Chieming
Weide am Chiemseeufer muss abgestützt werden – Wirtin Marina Seehäusl kämpft

02.04.2023 | Stand 02.04.2023, 6:00 Uhr

Die Pächterin des Grundstücks, Wirtin Marina Seehäusl, kämpft um den Baum, den sie vergangenes Jahr mit Eisenstangen abstützen ließ. −Fotos: Portenkirchner

Seit fast 20 Jahren begleitet Fotograf Helmut Portenkirchner aus Fridolfing das „langsame Sterben der Weide“ am Chiemsee-Ostufer nahe des Gasthauses Seehäusl in Chieming. Schon vor sieben Jahren befürchtete er, dass der Baum den nächsten schweren Sturm nicht überstehen wird. Und auch jetzt scheinen die Tage der Weide, die seit vergangenem Jahr abgestützt wird, gezählt.



Die Weide hat allerdings eine Freundin, die um sie kämpft: Marina Seehäusl. Sie ist die Pächterin des benachbarten Restaurants und des Campingplatzes und auch zuständig für die Verkehrssicherung des hervorstechenden Baumes am Seeufer. „Die Weide hat eine Seele und sie spricht“, sagt die Baumfreundin. „Ich gehe jeden Tag an den See und sehe, wie es ihr geht.“

Als sie vor 18 Jahren die Pacht übernommen habe, sei die Weide noch „fest und gesund“ und sogar zweistämmig gewesen. Warum der Baum über die fast zwei Jahrzehnte hinweg immer mehr verfallen ist, ist ihr ein Rätsel. Aber sie hat alles in ihrer Macht stehende unternommen, um ihn zu retten. Zuerst neigte sich der zweite Stamm immer stärker Richtung Boden. „Wir haben die Weide dann jahrelang zusammengeschnürt“, berichtet Seehäusl. Vor zehn Jahren allerdings machte ihm ein Sturm den Garaus. Seitdem liegt dieser zweite Stamm bei Marina Seehäusl vor dem Haus.

Baum beugt sich mehr und mehr



Immerhin ist ihr am Ufer noch der „Einzelbaum“ geblieben. Doch auch der beugt sich mehr und mehr den stürmischen Wetterlagen. Größeren Schaden nahm er beim starken Sturm im vergangenen Jahr. Kurzerhand schritt Seehäusl zum Dorfschmied, und der half ihr, die Weide mit zwei Eisenstützen zu stabilisieren, damit sie nicht abbricht. Auf diese Weise ist sie noch mit den Wurzeln und dem Boden verbunden, aus dem sich der Baum mit Wasser speist und Lebenskraft erhält.

Was das Abstützen gekostet hat, will die Chiemingerin nicht öffentlich preisgeben, nur soviel: „Man sieht im Leben nicht alles in Geldscheinen.“ Die gute Nachricht ist, dass die Weide noch immer lebt, und das sehe man, so Seehäusl. Den Baum nennt sie eine Herzensangelegenheit, er sei ihr wichtig. Und sie sagt: „Das ist wahrscheinlich der am meisten fotografierte Baum am See, so exponiert, wie er dasteht.“ Nähere Hintergründe über das Alter und die Art der Weide weiß sie nicht. Auch bei der Gemeinde Seebruck oder bei der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt gibt es auf Nachfrage keine näheren Informationen, beide sind für den Baum nicht zuständig.

Eigentümer ist der Freistaat Bayern



Eigentümer des Ufergrundstücks, auf dem die Weide steht, ist der Freistaat Bayern. Die Weide liegt damit im Verantwortungsbereich der Seenverwaltung in Prien und gehört zur Pachtfläche, die an die Klosterbrauerei Baumburg in Altenmarkt vermietet ist. Diese wiederum hat Restaurant und Campingplatz samt Uferbereich an Marina Seehäusl weitervermietet. Näheres über den Baum weiß niemand – eines weiß Marina Seehäusl aber gewiss: Sie wird bis zuletzt um ihn kämpfen.

− tw