Mit „starkem Teamgeist“ in Waldkraiburg
Zwei kämpften mit der Waffe in der Hand: Ukrainische Eisstockschützen aus dem Krieg zur EM

08.03.2024 | Stand 08.03.2024, 19:40 Uhr

Einmarsch bei der Eröffnung: Die ukrainischen Eisstockschützen mit (von rechts) Valery Mazurenko jun. und Alexander Kovalov. − Foto: Kamhuber

Wenn es um die Titel geht, werden sie wohl nicht mitreden. Aber für sie hat allein das Dabeisein einen ganz besonderen Wert: Aus dem Krieg sind fünf ukrainische Eisstockschützen zur EM in Waldkraiburg angereist. Zwei von ihnen haben noch vor wenigen Monaten Kiew mit der Waffe verteidigt.

„Wir freuen uns über die Teilnahme an der EM. Wir haben eine gute sportliche Stimmung, einen starken Teamgeist und hoffen, eine gute Leistung zu zeigen“, sagte Mannschaftsführer Wladimir Polzheshnyi der Heimatzeitung. In blau-gelbe Trainingsjacken gekleidet, winkten die ukrainischen Stockschützen bei der EM-Eröffnung am Montag ins Publikum. Ein Auftritt von trügerischer sportlicher Normalität, denn er überdeckt, was die Männer vorerst hinter sich gelassen haben. „Zwei unserer Teamkameraden, Valery Mazurenko und Alexander Kovalov, griffen im Februar 2022 zu den Waffen, um Kiew zu verteidigen“, sagt Polzheshnyi.

Die beiden können in Waldkraiburg nur dabei sein, weil sie inzwischen 60 Jahre alt sind und aus der Armee entlassen wurden. Delegationschef Polzheshnyi erinnert daran, dass ukrainische Sportler unter 60 Jahren das Land in diesen Kriegszeiten nicht verlassen dürfen. „Also nicht alle konnten zur EM kommen“, stellt er fest. Mit zum Team gehören Mazurenkos Sohn Valery jun. und Oleg Kokov.

Vier der fünf Ukrainer sind die 1600 Kilometer von Kiew nach Waldkraiburg mit dem Auto gereist, nur Polzheshnyi selbst fuhr mit dem Zug nach Uschgorod, mit dem Bus dann weiter nach Bratislava. In Waldkraiburg haben die EM-Organisatoren um Udo Reichenecker zwei Appartements für die Ukrainer angemietet.

Die Männer um Wladimir Polzheshnyi finden sich in Waldkraiburg in einer Normalität wieder, die ihnen daheim genommen wurde. Eisstocksport zu Kriegszeiten – wie muss man sich das überhaupt vorstellen? „Wir haben Anfang des Jahres am Verbnoye-See in Kiew trainiert“, berichtet der Teamchef. Mehr als einen Monat lang habe es dort gutes Eis gegeben. „Und wir hatten Glück, im Sommer an einem Turnier in Polen teilnehmen zu dürfen“, fügt Polzheshnyi an. Jetzt hoffen sie, dass sie ihr Land gut vertreten bei dieser EM – bevor es wieder zurückgeht in ein Leben im Krieg.