Traunstein
Ein „Fast-Alles-Könner“ für die Feuerwehr

05.06.2023 | Stand 15.09.2023, 0:24 Uhr
Hubert Hobmaier

Die Fahrzeugschlüssel für den Gerätewagen mit Modularem Gerätesatz Hochwasser (GW-MGH) nahmen (von links) Peter Hußl, Matthias Seidenfuß und Florian Appelt von Innenministers Joachim Herrmann entgegen. −Foto: Hobmaier

80 unterschiedliche Einsatzfahrzeuge für den Bevölkerungsschutz hat der Freistaat an Feuerwehren und Hilfsorganisationen in Bayern übergeben. Der Landkreis Traunstein hat dabei mit einem sogenannten „Gerätewagen mit Modularem Gerätesatz Hochwasser“ einen „Fast-Alles-Könner“ erhalten. Eine Delegation aus Traunstein nahm im Landkreis Amberg-Sulzbach den neuen Feuerwehr-Lkw in Empfang.

„Florian Kater Traunstein Land 56/1“, so der offizielle Funkrufname des 14-Tonners mit sechs Sitzplätzen. Dieser wird vom Landkreis Traunstein organisatorisch verwaltet. Die Mitglieder der Pumpenzüge des Kreisfeuerwehrverbandes werden das Fahrzeug federführend betreuen und im Bedarfsfall zum Einsatz bringen.

Pumpen schaffen zusammen 26500 Liter in der Minute

Das Allradfahrzeug hat einen 290 PS starken Dieselmotor. Schwerpunktmäßig ist das Fahrzeug derzeit mit Rollcontainern zur Bewältigung von Wasserschäden und Hochwasserlagen ausgestattet. Zusätzlich sind Ausrüstungsmodule für weitere Einsatzzwecke in Aussicht gestellt. Damit ist dieses Fahrzeug mit seiner variablen Beladung ein wertvoller Helfer in vielen Lebenslagen. Finanziert wurde das 246500 Euro teure Einsatzfahrzeug vom Freistaat. Alle 96 Landkreise in Bayern sollen in den kommenden Jahren solch einen Gerätewagen bekommen.

Derzeit können die Floriansjünger auf elf Rollcontainer mit insgesamt zwölf mittleren sowie sechs kleineren Pumpen samt Schläuchen und Armaturen zurückgreifen. Pro Minute schaffen alle Pumpen zusammen eine maximale Förderleistung von 26500 Litern. „Damit könnte man in gut 90 Minuten ein komplettes Schwimmbecken mit 50 Metern Länge, zwei Metern Wassertiefe und zehn Bahnen leer pumpen“, veranschaulicht der für die Sondereinheiten zuständige Fach-Kreisbrandmeister Matthias Seidenfuß die Leistungsfähigkeit.

Auch überregional anzufordern

Ergänzt wird die Ausrüstung mit einer umfangreichen Lichttechnik sowie drei leistungsstarken tragbaren Stromerzeugern, die ebenfalls auf Rollcontainern transportiert werden können. So könnten mit dem Fahrzeug größere oder mehrere nebeneinanderliegende Einsatzstellen abgearbeitet werden. Weitere Module wie beispielsweise eine umfangreiche Ausstattung zur Notstromerzeugung sind vorgesehen. Damit kann der Laster innerhalb kurzer Zeit mit der benötigten Ausrüstung beladen werden und zu den Einsatzstellen ausrücken.

In erster Linie ist der Gerätewagen mit Modularem Gerätesatz Hochwasser (GW-MGH) zum Schutz der Bürger in der Region vorgesehen, er wird aber auch für überregionale Hilfeleistungen angefordert. Umgekehrt erlaubt die flächige Verteilung im Freistaat auch die Hilfeleistung „von außen“, etwa wenn es zu größeren Unwetterlagen kommt. Im Zuge dieser „Beschaffungswelle“ wurden 22 baugleiche Fahrzeuge mit einem Gesamtwert von rund 5,8 Millionen Euro in Dienst gestellt. Bei der feierlichen Übergabe wurden insgesamt 80 Fahrzeuge mit unterschiedlichem Verwendungszweck an die Feuerwehren, Rettungsdienste und Hilfsorganisationen übergeben.

Mannschaft lernt Neuanschaffung mit Feuereifer kennen

Das Team der Pumpenzüge ist inzwischen mit den Einweisungen beschäftigt. „Dies ist gerade für unsere Hochleistungspumpen die perfekte Ergänzung“, freut sich Matthias Seidenfuß, Leiter des rund 80-köpfigen Teams der vier Pumpenzüge im Landkreis. „Die ganze Mannschaft ist mit Feuereifer dabei, die nötigen Einweisungsfahrten zu absolvieren und die neue Ausrüstung auf Herz und Nieren zu testen“. „Mit Blick auf das Pfingsthochwasser vor zehn Jahren oder die Starkregenereignisse 2021 und 2022 nehmen Extremwetterlagen tendenziell zu. Daher kommt diese Beschaffung des Freistaates Bayern genau zur richtigen Zeit“, freut sich Kreisbrandrat Christof Grundner. Gerade am Alpenrand komme es immer wieder zu punktuellen Starkregenereignissen, bei denen dieses Fahrzeug seine ganze Stärke ausspielen könne. Der Kreisbrandrat lobt auch für die Flexibilität des Fahrzeuges: „Egal ob es für den Hochwassereinsatz gebraucht wird oder als Lastenträger verschiedene Gerätschaften transportieren muss, innerhalb weniger Minuten ist die Ausrüstung verladen und kann dort hin transportiert werden, wo sie gebraucht wird.“

− hob