Salzweg
Abschied bei den Waldbauern: Max Nigl übergibt das Zepter

04.04.2024 | Stand 04.04.2024, 20:00 Uhr
Josef Heisl

Max Nigl mit seinen Geschäftsführern Karl Friedl (l.) und Dominik Ernst (r.) auf dem Holzlagerplatz der Wertholzsubmission.

Eigentlich ist Max Nigl (71) praktizierender Landwirt, der 70 Hektar Grund und zehn Hektar Wald zu bewirtschaften hat. Als er als Mitglied der Waldbauernvereinigung (WBV) Passau e. V. am 2. Februar 1994 die Jahreshauptversammlung in Kellberg besuchte, ahnte er noch nicht, was auf ihn zukommen würde.

Als der Tagesordnungspunkt Neuwahlen aufgerufen wurde, schlug ihn Schatzmeister Franz Stocker überraschend zum Kandidaten für den Vorsitz vor. Nigl sollte Josef Winklhofer beerben, wodurch eine Verjüngung im Vorstand eintreten würde. Plötzlich war Max Nigl gewählt und führt 30 Jahre lang die Vereinigung. In diesen drei Jahrzehnten tat sich viel und die WBV expandierte gewaltig.

Mitgliederzahl auf fast 2000 gesteigert



Im Gespräch mit Max Nigl zeigt sich, dass die Zahl der Mitglieder von ein paar Hundert auf mittlerweile fast 2000 gesteigert werden konnte, dass das Holzaufkommen von damals 400 Festmeter auf heute fast 20 000 fm Langholz gestiegen ist und dass heute die Bilanz über eine Million Euro aufweist. Kam der Verein 1995 noch mit einem Geschäftsführer aus, hat die WBV heute ein Büro mit zwei Verwaltungskräften und mittlerweile zwei Geschäftsführern. Aus dem eingetragenen Verein (e.V.) wurde aus steuerlichen Gründen mittlerweile ein wirtschaftlicher Verein (w. V.). „Wir haben auch das Obmänner-Wesen aktiviert“, erklärt Nigl, der vor seiner Wahl zum Chef auch Obmann für die Gemeinde Salzweg war. Er kannte also das Geschäft von der Pike auf. So verlegte er die Geschäftsstelle von Aicha vorm Wald in seine unmittelbare Nähe nach Atzmannsdorf in der Gemeinde Salzweg und dort in das Anwesen seines Geschäftsführers Karl Friedl, der diesen Posten 1995 übernommen hatte. Dort arbeiteten später auch die beiden Verwaltungskräfte Sandra Kirchberger und Eva Friedl.

Kartierung der Waldstandorte startete



„Im Jahre 1989 wurde die Kartierung der Waldstandorte begonnen, die 2002 ihren Abschluss fand“, erzählt Max Nigl und verweist darauf, dass das Ganze viel gekostet habe, aber auch fast ganz vom Freistaat Bayern finanziell geschultert worden sei. Kaum im Amt feierte die WBV auch schon ein Jubiläum, das Max Nigl zu organisieren hatte. Mit Festgottesdienst und großer Feier im damaligen Hotelgasthof Holler in Salzweg blickte man auf 25 Jahre zurück. Schon zum Jahreswechsel 1994/1995 konnte man die 1000er Marke bei den Mitgliedern knacken. Die Mitgliederzahl stieg fortlaufend und auch die Holzmenge.

„Auch der Hackschnitzelbedarf der Mitglieder stieg Ende der 90er Jahre ständig an, so dass wir uns zum Preis von 170 000 Euro einen Großhacker zulegten“, erinnert sich Nigl. Eine weitere Veränderung beim Einsatz der Technik sei die Arbeit mit dem Harvester gewesen. Damit konnte die Durchforstung der Jungbestände voll mechanisiert werden. Auch die Holzabnahme konnte man durch die drei Großsägewerke in Niederbayern sicherstellen.

Stämme teils aus ganz Niederbayern angeliefert



Die Einführung von Fixlängen standardisierte die Vermarktungshölzer, die Spitzenvermarktung lag beim Nadelholz bei sechsstelligen fm-Zahlen. Der Höhepunkt der Vermarktung bei den Laubhölzern ergab sich durch die Abhaltung von Wertholzsubmissionen. Der Lagerplatz dafür war die Wiese direkt vor dem Gehöft von Max Nigl in Obersimboln, wo im zweijährigen Rhythmus angeliefert wurde. So wurden in den Jahren 2008 bis 2017 jährlich bis zu 850 fm an Werthölzern submittiert und verkauft. Die Wertholzstämme wurden teilweise aus ganz Niederbayern angeliefert, daran beteiligten sich auch Forstämter. „Dabei unterstützte mich sehr stark Forstdirektor Ludwig Geyer mit seinem Know-how“, merkt Nigl anerkennend an.

Er denkt mit Grausen an Sturm Kolle zurück



„Mit den Stürmen und dem Borkenkäferbefall wurde eine neue Ära in unserer Waldwirtschaft eingeleitet“, so Nigl. Nach den Aufräumarbeiten wurde auf den Schadflächen mit Nadel- und Laubpflanzen aufgeforstet. Er denkt mit Grausen an Ereignisse wie den Sturm Kolle zurück, der voll in seine Amtszeit eingeschlagen habe. Der Scheidende hofft nun, dass die Wälder vor solchen Wetterereignissen verschont bleiben, damit auch nachfolgende Generationen Freude an unseren Wäldern haben. Er sage all denen Dank, die ihn unterstützt haben, besonders dem langjährigen Geschäftsführer Karl Friedl und aus der Vorstandschaft Schatzmeister Franz Stocker, der dieses Amt 30 Jahre inne hatte.

Bleibt noch zu erwähnen, dass die Geschäftsstelle der WBV Passau 2018 in das Gebäude des Maschinenrings in Kringell bei Hutthurm umgezogen ist und dass auf Geschäftsführer Dominik Ernst aktuell Martin Horn gefolgt ist. Wer Max Nigl beerbt, entscheidet sich heute Abend bei der Jahreshauptversammlung der WBV Passau im Landgasthof Spetzinger in Salzweg.