserressource so wichtigen Grundwassers bleibt aus. Eine Entwicklung, die dazu geführt hat, dass in ganz Bayern die Grundwasserstände sinken.

Dies belegt ein Papier des Landesamtes für Umwelt (LfU) in Augsburg. Es zeigt auf, dass im Jahr 2022 etwa 70 Prozent der Grundwasser-Messstellen in Bayern Niedrig- oder Niedrigstwasser anzeigen.

− red