Elf Stunden im Einsatz
Paraglider-Unfall am Hochfelln: Bergwacht schildert komplizierte Rettung

05.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:38 Uhr

Die Rettung des Gleitschirmfliegers erschwerte, dass diese aus der Luft nicht möglich war. Deshalb mussten die Retter von der Bergwacht am Tragseil zu dem Gleitschirmflieger abfahren. −Foto: Bergwacht Bayern/BW Bergen

Weil sich ein Paraglider in der Seilbahn des Hochfelln verfangen hat, war von Donnerstagnachmittag bis Freitagnacht ein Großaufgebot an Rettungskräften im Einsatz. Ihre schwierige Mission: Den Paraglider sowie 60 Personen aus Gondeln und vom Gipfel bringen.



Einen Eindruck, welch große Herausforderung die Rettung selbst für erfahrene Einsatzkräfte war, gibt die Pressemitteilung der Bergwacht Bergen am Vormittag nach dem Großeinsatz. Sie hatte alle umliegenden Bergwacht-Bereitschaften alarmiert und koordinierte mit der Einsatzleitung zwei parallel laufende Einsätze: Einerseits die Rettung des Gleitschirmfliegers. Andererseits mussten die Menschen aus den Godeln und vom Gipfel des Hochfelln ins Tal gebracht werden.

Was war passiert?



Ein Gleitschirmflieger hatte sich gegen 14.50 Uhr bei einem Flugmanöver in den Seilen der Hochfelln-Seilbahn verfangen. Der Schirm hatte sich um die Tragseile gewickelt und den Mann vor dem Absturz bewahrt, meldet die Bergwacht. Der 26-Jährige aus dem Landkreis Altötting blieb bei dem Manöver unverletzt, konnte sich aber selbst nicht mehr aus seiner Lage befreien und hing rund 80 Meter über dem Boden im Drahtseil. Ein Absturz an dieser Stelle wäre lebensgefährlich, wenn nicht sogar tödlich gewesen, betonte ein Polizeisprecher.

Die Bahn musste bei dem Vorfall abrupt stoppen. Beide Kabinen der Seilbahn kamen auf freier Strecke zwischen Mittel- und Bergstation zum Stehen. Die Rettungsgondel konnte wegen des Gleitschirms in den Seilen nicht eingesetzt werden.

Kräfte müssen Säuglinge, Schwangere und Hunde ins Tal bringen



In den beiden Kabinen der Pendelbahn waren zu diesem Zeitpunkt rund 20 Personen. Am Hochfelln-Gipfel befanden sich noch weitere knapp 50 Personen – darunter Säuglinge, ältere Menschen, eine schwangere Frau sowie zwei Hunde.

Wie ging Bergwacht bei dem Einsatz vor?



Um die Personen aus der Gondel zu holen, kletterten Gruppen der Bergwacht entlang der Seile zu den Kabinen. Dort betreuten sie die Fahrgäste, legten ihnen Rettungsgurte an und ließen sie mit Hilfe spezieller Bergrettungs-Sets gesichert zu Boden. Die untere Gondel schwebte rund 20 Meter über dem Boden, die obere ca. 30 Meter.

Mit mehreren Hubschraubern von der Landes- und Bundespolizei sowie von der SAR-Staffel der Bundeswehr, die die Personen vom Gipfel ins Tal brachten, wurden bis 21.20 Uhr so mehr als 60 Personen geborgen.

Die komplizierte Rettung des Gleitschirmfliegers



Die Rettung des Gleitschirmfliegers erschwerte, dass diese aus der Luft nicht möglich war. Deshalb mussten die Retter von der Bergwacht am Tragseil zu dem Gleitschirmflieger abfahren. Dabei mussten sie in aufwändiger Sicherungsarbeit eine Strecke von mehreren hundert Metern bewältigen und unterwegs Stützen und Seilreiter überklettern. Mittlerweile war es dunkel, heißt es in der Pressemitteilung.

Wegen der langen Fahrstrecke musste zusätzlich zum standardisierten Rettungsequipment der Bergwacht ein spezielles Seilfahrgerät für Bergungsaktionen an Drahtseilen organisiert werden. Damit konnten die Retter den Gleitschirmflieger schließlich gegen 1.45 Uhr zu Boden ablassen und ins Tal bringen. Anschließend kam der Mann zur routinemäßigen Abklärung in ein Klinikum.

Letzter Vorfall mit Paraglider an einer Seilbahn im August 2011


Insgesamt waren neun Bergwacht-Bereitschaften mit rund 70 Einsatzkräften im Einsatz, außerdem mehrere Dutzend Helferinnen und Helfer von Polizei und Landratsamt, Freiwilliger Feuerwehr, Malteser Hilfsdienst sowie vom Landrettungsdienst. Insgesamt waren auch vier Hubschrauber im Einsatz. Der letzte Vorfall mit einem Gleitschirmflieger an einer Seilbahn in Bayern war die Rettungsaktion an der Tegelbergbahn im August 2011.

− jkr/dpa