Einen „schrecklichen Verkehrsunfall“ mit einer Schwerstverletzten meldet die Polizei am Sonntag. Verantwortlich war ein 53-jähriger Opel-Fahrer. Der schwere Unfall am Samstag war jedoch erst der Beginn einer ganzen Serie an Straftaten, die er während seiner Chaosfahrt durch den Landkreis Traunstein beging.
Auf der Gemeindeverbindungsstraße von Freutsmoos nach Tyrlbrunn übersah der 53-Jährige mit seinem grauen Opel Vectra zunächst gegen 15.30 Uhr eine 58-jährige Radfahrerin. Er fuhr auf die Hinterreifen des Rads auf, wodurch die die Frau auf den Asphalt geschleudert und schwerst verletzt wurde. Der 53-Jährige flüchtete laut Polizei sofort von der Unfallstelle und ließ die Schwerstverletzte zurück. Passanten wählten den Notruf und ein Rettungshubschrauber brachte die Radfahrerin, deren Zustand laut Polizei äußerst kritisch ist, ins Klinikum Traunstein.
Neben Beamten der Polizeistation Traunreut war auch ein Unfallfluchtfahnder der Verkehrspolizei Traunstein an der Unfallstelle. Die Staatsanwaltschaft Traunstein ordnete ein unfallanalytisches und technisches Gutachten sowie die Sicherstellung der beteiligten Fahrzeuge und Blutentnahmen der Beteiligten an. Am Fahrrad entstand laut Polizei ein wirtschaftlicher Totalschaden in Höhe von etwa 3000 Euro. Zeugen hatten Kennzeichen, das Auto und den Fahrer beobachtet.
Weitere Straftaten während der Fahndung
Noch während die Polizei die Fahndung nach dem flüchtigen 53-Jährigen einleitete, beging der 53-Jährige erneut eine Unfallflucht: Gegen 15.45 Uhr streifte er im Bereich Chieming mit seinem Opel einen entgegenkommenden Ford, den ein 72-jähriger Trostberger lenkte. Dadurch wurde der linke Außenspiegel beschädigt und es entstand ein Schaden in Höhe von etwa 600 Euro. Das interessierte den Opel-Fahrer jedoch nicht, er fuhr einfach weiter.
Auf Höhe Hart fuhr er auf der Gegenfahrbahn und kollidierte beinahe mit einem entgegenkommenden blauen Auto. Obwohl der Geschädigte ausstieg und an das Beifahrerfenster des Opel-Fahrers klopfte, setzte dieser seine Fahrt fort.
Menschen beleidigt und bedroht - Hund getreten
Er fuhr weiter und stieg um kurz vor 16.30 in Hirschau bei einem Wirtshaus laut grölend mit seinem Hund aus. Er grölte jedoch nicht nur, sondern beleidigte anwesende Personen und bedrohte sie mit Schlägen. Er versuchte laut Polizei auch, einen 61-jährigen von hinten gegen den Kopf zu schlagen, was ihm jedoch nicht gelang. Zu guter letzt trat er noch seinen Hund mit voller Kraft in die Hinterläufe, so dass dieser winselte, und stieg wieder mit Hund ins Auto.
Er setzte seine Rundfahrt nach Grassau fort, wo er zwischen 16.30 und 16.50 Uhr mehreren Verkehrsteilnehmern durch sein aggressives und völlig rücksichtsloses Fehlverhalten im Straßenverkehr auffiel. So fuhr er beispielsweise linksherum in einen Kreisverkehr und beleidigte andere Autofahrer. In einem Tierbedarfs- und Tiernahrungsgeschäft in Grassau beleidigte er erneut Personen und trat auf seinen Hund ein. Mit überhöhter Geschwindigkeit fuhr er schließlich in Richtung Bergen - fast durchgehend auf der Gegenspur, wodurch weitere Verkehrsteilnehmer ausweichen mussten oder gefährdet wurden.
Festnahme kurz vor Bergen
Kurz vor Bergen konnte die Polizei den Opel-Fahrer gegen 17 Uhr bei überhöhter Geschwindigkeit auf der Landstraße stoppen und festnehmen. Bei der Festnahme und der anschließenden Blutentnahme im Krankenhaus Traunstein leistete der Fahrer Widerstand gegen die Polizeibeamten und beleidigte sie. Bei der Durchsuchung des 53-Jährigen fanden die Beamten eine geringe Menge Marihuana. Weitere Cannabis-Produkte fanden sie bei einer daraufhin durch die Staatsanwaltschaft angeordneten Wohnungsdurchsuchung.
Die Polizei geht davon aus, dass der Opel-Fahrer unter dem Einfluss von Alkohol und Betäubungsmitteln seine folgenschwere Rundfahrt durchführte, genaue Ergebnisse hierzu wird jedoch erst die Blutuntersuchung ergeben. Außerdem besaß er keine gültige Fahrerlaubnis. Der Hund wurde zur weiteren Versorgung an Angehörige übergeben, er hatte aber keine offensichtlichen Verletzungen. Am Opel entstand ein Sachschaden in Höhe von etwa 3000 Euro.
Polizei sucht Zeugen oder Geschädigte
Den 53-Jährigen erwarten nun diverse Anzeigen nach dem Strafgesetzbuch, Tierschutzgesetz, Straßenverkehrsgesetz und Betäubungsmittelgesetz sowie Ordnungswidrigkeitenverstöße. Die Staatsanwaltschaft beantragte einen Haftbefehl, der Mann wird hierzu einem Richter vorgeführt, der über die weitere Haftsache entscheidet.
Zeugen oder Geschädigte dieser oder weiterer Vorfälle in Verbindung mit der Fahrt des grauen Opel Vectra am Samstag werden dringend gebeten, sich mit den zuständigen Polizeiinspektionen oder mit der Polizeistation Traunreut unter der Telefonnummer 08669/86140 in Verbindung zu setzen.
− kl
