Passauer Scharfrichterhaus
Geh ma Tauben vergiften: Maxi Pongratz und Stephan Zinner singen Kreisler

14.07.2023 | Stand 14.09.2023, 21:17 Uhr

Zwei sehr unterschiedliche Charaktere, ein Kreisler-Abend: Maxi Pongratz (l.) und Stephan Zinner im Scharfrichterhaus. −Foto: Meisenberger

Mit seiner Kumpelart, mit seinem Können als Schauspieler, Kabarettist und Musiker, mit seiner Präsenz beim Nockherberg und beim Eberhofer hat sich der 1974 in Traunstein geborene Stephan Zinner eine Popularität erspielt, dass er heute quasi alles machen kann. Er setzt sich auf eine Bühne, zum Beispiel mit Ringlstetter oder Rosenmüller oder Leonhardsberger oder – wie am Donnerstagabend im Passauer Scharfrichterhaus – mit Maxi Pongratz und plaudert und liest und singt und spielt Gitarre, und es ist immer so charmant, dass Publikum kommt und zufrieden wieder geht.

Heute steht „Kreisler-Abend plus“ am Programm, Musik also vom Wiener Satire-Großmeister Georg Kreisler (1922-2011) plus eigene Werke von Zinner und Maxi Pongratz, dem verschroben-verletzlich-poetischen Akkordeon-Barden aus Oberammergau, bekannt geworden mit der Volksmusik-Trance-Band Kofel-gschroa. Los geht’s mit dem süßen Walzer „Tauben vergiften im Park“.

Maxi Pongratz hat dieses durchdringende, basslose, unvergessliche Organ; wenn er singt, schießt sein Blick im Saal herum. Zinner lässt seinen resonanzreichen Naturbariton fließen und setzt druckvoll Akzente wie im Blues. Ob sich das im Duett ergänzt oder beißt, ist Geschmacksache. Das Publikum kriegt Klassiker wie „Mein Weib will mich verlassen“ und „Meine Freiheit, deine Freiheit“, kriegt Zinner-Wohlfühlsongs wie „Immer wenn ich traurig bin, trink ich einen Gin“ und Pongratz-Meisterwerke wie das Liebeslid an seine „Ängste“. Den mit Abstand größten Jubel erhält er für ein erbarmungslos pulsierendes Instrumental – hier ist Pongratz ganz in seiner Kunst und Kraft.

Dramaturgisch zündet der Running Gag des Abends nicht: Der redselige Zinner interviewt den verstockten Pongratz, der wenig sagt – das soll witzig sein, aber es bremst und stockt. Musikalisch stehen sich zwei Solisten mit ihrer Energie im Weg – da ist noch viel Raum für sensibles Zusammenspiel und freie Interaktion. So bleibt’s ein netter Abend, und das ist genau so doppeldeutig gemeint, wie es sich liest.

Raimund Meisenberger


Demnächst im Schafrichter: 15.7. Roland Hefter, 22./28./29.7 Sigi Zimmerschied, 3.-6.8. Scharfrichter zu Gast beim Wirt z’Kneiding