Salzweg
Ein Spielplatz bleibt doch, der andere wohl nicht

28.12.2022 | Stand 17.09.2023, 6:38 Uhr
Christine Pierach

Bedauern beim Frischen Wind wegendes Nicht-Spielplatzes am Marterlweg. Der versprochene Ersatz wurde nie realisiert, monieren Elisabeth Sanladerer-Fuchs, 3. Bürgermeister Christian Meier (r.) und Sascha Müller schon lange.

Salzwegs Bürgermeister Josef Putz (Landkreis Passau), seine Verwaltung und der Gemeinderat halten sich weiterhin ran beim Abarbeiten der Anträge aus den Bürgerversammlungen. Diesmal ging es um den von Günther Kastenhuber gewünschten Erhalt aller drei Spielplätze Am Schreiberfeld in Straßkirchen. 2. Bürgermeisterin Gabi Schweizer formulierte gegen Ende, was sich seit Monaten durch etliche Ausschüsse, diese und weitere Gemeinderatssitzungen zieht: „Niemand hat erahnt, was dieses Spielplatz-Konzept entfacht.“

Eingangs hatte Geschäftsleiter Alexander Heberger erklärt: Das externe Begutachten aller Spielplätze hatte manche sicherheitsrelevanten Mängel an Spielgeräten ergeben. Die Gemeinde wollte künftig weniger Spielplätze unterhalten, diese dafür hochwertiger ausstatten und so die monetären und personellen Kapazitäten der Gemeinde bündeln. Im Klartext heißt das eben auch, sich von einigen Plätzen zu verabschieden. In viel Kleinarbeit tüftelte die Verwaltung ein Spielplatzkonzept aus mit Bürgerbeteiligung durch Befragung in Schulen, Kitas und einem Aufruf im Gemeindeblatt. Lange sei das Thema im Hauptausschuss diskutiert worden, so Heberger. „Ich finde es schade, wenn die Seriosität der Befragung angezweifelt und bei der Bürgerversammlung auch schlecht geredet wird. Wir haben uns ganz viele Gedanken gemacht, wir wollen die Spielplätze aufwerten. Die Gemeinde ist nicht familienfeindlich, im Gegenteil. Wir werten auf mit super Geräten und viel Geld. Man sollte darauf, auf das Positive abstellen und nicht auf dieses Klein-Klein.“

Der Geschäftsleiter hatte Details parat zu den Spielplätzen Am Schreiberfeld. Über den von Kastenhuber beantragten Erhalt aller drei ließ der Bürgermeister einzeln abstimmen. Am Eisweg wären die Spielgeräte nicht mehr durch einen Sicherheits-TÜV gekommen und wurden im Frühjahr weggeräumt. Die umzäunte Hangwiese sei nun als Streuobstwiese aufgewertet und eine naturnahe Spielfläche. „Das hat eine positive Wendung genommen.“

Heuer im Februar beschloss der Ausschuss das Aus vom Spielplatz Am Bergholz. Und weil an der Matthias-Klinger-Straße die Geräte nicht mehr für Sicherheit bürgten, daher abgebaut worden seien, beschloss der Ausschuss auch, dass dieser Spielplatz mit dem Spielgerät von Am Bergholz aufzuwerten sei. Wenn nun also Am Bergholz seinen Spielplatz auch behalten würde, seien „Haushaltsmittel für eine Neu-Gestaltung des Spielplatzes Matthias-Klinger-Straße einzustellen“.

Die Wortmeldungen betrafen teils jeweils den genannten, teils aber auch vor der Ära Putz verschwundene oder versprochene Spielplätze. 3. Bürgermeister Christian Meier erinnerte daran, im Hauptausschuss gegen das Spielplatzkonzept gestimmt zu haben, weil Am Schreiberfeld keiner von drei Spielplätzen übrigbleiben sollte: Der Platz am Marterlweg wäre vor zehn Jahren als Bauland verkauft worden, der damalige Bürgermeister hätte auf der Seite gegenüber Ersatz versprochen. „Das wurde nie umgesetzt.“

Streuobstwiese und zugleich naturnahe Spielfläche

Er hätte sich dagegen gewehrt, dass auch die beiden übrigen abgebaut werden sollen. Nicht der am Eisweg. Das mit der ökologisch aufgewerteten Spielfläche gehe in Ordnung. Am Bergholz jedoch wären erst vor wenigen Jahren neue Geräte installiert worden, mitfinanziert über Erschließungskosten durch die Bauherren. „Die könnten nach dem Abbau des Platzes vermutlich gerichtlich klagen. Ich finde, auch der Spielplatz an der Matthias-Klinger-Straße sollte bleiben. Der Weg dorthin führt aber über eine verkehrsreiche Straße. Wir haben zwölf Spielplätze in der Gemeinde, ohne Am Bergholz blieben noch sechs übrig. Jede Auflösung ist eine Entscheidung gegen die Kinder und jungen Familien.“

Matthias Bredemeier bilanzierte: „Wir reden heute nicht zum ersten Mal über das Thema. Es ist ein gültiger Beschluss da und wir stehen dazu, genauso zu dem Konzept. Ich sehe es wie Herr Heberger, wir sollten das nicht so negativ bewerten. Es ist eine Aufwertung unserer Spielplätze und ist freundlich zu Familien.“
Heberger kam auf Meier zurück: „Es waren insgesamt elf Spielplätze, fünf in Salzweg.“ Meier erwiderte, er habe den am Martelweg mitgezählt. Und Putz stellte klar: „Bei aller Liebe, es kann uns 2022 nicht interessieren, was frühere Bürgermeister irgendwann gesagt haben. Ich habe selbst drei Kinder großgezogen. Jeder kann mit Kindern auch auf einer grünen Fläche mit Decke und Ball eine schöne Zeit verbringen. Und man kann mit den Kindern zu anderen Spielplätzen wandern. Da lernen die Kinder unsere Gemeinde kennen und die Verkehrsteilnahme. So ein Spielplatz muss heute ganz nah an den Wohnungen sein. Die Leute stören sich an Kindern auf der Straße oder fahren selbst so schnell, dass das Spielen draußen nimmer möglich ist.“

Bezüglich Eisweg waren also alle einig, dass der nun eine naturnahe Spielfläche bleiben kann. Bei Am Bergholz hätte der Hauptausschuss im Februar beschlossen, die Geräte abzubauen. Kastenhuber beantragt das Belassen. Dazu der Bürgermeister: Der Spielplatz sei so „nicht mehr zu bewirtschaften, weil er durch das Nein einer Anliegerin für unsere Gerätschaften nicht mehr zugänglich ist. Ich habe mit einem Angrenzenden über eine Ausgleichsfläche geredet. Damit wäre jetzt wieder eine Zugangsmöglichkeit da. Das ist eine Brücke, die ich schlagen möchte.“

Sascha Müller gab zu bedenken: „Wir sprechen immer vom Hauptausschuss. Der hat im Juli die Spielplätze Matthias-Klinger-Straße und Am Bergholz besichtigt. Da wurde gesagt, dass der Am Bergholz erst vor drei Jahren von der Gemeinde hergerichtet wurde mit Geld und Arbeitskraft. Den jetzt abzubauen, ist Verschwendung von Arbeitszeit und Geld und macht die getane Arbeit zunichte. Ich meine, dass wir uns das nicht leisten sollten, das ist den Bürgern nicht vermittelbar. Mit so einer planlosen Verschwendung würden wir unsere Glaubwürdigkeit total verlieren, auch im Umgang mit Ressourcen.“ Heberger korrigierte: „Der Platz wurde vor vier Jahren aufgewertet. Da war die Zufahrt noch möglich. Das waren andere Vorzeichen.“
Thomas Köppl sprach bezüglich Am Bergholz von „einem großen Siedlungsgebiet, in dem immer kleine Kinder nachkommen. Den müssen wir erhalten“. Breitenfellner widersprach: „Es gibt größere Siedlungsgebiete, in denen nur ein Spielplatz liegt. Und da sind viele nah. Ich bin nicht für einen Grundstückskauf nur wegen eines Spielplatzes. Das ist gegen die Demokratie. Beschlüsse kann man nicht einfach vom Tisch wischen. Die Bürger nehmen das Konzept an. Wir sollten den Hauptausschuss-Beschluss stehen lassen.“
Elisabeth Sanladerer-Fuchs erinnerte daran, dass „wir im Hauptausschuss das Konzept nicht kannten vor der Sitzung. Dann ist das schwierig. Durch die Unterschriften-Liste und anderes ist das Engagement der Bürger sichtbar, das will man auch berücksichtigen. Ich sehe, dass der Bürgermeister sich um eine Beseitigung der Schwierigkeiten bemüht. Schade, wenn das hier auf eine Kampfabstimmung hinausläuft. Was verlieren wir, wenn wir den Bürgerwillen auch positiv berücksichtigen? Kein Bürger wird sagen, er will den Spielplatz weghaben.“

Gabi Schweizer wollte nun „abschließende Worte“ anbringen: „Niemand hat erahnt, was dieses Konzept entfacht. Der Gemeinderat hat sich vor einem dreiviertel Jahr dafür zusammengesetzt. Wir haben das so abgestimmt. Bei der Befragung bekam Am Bergholz drei Stricherl, Matthias-Klinger-Straße wesentlich mehr, alle anderen wollen wir aufwerten, haben 60 bis 70 000 Euro eingesetzt. Sollen wir nächstes Jahr nochmal 30 000 Euro ausgeben? Es kommt ja jetzt an der Matthias-Klinger-Straße ein neuer, schöner Spielplatz hin. Nur die weniger attraktiven kommen weg, wir wollen größere, attraktive Plätze, was die Kinder ja auch wollen. Ich finde, dass der Hauptausschuss das gut gemacht hat. Inzwischen haben wir drei Beschlüsse, alle mit dem gleichen Ergebnis. Es heißt rundum schon, Salzweg macht alle Spielplätze zu. Und das hat der Frische Wind geschürt.“

„Spendenlauf war eine super Sache“

Geschäftsleiter Heberger beschwichtigte, dass auch, wo die Geräte abgebaut würden, die Gemeinde die Fläche halten könne. Wie sie zu nutzen sei, könne man sich dann Gedanken machen: „Das wird aber keine Bauparzelle. Die Frage jetzt ist, Am Bergholz zu halten oder abzubauen.“ Fünf Räte und der Bürgermeister stimmten für den Erhalt, die Mehrheit (13) jedoch war dagegen.
Schließlich ging es noch um den Spielplatz an der Matthias-Klinger-Straße. Dazu richtete Josef Heisl „lobende Worte an die Bürger, die dort den Spendenlauf organisierten, und die Kinder, die sich im Vorfeld und bei der Aktion engagiert haben. Das ist Basisdemokratie. Denn bezüglich Am Bergholz musste ich mich vor dem Rathaus von einer Bürgerin anschreien lassen, wieso wir so einem Konzept zustimmen. Ich freue mich, wenn wir den an der Matthias-Klinger-Straße beibehalten. Bis jetzt ist das im Haushalt noch nicht eingeplant. Wir sollten das im Auge behalten und ihn schön ausstatten.“

Auch Sascha Müller lobte es als „vorbildlich, wie sich die Matthias-Klinger-Befürworter engagierten. Die haben das toll gemacht, der Spendenlauf war eine super Sache. Aber ich finde es schade, wenn zwei Spielplätze, die beide notwendig sind, gegeneinander ausgespielt werden“. Gleichwohl zeigten die Räte sich allesamt vom Einsatz der Anwohner beeindruckt. Der Spielplatz an der Matthias-Klinger-Straße bleibt demnach erhalten.