Landkreis Passau
2500 Haushalte sind schon umgerüstet: Intelligente Nachfolger für alte Stromzähler

22.04.2024 | Stand 22.04.2024, 11:00 Uhr

Aus alt wird smart: Einige Haushalte müssen ab kommenden Jahr ihre Stromzähler austauschen. Dann bekommen sie einen digitalen Stromzähler, kombiniert mit einem Smart-Meter-Gateway, der Schnittstelle für den Austausch zwischen Stromverbrauchern und -erzeugern. − Foto: dpa

Die alten Stromzähler haben intelligente Konkurrenz bekommen. Die so genannten „Smart Meter“ messen digital den Stromverbrauch, koordinieren die Einspeisung von Strom und können über die Nutzung dynamischer Strompreistarife dabei helfen, Energiekosten zu sparen. Außerdem gibt’s einen detaillierten Überblick über den eigenen Stromverbrauch – und dabei vielleicht Anreize, an der ein oder anderen Stelle zu sparen.

Besonders für Gewerbebetriebe könnte das ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor werden, meint dazu Josef Pauli, Geschäftsführer der Elektrizitäts-Versorgungsgenossenschaft Perlesreut eG. Er ist als Energieberater des öfteren auch in den Kommunen des Landkreises Passau unterwegs. „Durch die Smart Meter ist ein hoher wirtschaftlicher Vorteil möglich, man muss ihn nur nutzen“, sagt er.



Vor allem Betriebe könnten wirtschaftlich profitieren


Stromverbrauch und Einspeisung sollen durch die smarten Stromzähler effizient gesteuert und aufeinander abgestimmt werden. Geld und Energie können so gespart werden, positive Auswirkungen soll es auch auf Stabilität und Auslastung des Stromnetzes geben. Aber wer bekommt die smarten Messgeräte, wann und zu welchem Preis?

Netzbetreiber Bayernwerk hat im Landkreis Passau bislang rund 2500 intelligente Messsysteme verbaut, so die Antwort auf eine Anfrage der PNP. Ab 2025 ist der Einbau der Smart Meter für bestimmte Verbrauchergruppen Pflicht, nämlich bei einem Jahresstromverbrauch von mehr als 6000 Kilowattstunden oder einer Photovoltaikanlage mit einer Leistung von mehr als sieben Kilowatt. „Rollout“ nennt das Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz die Einführung der intelligenten Messsysteme – die Betreiber sind gesetzlich verpflichtet, besagte Verbrauchergruppe schrittweise mit den smarten Geräten auszustatten. Bayernwerk habe damit bereits 2020 begonnen, so die Auskunft der Pressestelle. Allerdings werden die Smart Meter kaum genutzt von Haushalten, die nicht unter diese Regelung fallen.

Nachfrage beim optionalen Einbau der Messgeräte überschaubar

Die Nachfrage beim optionalen Einbau der Messgeräte sei „sehr überschaubar und eher gering“, erklärte Bayernwerk-Pressesprecher Michael Bartels. Grund dafür sei wohl, dass der Austausch des Messgeräts für Haushalte außerhalb der gesetzlich festgelegten Zielgruppe 115 Euro kostet. Hinzu kommen dann für alle Nutzer des Smart Meters jährliche Kosten für den „Messstellenbetrieb“ von mindestens 20 Euro. Für herkömmliche Zähler hingegen fielen bisher keine Extrakosten an. Ohne Notwendigkeit würden die alten Zähler daher auch nicht ausgetauscht, so der Bayernwerk-Pressesprecher. Kostenlos ist der Austausch aber für die Haushalte, die ab nächstem Jahr verpflichtend auf ein Smart Meter umsteigen müssen. Auch Josef Pauli glaubt nicht, dass die Einsparungen für Privathaushalte extrem groß wären – einfach deshalb, weil der Verbrauch nicht so hoch ist wie bei Betrieben. Die Nutzung der dynamischen Strompreistarife aber sehe er für Betriebe als großen Vorteil und enormes wirtschaftliches Potenzial. Die meisten privaten Verbraucher wollten einen Fixpreis beim Strom, erklärt Pauli. „Eigentlich bräuchte man jetzt eine Bildungsoffensive, um zu zeigen, welche Vorteile in dem dynamischen Tarif stecken.“ Ab 2025 müsse jeder Energieversorger auch einen variablen Strompreis anbieten. Um den zu nutzen sei ein intelligentes Messgerät Voraussetzung. Dieses brauche man aber auch, wenn die eigene PV-Anlage aus der EEG-Förderung fällt und man weiter einspeisen will, erklärt Pauli. Die 20 Euro Betriebskosten habe man schnell wieder reingespielt, meint er.

Stromerzeugung und Verbrauch werden verknüpft

Knackpunkt bei den Smart Metern ist, dass sie nicht nur digital den tatsächlichen Stromverbrauch mit Nutzungszeit messen, sondern auch eine Schnittstelle (den Smart-Meter-Gateway) besitzen für die Kommunikation zwischen Stromverbrauchern und -erzeugern mit den Betreibern der Stromnetze und den Energielieferanten.

„Intelligente Messsysteme, sogenannte Smart Meter, sind ein wichtiger Baustein für die Stromnetze der Zukunft. Sie helfen dabei, Erzeugung und Verbrauch intelligent und flexibel miteinander zu verknüpfen“, erklärt Bayernwerk-Pressesprecher Bartels. Bayernwerk habe insgesamt bereits rund 60000 intelligente Messsysteme in seinem Netzgebiet verbaut. Besagte Schnittstelle, über welche die Verbraucher-Daten fließen, ist laut Ministerium „besonders gesichert“.

Auch die EVG in Perlesreut forciere den Einbau der neuen Messgeräte, so Geschäftsführer Pauli. Fürs Stromsparen an sich aber ist dann doch immer noch jeder einzelne verantwortlich. Das erspare einem auch der intelligente Zähler nicht, betont Pauli: „Stromsparen ist das Wichtigste – auch wenn wir uns damit am schwersten tun.“