Flutlicht-Pflicht und Montagsspiele
„Auf Dauer das Todesurteil“: BFV-Pläne stoßen in Vilzing und Schalding auf Ablehnung

14.03.2024 | Stand 14.03.2024, 19:02 Uhr

Fußball-Regionalliga in Schalding: Wie professionell soll die vierte Liga in Bayern werden? Verband und Vereine haben zum Teil unterschiedliche Vorstellungen. − Foto: Lakota

Flutlicht-Pflicht, Wochentag-Spiele, TV-Übertragungen: Der Bayerische Fußball-Verband schreitet bei der Professionalisierung der Regionalliga weiter voran. In Vilzing und Schalding (Stadt Passau) steht man diesen Entwicklungen zum großen Teil ablehnend gegenüber. DJK-Fußballchef Dachauer spricht gar von einem „Todesurteil“.



Bei der Einführung der Regionalliga Bayern schwärmte der damalige bayerische Fußball-Präsident Rainer Koch in griffigem Stil von der „Champions League der Amateure“. Ein Schlagwort, das dem neuen weiß-blauen Fußball-Oberhaus gleich zur Geburt die nötige Strahlkraft verleihen sollte. Inzwischen zeigt sich immer deutlicher, dass sich diese Strahlkraft vor allem durch zunehmende Professionalisierung entwickeln soll. Nach der Flutlicht-Pflicht, die ab der Spielzeit 2025/26 gilt, hat der Bayerische Fußball-Verband nun einen weiteren Punkt auf das Tableau gebracht: Künftig soll es in der Regionalliga Bayern auch Montagsspiele geben, die dann im Fernsehen übertragen werden. Vorstellungen, die bei der DJK Vilzing und dem SV Schalding, die sich beide als Amateurvereine verstehen, auf wenig Gegenliebe stoßen.

Montagsspiele in der Regionalliga für Amateurvereine problematisch



„Wenn es eine Dauerlösung werden soll, dass der Montag ein Regelspieltag wird, dann ist das für Amateurvereine in der Regionalliga auf Dauer das Todesurteil“, sagte DJK-Fußballchef Roland Dachauer der Heimatzeitung. Denn in Vilzing werde nun mal nicht unter Profibedingungen trainiert wie bei den Würzburger Kickers oder den Zweitvertretungen der Profivereine aus München, Fürth, Nürnberg oder Augsburg, gibt Dachauer zu verstehen. Ähnlich hört sich das bei Schaldings Vorstand Wolfgang Wagner an. „Wir sind skeptisch“, stellt der Passauer Klubchef fest. Die Berufstätigen unter den Spielern müssten für Spiele unter der Woche ja gegebenenfalls Urlaub nehmen. Er führt weiter an: „Und dann ist es ja nicht damit getan, dass da zwei Mannschaften um 18 Uhr auf den Platz gehen. Da muss vorbereitet werden, da müssen ab Mittag viele ehrenamtliche Helfer im Einsatz sein, die die Vorkehrungen fürs Spiel selbst und für das Drumherum treffen.“ Da schwingt die Sorge mit, wie das Berufstätige werktags regelmäßig zu Wege bringen sollen.

Vilzing und Schalding sehen Professionalisierung der 4. Liga kritisch



Sowohl Dachauer als auch Wagner sehen die jüngsten Vorstöße des Verbands als Schritte hin zu einer umfassenden Professionalisierung, der sie ablehnend gegenüberstehen. „Wir begrüßen das nicht“, sagt Wagner über die Viertliga-Pläne. „Das wird und kann auf Dauer nicht funktionieren“, stellt der Vilzinger Fußball-Boss fest. Er erinnert an „die vielen Beispiele von Vereinen, die unter Profibedingungen gearbeitet haben und dann den Löffel weggeschmissen haben“. Dachauer nennt Türkgücü München und Schweinfurt 05 – und, ganz aktuell, die Spvgg Bayreuth. Man sehe ja, wohin die Professionalisierung andernorts hingeführt habe, merkt auch SVS-Boss Wagner an, ohne Namen zu nennen. Er spricht vom Grundproblem einer ambivalenten Regionalliga mit den zweiten Mannschaften der Profiklubs auf der einen Seite und auf der anderen „mit den kleinen Vereinen, die am unteren Rand kämpfen“. Deshalb findet Wagner für das Vorhaben des Verbands wenig Verständnis.

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„Ich weiß nicht, wohin der Verband mit diesem Weg der Professionalisierung will“, stellt Wagner fest. „Gut, man kann sagen, das ist Regionalliga. Und dass man dann diesen Weg eben gehen muss. Aber für uns als SV Schalding ist das schwierig.“ Und dann sei ja auch noch gar nicht geklärt, ob die Vereine von den nun geplanten TV-Übertragungen auch etwas hätten. Wagner: „Da habe ich noch nichts gehört.“ Mittel für eine Flutlichtanlage sind von Seiten der Stadt Passau jedenfalls ohnehin erst mittelfristig eingeplant. Klar ist jedenfalls: So manche Realitäten vor Ort hinken den Verbands-Erwartungen deutlich hinterher.

Von der Wirklichkeit der Regionalliga entfernt



Der Verband begründet sein Fortschreiten auf dem Weg der Professionalisierung in der vierten Liga gern mit den Bedingungen in anderen Regionalligen. „Wir sind die einzige Regionalliga, in der es noch keine Flutlichtpflicht gibt. Es ist wichtig, diese nun umzusetzen, damit die Schere zur 3. Liga und zu den anderen Regionalligen nicht zu groß wird. Und ganz entscheidend ist natürlich die Entzerrung des Spielplans, denn mit Flutlicht ist man in Sachen Anstoßzeiten deutlich flexibler“, hatte BFV-Schatzmeister und Vorstandsmitglied Jürgen Faltenbacher, zugleich Spielleiter der 3. Liga, auf Anfrage von heimatsport.de im Januar erklärt. Dass sich die Champions League der Amateure damit immer mehr von der Wirklichkeit vieler Vereine entfernt, ist der schmerzliche Teil der Wahrheit.

− rtn/mjf