Mangels Bewerber
Sicherheitswacht in Bad Füssing ist vorerst vom Tisch

04.04.2024 | Stand 04.04.2024, 19:00 Uhr

In Uniform und mit Funkgerät ist die Bayerische Sicherheitswacht unterwegs. Der Gemeinderat Bad Füssing hat sich für die Einführung einer solchen Truppe von Ehrenamtlichen ausgesprochen, der Innenminister dazu grünes Licht gegeben. Doch das Projekt ist gescheitert: Auch im zweiten Anlauf haben sich keine fünf Bewerber dafür gefunden. − Foto: Archiv Kathrin Lechl

Eigentlich hätte ab Frühjahr die Sicherheitswacht in Bad Füssing stundenweise „auf Streife“ gehen sollen. Doch daraus wird nichts. Das Projekt wurde jetzt nach zwei Anläufen mangels Bewerber für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt – und so wie es aussieht wohl bis zum St. Nimmerleinstag eingefroren. Sehr zum Bedauern von Bürgermeister Tobias Kurz: „Die Präsenz einer Sicherheitswacht hätte das Sicherheitsgefühl unserer Bürger und Gäste stärken können.“

Schon im Sommer 2022 hat Erster Polizeihauptkommissar Franz Dadlhuber, Leiter der Polizeiinspektion Bad Griesbach, auf Wunsch des Bad Füssinger Gemeinderats das Konzept der Sicherheitswacht vorgestellt. In über 100 bayerischen Kommunen – aktuell in 29 Städten und Gemeinden Niederbayerns – wird die Arbeit der Polizei von der Sicherheitswacht unterstützt.

Bindeglied zwischen Bevölkerung und Polizei

So gut wie überall sei man mit dem Einsatz der Frauen und Männer, die als „sichtbares und ansprechbares Bindeglied zwischen der Bevölkerung und der Polizei“ zu sehen seien, sehr zufrieden – auch in Pocking beispielsweise oder Pfarrkirchen, Simbach, Passau und Vilshofen.

Gut ein halbes Jahr später hat Bayerns Innenminister Joachim Herrmann – ein bekennender Fan der Sicherheitswacht in den bayerischen Kommunen – dem entsprechenden Antrag der Gemeinde Bad Füssing grünes Licht erteilt. Sechs Sicherheitswachtler sollten künftig durch den Kurort quasi „auf Streife“ gehen, mit vier sollte schon im Frühjahr 2023 gestartet werden.

Zwei Anläufe – zweimal Fehlanzeige



Doch schon vor einem Jahr wurde nichts daraus, weil nicht mal diese vier geeigneten Kandidaten – pflichtbewusste, motivierte und integere Frauen und Männer im Alter von 18 bis 62 Jahren mit sozialer Verantwortung, die auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehen – für die Bad Füssinger Sicherheitswacht gefunden werden konnten.

Im Herbst 2023 nahm man dann einen zweiten Anlauf – und wieder war es Essig! „Wir haben wirklich kräftig und breit gestreut die Werbetrommel gerührt“, sagt Bad Griesbachs Polizeichef Franz Dadlhuber. Auf Facebook und Instagram der Polizei Niederbayern beispielsweise, aber auch in Bad Füssinger Hotels, der Kurverwaltung oder in den Thermen. „Fünf wären ideal gewesen, mit vier Leuten hätten wir es auch gemacht“, sagt Dadlhuber. Aber nicht mal diese vier haben sich für die Sicherheitswacht beworben – und das bei über 8000 Einwohnern mit Hauptwohnsitz in Bad Füssing. Und die sich beworben haben, waren nicht mal aus dem Bad Füssinger Gemeindebereich.

„Bedarf wäre in Bad Füssing da“



Mit weniger als vier habe das Projekt aber keinen Sinn. „Man braucht einen gewissen Grundstock, sonst ist der Aufwand für uns mit Schulung, Betreuung und Ausrüstung für die Sicherheitswacht zu groß“, sagt Dadlhuber. Leider sei die Sicherheitswacht Bad Füssing kein Erfolg gewesen. Dabei, so Dadlhuber, hätte diese für den Kurort durchaus Sinn gehabt als Bindeglied, Infogeber und Wegweise auch zu den Kurgästen. Dadlhuber: „Der Bedarf ist da und es ist für Bürgerinnen, Bürger und Gäste doch ein angenehmes Gefühl, wenn jemand vor Ort präsent ist.“ Doch offenbar seien im Kurort die einheimischen Bürgerinnen und Bürger bereits zu sehr gebunden und die „Auswärtigen“ hätten wohl keinen wirklichen Bezug. Dass sich jedenfalls gleich gar keiner beworben hat, das sei laut Dadlhuber schon ein „Bad Füssinger Phänomen“.

Bürgermeister bedauert Scheitern



„In Pocking leistet die Sicherheitswacht eine sehr erfolgreiche Arbeit, auf diesen Zug wollten wir aufspringen“, sagt Bürgermeister Tobias Kurz, „aber leider ist es nicht gelungen, eine schlagkräftige Truppe zu rekrutieren. Das bedauere ich sehr.“

Das Bad Füssing ausgerechnet jetzt eine „Sicherheitsdienstleistung“ für die Gemeinde öffentlich ausgeschrieben hat, stehe aber nicht in Zusammenhang mit dem Scheitern der Sicherheitswacht, sondern sei zeitlicher Zufall. „Das ist die turnusgemäße Ausschreibung für die nächtliche Überwachung und Verschlusskontrolle unserer Liegenschaften, die gibt es schon seit Jahrzehnten“, erläutert Bürgermeister Kurz. Der private Sicherheitsdienst geht gegen Einbruch der Dunkelheit auf Patrouille, schaut nach dem rechten, ob alles in Ordnung ist. „Sicherheit und Sicherheitsgefühl sind uns wichtig!“, sagt Bürgermeister Kurz.

„Die Genehmigung ist nicht zeitlich befristet“



Die Sicherheitswacht hingegen wäre unter tags bis in den Abend unterwegs gewesen im Kurpark, Freizeitpark und in den Straßen. Polizeichef Franz Dadlhuber betont allerdings: „Das sind zwei Paar Stiefel: Wo eine Bayerische Sicherheitswacht, da kein privater Sicherheitsdienst. Wir wollen keine Verwechslung.“

In Bad Füssing wird es jedoch weiterhin nur den Sicherheitsdienst geben, denn die Sicherheitswacht wurde aufgrund des erneut erfolglosen Anlaufs auf Eis gelegt. Ob sie jemals wieder aufgetaut wird, steht in den Sternen. „Die Genehmigung dazu ist da und die ist auch nicht zeitlich befristet“, sagt Dadlhuber. Die Polizei jedoch werde jetzt erst mal „die Füße stillhalten“ und sich „Zeit lassen für einen neuen Anlauf“. Dadlhuber: „Wir müssen uns nochmals mit der Gemeinde zusammensetzen und das Vorgehen absprechen. “

Bürgermeister Tobias Kurz jedenfalls will die Flinte (noch) nicht ins Korn werfen. „Gestorben ist die Sicherheitswacht für mich nicht“, sagt das Gemeindeoberhaupt, „wir werden das Projekt jetzt erst mal ruhen lassen und in ein oder zwei Jahren erneut angehen. Vielleicht gibt’s ja dann geeignete Bewerber.“