Infotafel in Altenmarkt enthüllt
Streuobstwiesen: Eine Augenweide – gut für Mensch und Tier

01.05.2024 | Stand 01.05.2024, 11:00 Uhr

Am europaweiten Tag der Streuobstwiese wurde am Weg von Baumburg nach Kreidlberg die ansprechend gestaltete Infotafel des Landschaftspflegeverbands Traunstein enthüllt, von links: Ludwig Dietl, Sebastian und Karin Peteranderl, Carsten Voigt vom LPV und Kreisarchivpfleger Albert Rosenegger. − Foto: LPV Traunstein

Rund 25 Interessierte ließen sich in Altenmarkt bei herrlichem Frühlingswetter auf Einladung des Landschaftspflegeverbands Traunstein (LPV) unter dem Motto „Streuobstwiesen auf (ehemaligem) Klosterland“ von der Schönheit der blühenden Obstbäume und dem Anblick weidender Schafe begeistern.

Vom ehemaligen Kloster Baumburg ging es auf dem Kiesweg oberhalb der Baumburger Leiten nach Süden in Richtung Kreidl-berg. Etwa auf halber Strecke enthüllte Carsten Voigt vom LPV zusammen mit der Schäferfamilie Karin und Sebastian Peteranderl eine ansprechend illustrierte Schautafel, die über die Bedeutung von Streuobstwiesen für die Artenvielfalt, die Bewahrung alter Obstsorten und als Jahrhunderte altes Kulturgut informiert.

Entlang des Weges hatten die Peteranderls zusammen mit dem Grundbesitzer Ludwig Dietl im Herbst 2014 ein Dutzend hochstämmige Apfel-, Birnen- und Zwetschgenbäume gepflanzt, die über die jährlich stattfindenden Obstbaumaktionen vom LPV zu Verfügung gestellt wurden und sich dank guter Pflege mittlerweile gut entwickelt haben.

Jura- und ungarische Zackelschafe grasen in Koppeln

Am Hang unterhalb der Bäume lässt Familie Peteranderl seit einigen Jahren Juraschafe und ungarische Zackelschafe in Koppeln grasen, die von Elektrozäunen umgeben sind und alle paar Tage versetzt werden. Diese sogenannte mobile Koppelbeweidung sorgt dafür, dass das Gras innerhalb kurzer Zeit abgefressen wird, wie das vergleichsweise auch dann der Fall ist, wenn die Wiesen gemäht werden würden. Dies führt dazu, dass nach dem kurzen Weidegang die typischen Blumenarten dieser ungedüngten Grünlandflächen wieder ihre Blüten entfalten und Samen entwickeln können.

An verschiedenen Stationen erläuterte Carsten Voigt, warum es wichtig ist, die traditionellen Obstsorten zu erhalten und welche Möglichkeiten es gibt, das Obst zu schmackhaften Köstlichkeiten zu verwerten. So enthalten beispielsweise viele alte Sorten – im Gegensatz zu den Neuzüchtungen – sogenannte Polyphenole, die von Apfel-Allergikern gut vertragen werden und vorbeugend gegen die bekannten Zivilisationskrankheiten wirken.

Kreisarchivpfleger Albert Rosenegger zeigte abschließend auf alten Katasterkarten, wie die Ländereien um das ehemalige Kloster Baumburg von unseren Vorfahren genutzt wurden und wo es noch vor 100 Jahren einen großen Obstanger gab.

Die Veranstaltung fand anlässlich des europaweiten Tages der Streuobstwiesen statt. Streuobstfreunde aus ganz Europa bieten an diesem Tag, der immer am letzten Freitag im April während der Baumblüte stattfindet, verschiedenste Aktionen rund um das Immaterielle Kulturerbe „Streuobstbau“ an.

Hintergrund: Streuobst

Unter Streuobst versteht man Anpflanzungen von hochstämmigen, großwüchsigen Obstbäumen verschiedener Obstarten und -sorten am Ortsrand oder in der freien Landschaft. Sie können flächig oder linear als Baumreihe ausgebildet sein, auch Einzelbäume fallen darunter. Eine hohe Anzahl teils bedrohter Tier- und Pflanzenarten ist dort beheimatet. Die Wiesen sind eine durch den Menschen geschaffene Kulturlandschaft und überleben nur durch die Bewirtschaftung. Unser traditionelles Wissen über die Baumpflege, die Weiterverarbeitung des Obsts und vieles mehr ist der fruchtbare Boden des Streuobstanbaus. Vielerorts in Europa prägen die Streuobstwiesen Regionen und Kultur. Doch der Bestand der Obstbäume schwindet. Der Tag der Streuobstwiese richtet den Fokus auf die Schönheit der blühenden Streuobstwiesen und die regionalen Produkte, die aus den Früchten kreiert werden. - red