Wenn 16000 Skilangläufer losrennen
Stau beim Vasalauf: Verkehrsforscher Bogenberger aus Vilshofen kämpft sich durch

07.03.2024 | Stand 07.03.2024, 10:04 Uhr

Kurze Foto-Unterbrechung neun Kilometer vor dem Ziel: Coach Thomas Freimuth nimmt Klaus Bogenberger schon mal in Empfang – am Zielort erschweren Tausende von Läufern das Wiederfinden. − Foto: AN

Er ist in Vilshofen geboren und aufgewachsen, leitet den Lehrstuhl für Verkehrstechnik an der TU München, ist Mitglied des Sonntags-Stammtischs im BR – und begeisterter Skilangläufer: Klaus Bogenberger hat am Sonntag erfolgreich den berühmten Vasalauf bestritten – Staubekämpfung war dabei Teil der Aufgabe.

Als Professor für Verkehrstechnik gehört für Klaus Bogenberger (seit Montag 53) das Forschen rund um Stauwellen zum Kerngeschäft. Die Expertisen zu den Läufer-Staus beim Vasaloppet hätte der gebürtige Vilshofener aber gar nicht gebraucht. Er hat den Ziehharmonika-Effekt zwischen Sälen und Mora selbst erlebt. „Eine Stunde nach dem Start war ich bei Kilometer zweieinhalb“, sagt Klaus Bogenberger mit einem Lachen. Wenn’s beim größten und berühmtesten Volks-Skilanglauf der Welt gleich nach dem Start den berühmten Anstieg hochgeht, bremsen sich die 16000 Läufer halt erstmal gegenseitig aus. Da ist es nicht viel anders als mit den Autos am Mittleren Ring in München.

Nach einem Jahr Vorbereitung unter Anleitung von Thomas Freimuth (Lindberg) und seinem Team vom Ausdauer-Netzwerk (AN) hat sich Klaus Bogenberger, Verkehrsforscher an der TU München und bekannt als Mitglied des Sonntags-Stammtisches im BR, einen sportlichen Traum erfüllt und am Sonntag zusammen mit 50 Gleichgesinnten aus der AN-Trainingsgruppe den Vasalauf absolviert – 90 Kilometer auf Langlaufskiern. „Ich bin schon immer regelmäßig langgelaufen“, sagt Bogenberger. Eine Aktivität, die der Wohnort Gmund am Tegernsee naturgemäß begünstigt. Und nach einem Halbmarathon im Engadin stand für den Familienvater – die Tochter macht demnächst Abitur – der Wunsch nach Verwirklichung eines „richtigen“ Langlauf-Projekts fest. „Da war der Weg zum Vasalauf nicht weit, und sehr schnell stieß ich dann auf Thomas und das Ausdauer-Netzwerk“, sagt Bogenberger. Ein Jahr wurde nach zugeschickten Trainingsplänen gearbeitet, zweimal traf man sich am Bretterschachten. Und die Erkenntnisse aus der Stauforschung flossen dann auch noch in die Rennstrategie mit ein: Bereits vier Tage vor dem Vasaloppet, in diesem Jahr zum 100. Mal ausgetragen, lief der Professor mit niederbayerischen Wurzeln den halben Vasa („Drei Stunden – ein richtig gutes Ergebnis für mich“), um beim Start am Sonntag aus der Mitte des Feldes loslaufen zu können. „Denn Überholen ist bei diesem Gedränge, wenn überhaupt, nur mit allergrößtem Kraftaufwand möglich“, stellt Bogenberger fest. Das Problem mit ausgetretener bis nicht mehr vorhandener Spur bleibt freilich. Nach neun Stunden, 39 Minuten und 30 Sekunden war der langlaufbegeisterte Verkehrsforscher im Ziel, neun Kilometer vor Mora empfangen vom begeisterten Coach Freimuth: „Klaus hat eine großartige Leistung und echtes Durchhaltevermögen gezeigt – bärenstark!“

Nach einem Tag Pause („den hab’ ich mir gegönnt“) saß Bogenberger gestern schon wieder in seinem Büro an der TU München. Nächstes Jahr wieder Vasalauf? „So ein Erlebnis muss man erstmal stehen lassen“, sagt der erfolgreiche Debütant. Vielleicht läuft er nächstes Jahr die Marcialonga oder den Pustertal-Skimarathon. Immer noch Herausforderung genug. Und die Stauwellen sind nicht so extrem.