Ausstellung „Tierisch ernst“
Ein BH wird zum Schmetterling im Kunstverein Passau

06.02.2024 | Stand 06.02.2024, 17:36 Uhr

Ein BH mutiert zu einem Schmetterling: Hans Polterauers Installation mit dem Titel „Nachtfalter“. − Foto: Edith Rabenstein

Das Ausstellungsjahr 2024 und damit das Jahr des 75. Jubiläums beginnt der Kunstverein Passau mit den Künstlern Hans Morhard, Hans Polterauer und Anette Smolka-Woldan. „Tierisch ernst“ heißt die Ausstellung mit 115 Werken, die sich – sehr geschickt gehängt – gegenseitig nichts wegnehmen.

Als sensationell kann man den „Dark room“ im hinteren Teil des Kreuzganges bezeichnen. Noch nie wurden in Passau und Region so viele und so raffinierte Werke von Hans Polterauer (Jahrgang 1958) aus Münzkirchen gezeigt. Der gelernte Nachrichtentechniker aus Marienkirchen (Oberösterreich) hat in der Region ein Alleinstellungsmerkmal mit seinen kinetischen Objekten mit visuellen Effekten von Stroboskoplicht.

Magisch ziehen den Betrachter diese kleinen rotierenden, blitzenden oder brummenden Maschinen an. Und: Bei genauem Betrachten sind man die Hintergründigkeit, den Witz, aber auch manch Abgründiges, das der Künstler aus Fundobjekten gestaltet. Da flattert eine „Friedenstaube“ (der Ukraine-Krieg war Anlass dafür), da mutiert ein Büstenhalter zu einem „Nachtfalter“, und eine rotierende „Schattenspirale“ macht einen fast schwindelig. Die Umsetzung seiner Bildideen sind wundervoll kreativ.

An Ideen mangelt es auch Anette Smolka-Woldan (Jahrgang 1969 aus Schärding) nicht. Die Tischlerin, Zeichnerin und Malerin zeigt hier Arbeiten in den Techniken Lithografie, Tusche, Siebdruck und Öl auf Leinwand. Als Zeichnerin ist sie eine Erzählerin, die Wölfe, Zwerge, Gnomen und Märchengestalten agieren lässt.

Dabei interpretiert sie nicht klassisch, sondern witzig. Das Rotkäppchen trinkt die Flasche Wein, die es der Oma bringen soll, selbst genüsslich aus. Dass Smolka-Woldan bereits über 20 Kinderbücher illustriert hat, verwundert nicht. Eine reduzierte Farbpalette und ein ruhiger Duktus zeichnet dagegen Malerin aus.

Hans Morhard (Jahrgang 1978) aus Germannsdorf arbeitet mit Ton. Seine gebrannten Objekte werden glasiert oder bemalt und teilweise mit Baum-Harz überzogen, das bei offener Flamme aufgebrannt wird. Tiere, Mythologie und Sternkreiszeichen sind zu sehen. Seine Oberflächenbehandlung ist lebendig; die Gesichter ausdrucksvoll, allerdings nicht geschönt.

Die drei Künstler hat Ausstellungsleiterin Christina Bielitza zusammengespannt. Da hat sie ein feines Gespür bewiesen, denn die Werke passen gut zueinander. „Tierisch ernst“ hat sie die Ausstellung in der Faschingszeit genannt. Wer die Werke länger betrachtet, erkennt viel Witz, aber auch Tiefgründigkeit. Mann könnte auch sagen: Dies ist eine Veranstaltung wider den tierischen Ernst.

Edith Rabenstein


Bis 17. März, St.-Anna-Kapelle Passau, Heiliggeistgasse 4, Di.-So. 14-17.30 Uhr, Info zum Jahresprogramm des Kunstvereins auf der Seite kunstverein-passau.de